[S. 52-55: 1857: erster Postwagenkurs Nagold Altensteig der Linie Stuttgart Freudenstadt, Eröffnung der Talstraße Calw Pforzheim mit König Wilhelm I. ] Am 1. Juni fand die erste Fahrt eines Postwagens auf der neuen Straße von Nagold nach Altensteig statt, die in Altensteig mit großer Freude begrüßt wurde, da schon lange die Leitung der Stuttgart Freudenstädter Post über Altensteig sowie die Errichtung eines Postamts von den Altensteigern angestrebt wurde 2 . An diesem Tag wurde die nunmehrige Poststraße durch die Stadt festlich mit jungen Tannen, Flaggen und Fahnen geschmückt. Der nun eingefahrene Postwagen war bekränzt und von einem zahlreichen, mit Festgästen besetzten Chaisenzug begleitet. Im Gasthaus zum Grünen Baum neben dem Postlocal [heute: Drogerie Hiller] war ein Festmahl bereitet, zu dem ich auch eingeladen wurde, bei dem es an Toasten nicht fehlte, nach welchen auch ich mir erlaubte, einen geschichtlichen[ leider verschollenen; F.K.] Überblick auf den Verlauf des Nagold-Altensteiger Straßenbaus vorzu­tragen, indem ich darauf hinwies, wie er vor zehn Jahren als Armenbauwesen zur Linderung der großen Not un­ter vielen Mißhelligkeiten, von welchen besonders ich viele zu tragen hatte, ausgeführt wurde, worauf sich einige veranlaßt sahen, in der allgemein frohen Stim­mung mir die Hand zur Versöhnung zu bieten, die ich gerne ergriff, da mir der liebe Gott in all den vielen Widerwärtigkeiten immer gnädig durchgeholfen, und ich mir bewusst war, während der ganzen Bauzeit die Erfül­lung meiner Pflichten, so viel ich konnte, erstrebt zu haben. Wenige Tage nach dem fröhlichen Postwageneinzug in Altensteig kam die Nachricht, daß der König[Wilhelm I.] über Pforzheim komme, um die eben vollendete Calw Pforzheimer Straße am Freitag, den 12. Juni, zu sehen. Rasch wurde allem aufgeboten zu seinem Empfang, die Straße und die Häuser in derselben in Unterreichenbach, Liebenzell und Hirsau zu schmücken. Allerwärts wurden die Orts- und Markungsgrenzstöcke und Wegzeiger mit Kränzen behangen und Fahnen besteckt. An der Nagold­brücke auf der Landesgrenze ließ ich, weit auf der baden­schen Straßenstrecke sichtbar, 20 Fuß hohe württem­bergische Flaggen anbringen. Mittags 12 Uhr traf nun der freudig erwartete König Wilhelm auf der Landesgrenze bei der Nagoldbrücke ein. Dort stieg er aus dem Wagen und beging die Brücke und stieg über die hohe, rechtsseitige, württembergische Böschung des Brückendammes hinunter und betrachtete die nach amerikanischem System erbaute hölzerne, freitragende Brücke von unten und stieg darauf wieder rüstig auf die Straße. Während der König unter der Brücke war, sagte mir sein ihn begleitender Cavalier, Graf von Taubenheim:"Reden Sie mit dem König laut, Se. Majestät hört nicht gut." Der König redete mich nun an und sagte:"Diese Brücke ist von Holz, das ist nicht gut, die fault bald, auch werden diese hohen Böschungen sich noch setzen." Worauf ich erwiderte, daß die Brücke als auf der Landesgrenze befindlich auf gemeinschaftliche Kosten erbaut wurde, die Bauausführung aber von Baden allein durch seine Techniker geschehen sei, was ihn zu beruhigen schien. 34 Ich erlaubte mir, nun auszusprechen, wie sich die Bewohner der ganzen Gegend zu großem Dank verpflich­tet fühlen, dass durch des Königs viele Bemühungen bei Baden es ihm gelungen sei, diese lang ersehnte Stra­ßenverbindung ins Leben zu rufen und die armen Leute bei diesem Straßenbau auch Brot verdient haben. Ferner fragte er noch, auf die umgebenden Waldungen weisend:"Wem gehören diese Waldungen?" Ich antwortete hierauf ziemlich laut, worauf er sagte:"Sie dürfen nicht so laut reden, ich höre gut." Ferner fragte der König mich:"Sind Sie mit dem ganzen Straßenbau fertig?" Worauf ich erwiderte:"Majestät, vollständig." Worauf er, gegen die badensche Straße zeigend, die er eben mit verschiedenen Hindernissen befahren, sagte: "Bei Pforzheim ist der Bau noch nicht ganz fertig. In allen Lebensverhältnissen ist es gut, wenn man Wort hält." Von Baden erhielt nämlich der König die Zusage, dass die Straße bis zu seinem Eintreffen fertig sei. Der König bestieg den Wagen wieder, hinter dem ich mit meinem Schimmel hergeritten. In Unterreichenbach hatte sich der Oberamtmann mit den bürgerlichen Collegien aufgestellt, mit welchen der König aufs Leutse­ligste sich unterhielt, ebenso in Liebenzell. In Hirsau wurde der königliche Wagen umgespannt, wo sich der König nochmals sehr befriedigt aussprach und sich sofort zum Besuch der in Wildbad weilenden Kaiserin von Rußland begab, von wo er andern Tags morgens Uhr zur Weiterreise nach Stuttgart in Calw wieder eintraf. Die officielle Eröffnung der neuen Calw Pforzheimer Straße wurde nun drei Tage nach Anwesenheit des Königs auf den 15. Juni festgesetzt, zu der sich schon am 14. von Stuttgart der Herr Vorstand der Straßenbau­abteilung, Oberregierungsrat von Cammerer, mit Ober­baurat von Böheim und Baurat Cloß in Calw einfanden. [ Es folgen noch ausführliche Beschreibungen.] [S. 64: 1861: Hauskauf und Umzug nach Hirsau] [ Nach Kündigung der Mietwohnung in Calw im Armbrusterschen Haus wegen Eigenbedarf war keine geeignete Mietwohnung zu finden, so dass sich Feldweg zum Hauskauf entschloss]: Gleichzeitg war in Hirsau das ehemalige Gasthaus zum Lamm zum Verkauf ausgesetzt, das infolge Gants von dem früheren Besitzer verlassen war und billig erworben werden konnte 3 . [S. 67: 1863: Eröffnung Talstraße Wildberg Nagold ] Am 30. Mai 1863 fand die Eröffnungsfeier der neuen Wildberg Nagolder Straße statt. Vormittags fuhr eine Reihe Chaisen und Omnibusse von Nagold nach Wild­berg. Zu den Insassen derselben gesellten sich dort Männer von Calw, Wildberg und anderen Bezirksorten. Nach erfolgter, gegenseitiger Bewillkommnung und erfolgter Erfrischung im Schwanen daselbst wurde die neue Straße mit 38 Fahrzeugen, mit drei Vorreitern und einem Musikkorps an der Spitze bis zur Post nach Nagold befahren, wo ein Festmahl von 160 Couverten bereitet war, das durch Reden und Toaste gewürzt wurde. Auch wurde von mir derer gedacht, die nicht mit Feder und Tinte, nicht mit Streusand und Nivellierinstrument,