Hans Schabert · Stromversorgung musste zunächst mit Gasmotoren aufgebaut werdenBekannt ist Gaugenwalddurch seine auf den Wiesenim locker bebauten Ortrasig jährlich wieder erblühenden„Sternenblumen“,die wilden Narzissen. Fastvergessen ist, dass die kleineGemeinde 1905 mit dieElektrifizierung in dieWege leitete und 1957 zumElektro-Musterdorf wurde.trizität genutzt. Es folgten nach Unterreichenbachim gleichen Jahr dann 1903 Liebenzell und Neuenbürg, 1905 Ebhausen und 1906 Wildbad.Mit der Entwicklung der Industrie setzte sich imKönigreich Württemberg auch die Entwicklungder Elektrifizierung fort. Aus Insellösungen wurden zunehmend Verbünde. 1916 bestand in 1800von 1899 württembergischen Gemeinden eineStromversorgung. 1923 wurde in Württembergeine„Sammelschienen A.G.“ gegründet, der – wieein großer Teil der Überlandwerke – auch derGET beitrat. 1924 wurde mit diesem Unternehmen dann ein Stromlieferungsvertrag geschlossen,der andere Lieferverträge unberührt ließ, abersonst zum Bezug nicht durch Wasserkraft gedeckter notwendiger Strommengen verpflichtete.Gaugenwald 1957 als BeispielsElektrogemeinde gefördertAuf eine der Gemeinden aus der Gruppe derInitiatoren einer Stromversorgung aus dem Jahr1905 ist nochmals ein Blick zu werfen: auf dasheute eine Teilgemeinde Neuweilers bildendeGaugenwald. Hat dieser Ort doch nicht nur dieSternenblumenblüte um Ostern oder eine vonalters her im bürgerlichen Gemeindeeigentumstehende Kirche als Besonderheiten. 1957 wurdedas Dorf Beispiels-Elektrogemeinde, dazu vomdamaligen Landwirtschaftsamt Nagold und derEVS mit seiner Zustimmung auserkoren. Von denseinerzeit bei dem entwicklungspolitischen Ansatzfür die Landwirtschaft die Zielgruppe bildenden19 Betrieben der 150-Seelen-Gemeinde bandensich 18 vertraglich, möglichst Elektroherd, Warmwasserspeicher, Elektrobackofen, Kühlschrankund Gefriertruhe anzuschaffen, des WeiterenVerbesserungen der Beleuchtung vor allem vonKüche und Stall sowie die Einrichtung einesDusch- oder Baderaums herbeizuführen.Die Gemeinde gewährte hierzu einen Zuschussvon seinerzeit nicht unbeträchtlichen 500 DM,die EVS für die Gerätebeschaffung bei Bezug überdas Unternehmen einen Nachlass zwischen 15und 40 Prozent auf den Kaufpreis. Dies brachteden Landwirten Gaugenwalds, die in der Länderbeschreibung 1939 schon als mittel- bis großbäuerlich eingestuft wurden, einen weiteren Entwicklungsschub. Elektrisch funktionierten fast überallim Dorf Gaugenwald in den 60-er Jahren Melkmaschinen, Heubelüftungsanlagen, Kartoffeldämpfer oder Jauchepumpen. Der Stromverbrauch stieg in der Ortschaft auf das Dreifachedes Landesdurchschnitts ländlicher Gemeinden.Dennoch, so meinte damals ein EVS-Vertreter,sei der Aufwand bescheiden, und koste täglichnicht mehr als eine Schachtel Zigaretten.53