Mitnehmen einiger zusätzlich angefallener oder eiliger Wagen wie des Milchkurswagens Altensteig Nagold Stuttgart gewesen(auch von anderen"Milchorten" liefen solche Wagen nach Stuttgart). Aber das hätte nichts Wesentliches daran geändert, dass das lokale Frachtauf­kommen(vielleicht außer Holz aus Jettingen) nicht zu erwarten war. Hochwertige Erzeugnisse wie aus der Maschinenherstellung, aus Handel oder Gewerbe standen bei den bäuerlich geprägten Dörfern Jettingen oder Mötzingen nicht in Aussicht. Bei den Lokalbahnen in Württemberg(die Bezeichnung Lokalbahn ist für die Zeit bis zum Ende des Königreichs Württemberg amtlich der technisch-rechtliche Begriff Nebenbahn kam erst danach auf) war ein Zugangebot sen. Ob es durchgehende Züge bis Tübingen gegeben hätte, ist fraglich, auf jeden Fall nicht in Richtung Böb­lingen/ Stuttgart, denn die sparsame Württembergische Staatseisenbahn führte grundsätzlich nie Züge von Lokalbahnen auf Hauptstrecken weiter(das wäre bequem für die Kunden gewesen, hätte aber zusätzliche Ausgaben ohne nennenswerte Mehreinnahmen bedeutet). An das heutige Industriezentrum Sindelfin­gen/Böblingen und seine verkehrspolitische Bedeutung dachte damals noch niemand. Spätestens der Erste Weltkrieg und die anschließenden Notzeiten haben alle Hoffnungen auf Verwirklichung des Eisenbahnprojekts begraben 7 . Wieder aufgeflammt ist Abb. 8: Der seltene Fall eines Güter-Kurswagens: Dieser 1904 gebaute normalspurige Stückgutwagen war in Altensteig beheimatet, somit auf einer Schmalspurbahn. Das ergibt nur Sinn, wenn er in Nagold auf die Nagoldbahn überging und von dort ein wesentliches Stück auf der Normalspur zurücklegte. Das spricht für einen täglichen Durchlauf über Calw und die Schwarzwaldbahn nach Stuttgart zum damaligen Hauptgüterbahnhof. von drei Zugpaaren werktags und allenfalls vier an Sonn­tagen üblich. Mehr Bedarf gab es nicht, oder die Aus­lastung der vorhandenen Züge wäre wieder gesunken. Das Angebot im Personenverkehr von Nagold nach Stuttgart auf der bestehenden Hauptbahn über Calw nach Stuttgart war stets dichter als auf einer Nebenbahn nach Herrenberg. Allenfalls die Tatsache, dass Reisende aus Nagold oder aus dem Raum Altensteig für die Fahrt nach Stuttgart einen geringeren Fahrpreis zu bezahlen gehabt hätten, hätte die Chancen dieser Nebenbahn erhöht. Aber in einer Zeit fast ohne Autos gab es für die Bahnverwaltung keinen Anlass, durch die Argumentation "bessere Verbindung" auf mehr Fahrgäste zu hoffen. Wer fahren musste oder wollte, fuhr ja schon. Wer nicht fuhr, hatte keinen Anlass oder vor allem kein Geld. Mobilität war tendenziell sogar wesentlich teurer als heute. Ein "angebotsorientiertes Marketing", wie man es heute betreibt, war unbekannt, weil der Markt nicht über eine genügend große Nachfrage verfügte. Der Synergieeffekt mit der Bahn nach Altensteig und mit der Ammertalbahn wäre nicht ausreichend groß gewe­die Diskussion in den 1980er Jahren und beschäftigt seit­her die zuständigen Gremien: Neubau oder Ausbau der bestehenden Schienenwege? Auf jeden Fall ist Nagold Herrenberg schon jetzt ein Projekt mit Geschichte 8 . Abb. 9: Uralt-Wagen der so genannten Amerikanerbauart mit Baujahren ab 1845(!) gehörten auf den württembergischen Lokalbahnen noch bis Ende der 1930er Jahre zum Standard. Ältere Fahrzeuge setzte kein anderes Land im deutschen Reich ein! Das "gute" Wagenmaterial lief auf den Hauptstrecken, das"alte Glump" wurde auf den lokalen Linien buchstäblich aufgebraucht. Auch zwischen Nagold und Herrenberg wären demnach solche Wagen gefahren. Nur für die Schmalspurstrecken wie nach Altensteig ­musste die sparsame württembergische Staatsbahn wohl oder übel fabrikneue Wagen beschaffen. 29