Hydrographie. '"Beschreibung einzelner Flussgebiete, Enz-Nagold.
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diejenige mit mindestens 25 mm Niederschlagsmenge, nach Jahreszeiten, gemittelt aus dem 5jährigen Zeitabschnitt 1891/95, zusammengestellt.
Bemerkenswert ist die rasche Abnahme der Anzahl der "Tage mit Niederschlag von West nach Ost, bezw. von der Höhe nach der Niederung. Während in Kaltenbronn Niederschlagshöhen von 10 mm und mehr an 50 Tagen, solche von 25 mm und mehr an rund 8 Tagen im Jahresdurchschnitt beobachtet wurden, fällt diese Anzahl der Tage in Herrenberg, sowie in Horb und Stuttgart, bis auf 13 bezw. bis auf rund 1.
Im Frühjahr treten nach der Tabelle grössere Tagesregenmengen durchschnittlich am seltensten, im Sommer und Herbst am häufigsten ein.
Im allgemeinen ist über das Enzgebiet noch anzufügen, dass seine höheren Lagen ziemlich schneereich sind. Im Vorwinter bleibt der Schnee in der Regel nicht lange liegen, nicht selten geht er infolge starker Regengüsse rasch ab; erst die später fallenden .Schneemassen bleiben meist länger, bis in den Monat April hinein, liegen. Der Schneeabgang im Frühjahr vollzieht sich im Gegensatz von jenem im Vorwinter in der Regel langsam und stetig; jedoch werden auch hier nach rasch eintretenden Witterungsumschlägen gefahrbringende Hochwasser beobachtet, wie z. B. am 8. und 9. März 1896. (Vergl. Beilage 2 und die zugehörige Tafel 3.)
II. Flusslauf.
Richtungsverhältnisse.
Die tektonischen Störungen und Lockerungen des Untergrunds waren wohl sicher grundlegend für den ursprünglichen Lauf der Enz und Nagold; ein grosser Teil der Richtung des Laufs fällt auch thatsächlich heute noch mit der einen oder anderen der zwei Hauptrichtungen, nämlich teils mit der Richtung des Rheinsystems, teils mit derjenigen des Alpen- bezw. Donausystems zusammen. Späterhin hat sich jedoch die Thalbildung durch die fortschreitende Erosion seitwärts gezogen und von der Spaltenlinie unabhängig gemacht, so dass die Thäler ausgesprochen den Charakter von Erosionsthälern tragen und bloss in ihrer allgemeinen Richtung noch an die ursprüngliche tektonische Anlage erinnern. ‘ '( i f
a) E n z.
Das obere Enzthal bis gegen Neuenbürg ist hienach als ein, dem rheinischen Süd-Nordsystem folgendes, reines Schwarzwaldlängsthal aufzufassen. Von Neuenbürg bis Mühlacker läuft dagegen die Enz im alpinen System in der Richtung von Südwest nach Nordost parallel der Donau oberhalb Regensburg. Von Mühlacker bis nach Bietigheim ist für den Enzlauf in der Hauptsache wieder das rheinische System massgebend und zwar folgt sie diesmal einem Querriss desselben; sie wird jedoch durch zahlreiche Querrisse zum Donausystem auf kurze Strecken jeweils abgelenkt; wodurch sich die dem Muschelkalk eigenen Schlingen des Flusslaufs bilden. In welch bedeutender räumlicher Ausdehnung sich diese Thal- und Flussänderungen verlegt haben, ist aus den Inselbergen bei Dürrmenz, Vaihingen, Enzweihingen und Bietigheim deutlich erkennbar, die der Fluss zur Zeit, als er noch höher lief, umfloss und nach und nach abschnürte. Die Enzstrecke Bietigheim—Besigheim, die sich erst in verhältnismässig neuer Zeit ausgebildet hat, gehört wieder dem rheinischen Süd- Nordsystem an.
b) Nagold.
Die tektonischen Störungen im oberen Nagoldthal verlaufen ganz in der Buntsandsteinformation, sie sind daher sehr schwierig festzustellen. Das Nagoldthal oberhalb Erzgrube, sowie die etwa 8 km lange Flussstrecke oberhalb Nagold, gehen parallel mit den in der Nähe vorhandenen Erz- und Schwerspatgängen. Bei Nagold erfolgt die sehr bemerkenswerte Umbiegung der Thalrichtung in spitzem Winkel, wie dies in ähnlicher Weise westlich im Murgthal bei Baiersbronn und östlich im Neckarthal bei Plochingen beobachtet wird. Aus dem von Nordwest nach Südost, bezw. von West nach Ost, streichenden Schwarzwaldquerthal der oberen Nagold bildet sich dort plötzlich das Schwarzwaldlängsthal der unteren Nagold, das in der Süd-Nordrichtung des rheinischen Systems, parallel dem oberen Enzthal weiter verläuft, bis es, etwa 10 km oberhalb Pforzheim, durch mehrere Parallelrisse zu dem im alpinen System streichenden Enzthal gegen Nordost ab- und schliesslich ganz in letzteres eingelenkt wird.
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