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2. Die Bahn von Weil der Stadt bis Calw.
Grabstein setzte. Der Grabstein wurde 1566 aus der Aurelius- kirche in die Peterskirche versetzt und 1796 auf dem Boden derselben ausgegraben.
Von den Grabsteinen wenden wir uns am Klosterkarzer vorüber zu dem naheliegenden Belvedere. Die Aussicht gibt uns zugleich ein geschichtliches Bild von Hirsau nach den drei Zeiten der Klosterstiftung. Wir erblicken nämlich gerade gegenüber die Pletzschenau, den ältesten Theil von Hirsau, wo einst Helizena die Nazariuskapelle erbaute. Dort sehen wir auch die Mühle, an welche sich die Sage von Heinrich III. knüpft. Weiter zur Rechten erblicken wir den Viehhof, d. h. die Häusergruppe, in welcher die Aureliuskirche, das alte Gebäude mit vielen Dachläden steht. Diese Gruppe erinnert uns an die Stiftung des Klosters durch Graf Erlafrid 830. Und endlich unsre nächste Umgebung, die Ruine hinter uns, die Kirche neben uns, geben ein Bild der dritten Periode des Klosters vom 11. Jahrhundert an. Vom Belvedere kehren wir zurück und richten unsere Blicke auf die Pfarrkirche, von Abt Johann II. 1508—16 im spätgothischen Stil gebaut. Das Eigenthüm- liche derselben fällt schon von Außen auf, nämlich daß sie ein zweites Stockwerk mit besondern Fenstern hat. In diesem ober« Stockwerk ist der alte Conventssaal, auch Bibliotheksaal. Da die Führcrin die Schlüssel zu Kirche und Bibliotheksaal nicht hat, so begnügen wir uns, in dieselbe hineinzusehen. Wir gehen die außen angebrachte, zur Emporkirche führende Treppe hinauf und blicken von der Empore herab in die Kirche. Die Fenster sind dreitheilig. An den Seitenwänden sind 12 Wandpfeiler mit den Brustbildern der 12 Apostel. Auf diesen ruhte früher ein steinernes Gewölbe, an dessen Stelle aber jetzt eine hölzerne Decke gekommen ist. Gehen wir noch eine Treppe höher, so können wir durch eine eiserne Thüre uothdürftig in den Conventssaal blicken. In demselben stehen noch die alten Bücherkästen, aber leider nicht mehr mit den Büchern der berühmten Bibliothek, sondern mit Akten gefüllt, daher das Ka- meralamt den Schlüssel zu diesem Saal hat. Die einst hier befindliche Bibliothek wurde gegründet von Wilhelm, dem bedeutendsten Abt des Klosters, gestorben 1091. Er war in jeder Beziehung ausgezeichnet, durch Frömmigkeit wie durch Gelehrsamkeit, durch praktisches Geschick wie durch organisato-