18

Hydrographie. Beschreibung einzelner Flussgebiete, Enz-Nagold.

Lauf und Thalbildung.

a) Enz.

Im Orte Gompelscheuer vereinigt sich der aus Süden kommende Poppelbach mit dem aus Westen fliessenden Kaltenbach. Die Quellen beider Bäche liegen im Buntsandstein in rund 800 m Höhe. An ihrem Vereinigungspunkt in Gompelscheuer tritt in der Thalsohle eine starke Quelle in rund 670 m Höhe zu Tage, die als Enzquelle bezeichnet wird. Die -Enz fliesst in engem, von steilen, waldbedeckten Hängen begrenzten Thal im Buntsandstein weiter, bis sie bei Mittel- Enzthal auf die erste, nur etwa 1 km lange, bei Nonnenmiss auf die zweite bis unterhalb Wildbad reichende, rund 12 km lange Kuppe eines unterirdischen Granitgebirgskammes stösst. Das Vor­kommen des Granits in der Umgebung von Wildbad wird durch senkrechte Felsen von mässiger Höhe entlang der Flussufer, sowie durch das stärkere, zu kleinen Wasserfällen Veranlassung gebende' Längsgefäll des rauhen, mit grossen Geröllstücken bedeckten Flussbetts bezeichnet. Da der Granit von der Enz nur auf massige Tiefe erodiert wurde, vermag er nicht dem Thale seinen einförmigen Buntsandsteincharakter zu benehmen, sondern verleiht ihm nur in der Thalsohle und auf kurze Strecke die den Thälern im Vorgebirg eigene wilde Romantik. Oberhalb Wildbad lagert der Buntsandstein meist unmittelbar auf dem Granit, in und unterhalb Wildbad dagegen ist das Rot- liegende als Zwischenschichte vorhanden; letzteres lässt sich bis in die Nähe von Höfen verfolgen. An einigen Stellen wurde es vom Granit durchbrochen, so dass stellenweise auch hier der Bunt­sandstein unmittelbar über dem Granit lagert.

Bei Calmbach nimmt die Enz, die bis hierher vielfach auch die Bezeichnung grosse Enz führt, die nahezu parallel mit ihr verlaufende, nur durch einen langen, wenig breiten Bergrücken von ihr getrennte kleine Enz als rechtsseitigen und wenige Kilometer weiter unterhalb die vom Hohloh her­kommende Eyach als linksseitigen Nebenfluss auf.

Das Enzthal ist von Höfen bis Birkenfeld wieder typisches Schwarzwaldthal; von Birkenfeld abwärts verliert es jedoch plötzlich diesen Charakter, die Gehänge erhalten grösseren Abstand, es bilden sich nicht unbeträchtliche Thalerweiterungen. Die Enz folgt auf dieser Strecke der fast geradlinig bis Mühlacker verlaufenden Hauptverwerfungsspalte, die eine natürliche Trennung zwischen Schwarzwald und Kraichgau im weiteren Sinn bildet. Bei Niefern, unterhalb der Einmündung der Nagold bei Pforzheim, tritt die Enz auf die Grenze zwischen Buntsandstein und Muschelkalk. Die harten Dolomitbänke des Wellenkalks und die leicht verwitternden und abschwemmbaren Schichten der Anhydritgruppe sind wohl im Zusammenhang mit der Verwerfung in kurzem Lauf durch­brochen; schon bei Mühlacker erreicht die Enz den Hauptmuschelkalk, der sich bis Bietigheim beinahe ganz unter die Thalsohle zieht. Alsbald stellen sich die dieser Formation eigenen Schlingen und Schleifen ein, die besonders in den weinreichen, steilwandigen Kesseln von Mühlhausen und Rosswag Ausdruck finden. Diesen Charakter behält der Enzlauf, wenn auch in etwas weniger aus­gesprochenen Weise, bis zu seiner Mündung in den Neckar bei.

Die Enz fliesst demnach von normal tiefer liegenden Schichten und Gebirgsformationen in höher liegende, was das starke Einfallen der Gesteinsschichten von Südwest nach Nordost augen­scheinlich bekundet. Als Zuflüsse der Enz unterhalb Pforzheim sind zu erwähnen die zwei links­seitigen, vom Stromberg herkommenden Flüsschen Schmie und* Metten, die bei Vaihingen bezw. Bietigheim einmünden, sowie die zwei der Enz von der rechten Seite zugehenden Nebenflüsse Strudel­bach und Glems, von denen der erste aijp^ Hagenschiess entspringt und bei Enzweihingen mündet, während die letztere mit ihren Quellgebieten bis zur Solitude reicht und bei Unterriexingen endigt.

b) Nagold.

Die Nagold ist der einzige grössere Fluss Württembergs, der vom Ursprung bis zur Mündung nur einer einzigen Gebirgsformation angehört. Mit Ausnahme des Granitgangs bei Liebenzell, der nur auf wenige hundert Meter Länge und nur in der Nähe der Thalsohle angeschürft ist, sowie der jüngern Kalktuffbildungen und des sogenannten Hochterrassenschotters, der stellenweise noch am Thalhang als Ablagerung der früher höher fliessenden Nagold erkenntlich ist, bespülen die Nagold­wasser nur die Buntsandsteinformation. Der Charakter des Thals mit engen, hohen, bewaldeten Thalwänden und mit Wässerwiesen am Fuss des Hangs und auf dem Thalgrund bleibt daher während des ganzen Laufs derselbe.