angegangen, so auch aus dem oberen Nagoldtal, worauf ich ganz unerwartet am 8. März 1847 spät Abends ein Schreiben von Ministerialrat Böheim aus Stuttgart erhielt des Inhalts, dass er mit Oberregierungsrat von Auten­rieth nach Nagold reise. Es handle sich um den Bau einer Straße von Nagold nach Altensteig und zunächst um eine Verhandlung mit den Vertretern der beteiligten Gemein­den, wozu auch ich mich morgen früh[ also 9. März] um 8 Uhr einfinden und die etwa in der Inspections-Regi­stratur einen solchen Bau betreffenden Acten mitbringen solle. Ich suchte bis spät in die Nacht nach den verlangten Acten, fand aber nichts und machte mich früh vier Uhr auf den Weg mit meinem Einspänner nach Nagold, wo ich um ½8 Uhr eintraf und mit Staunen vor dem Postge­bäude die Ortsvorsteher der betreffenden Gemeinden mit Planmappen und Plankapseln ausgerüstet gewahr wurde. Von diesen hörte ich, wie auch sie in Eile einbe­rufen wurden, mit den Flurkarten von Nagold bis Alten­steig hier zu erscheinen. Ich hörte nun weiter von den beiden Herren von Auten­rieth und Böheim, wie das Ministerium auf die Bitte der Gemeinden des oberen Nagoldtales wegen Teurung und Verdienstlosigkeit geneigt sei, sich bei dem genannten Straßenbau zu beteiligen, behufs dessen mit den betref­fenden Gemeinden sowie denen der Oberamtscorpora­tion nun verhandelt, zunächst aber das ganze Terrain bis Altensteig begangen werden soll. Nach kurzer Besprechung der Herren Ministerialbeam­ten mit dem Oberamtmann, den Vertretern der Ober­amtscorporation und den Vertretern der beteiligten Gemeinden wurde nun bei Wind und Schneegestöber von der ganzen Versammlung zu Fuß von Nagold dem Tal nach das Terrain beaugenscheinigt und gelegentlich Notizen über den Wert der Grundstücke und Baumate­rialien zur Schätzung des Aufwandes für den ganzen Straßenbau aufgenommen. Um vier Uhr abends in Altensteig angekommen, wurde sofort unter Mitwirkung des Oberamtmannes von den Herren Ministerialbeamten mit den Vertretern der betref­fenden Gemeinden und der Amtscorporation auf dem Rathaus dort über die Bauanlage der drei Stunden langen Straße und die Beschaffung der hierzu erforderlichen Geldmittel weiter verhandelt. Dabei wurde schätzungs­weise angenommen, dass mit einem Aufwand von 60.000 Gulden die ganze Straßenanlage werde ausge­führt werden können, wozu die Ministerialbeamten die Übernahme des hälftigen Betrags auf die Staatskasse in Aussicht stellten, wogegen die andere Hälfte die Amts­corporationen mit den betreffenden Gemeinden zu tra­gen hätten, womit sich die letztgenannten einverstanden erklärten. Gegen fünf Uhr abends war die Verhandlung zu Ende und besprach Ministerialrat Böheim nur noch kurz mit mir die Bearbeitung der Pläne und der Kostenvoran­schläge. Worauf ich in Eile das rückständige Mittagsmahl zu mir genommen und mich mit meinem Einspänner, an dem ich ein zweites Pferd vorspannen ließ, um sechs Uhr abends über Berneck nach Hause begeben wollte, um andern Tags über Calw nach Neuenbürg zu fahren und dort einer Gütererwerbsverhandlung anzuwohnen. Aber schon in der Bernecker Steige war des Schnees wegen kaum fort zu kommen, so dass ich erst gegen neun Uhr Warth erreichte und dort in einem Bauernwirtshaus über Nacht bleiben musste. Am andern Morgen[ also 10. März] um sechs Uhr fuhr ich wieder mit einem Vorspannpferd unmittelbar hinter dem Bahnschlitten her, bis der Weg schneefrei wurde. Ich traf nun zu Hause erschöpft und unwohl um neun Uhr ein, musste aber schon um elf Uhr trotz der Vorstel­lungen und Bitten meines lieben Weibes mich nach Neuenbürg auf den Weg machen, um bei einer Güter­erwerbsverhandlung teil zu nehmen, zu welcher auch auswärtige Leute bestellt waren, wobei ich über techni­sche Fragen Auskunft zu geben hatte. Um 3 Uhr mittags traf ich fieberkrank auf dem Rathaus ein, musste zunächst den Arzt rufen lassen, der aber auswärts gewesen und erst andern Tags eingetroffen. Ich konnte vor Fieber und Husten kaum reden, blieb aber doch auf dem Rathaus bei den Versammlungen, die ihrer Dringlichkeit wegen nicht verschoben werden konnten und[ Textlücke: am 11. März] von morgens acht Uhr bis abends 7 Uhr dauerten und erst am 12. März mit Einbruch der Nacht beendigt wurden. Am 13.[ März] kehrte ich bei zunehmendem Fieber nach Hause zurück, aber täglich mehrten sich die Arbeiten, die Vorberei­tungen für Grundstückserwerb, Fertigen der Baupläne, Berechnen von Überschlägen und dgl. Als Armenbauten wurden die Correction der Calmbach Neuenbürger[Straße] und der Teinachbadstraße, die Calw Pforzheim-Straße bei Dennjächt, der Neubau der Nagold Altensteiger Straße in Angriff genommen. Neben diesen war noch der früher begonnene Ostelsheim Althengstetter Straßenbau zu vollenden. [S. 50-51: 1856: Talstraße Calw ­Pforzheim und andere, Nachzeichnung Struwwelpeter ] Das Jahr 1856 war, wie sein Vorgänger 1855, ein sehr geschäftsvolles. In Ausführung waren der Straßenbau von der Landesgrenze gegen Pforzheim bis Unterreichen­bach, vom Markgrafenbrunnen bis Liebenzell mit der Correktur durch Liebenzell, von der oberen Badbrücke bei Liebenzell zum Kohlbach, von Calw gegen Wildberg bis zum Raben, die Nagoldbrücke in Altensteig[ gemeint ist wohl die Brücke am ehemaligen Gasthof Anker], ferner der Straßenbau von Spielberg bis Pfalzgrafen­weiler, von Herrenberg gegen Horb über die Markungen Nufringen und Öschelbronn. Dazu kam noch der Anlaß der Anwesenheit der Kaiserin von Rußland in Wildbad[ und] die gesteigerten Anforde­rungen der Straßenunterhaltung daselbst. Trotz der großen Arbeitslast, die mich häufig von morgens 4 Uhr bis abends spät in Anspruch genommen, copierte ich unter Mithilfe meines lieben Weibes auf Weihnachten den im Buchhandel vergriffen gewesenen "Struwwelpeter", an dem sich jetzt noch die Enkel erfreuen können.[ Beispiel für die zeichnerische Bega­bung und die Fähigkeit zu lithographieren, die Feldweg während seiner Lehrzeit in Stuttgart erworben und später auch ständig gepflegt hat.] 33