32 2. Die Bahn von Weil der Stadt bis Calw.

Oekonomiegebäuden, welche hier Abt Bernhard 1482 für das Kloster anlegte.

Wir wenden nun unsre Blicke, ehe wir zur Brücke kom­men, nach einem andern Theil von Hirsau, nach der Pletz- schenau, welche uns zur Rechten, zwischen dem Berg und der Nagold liegt. Dort ist auch der Kirchhof des Ortes. Diese Pletzschenau, welche die ursprüngliche Kirchengemeinde war, ist besonders durch zwei Sagen merkwürdig. Hier soll Helizena, eine Edelfrau von Calw, das erste Kloster 645 gestiftet haben. Diese fromme Wittwe hatte einen Traum, in welchem sie er­mahnt wird, ein Kloster zu gründen, und zwar an einem Ort, wo drei Fichtenstämme aus Einem Stamme emporsteigen. Des Morgens geht sie mit ihren Dienern hinaus und findet einen solchen Ort. Hier erbaut sie eine Kirche zu Ehren des heil. Nazarius mit reicher Güterausstattung, und kleidet sich selbst als Nonne ein- Eine weitere Sage knüpft sich an die in der Pletzschenau stehende Mühle. In ihr soll Kaiser Heinrich III., der Schwarze, geboren sein. Kaiser Konrad II. (der wirkliche Vater des nach der Wahrheit in Geldern geborenen Hein­richs III.) übernachtete bei einer Jagd in der Mühle in der Pletzschenau. Halb träumend hört er eine Stimme: das in dieser Nacht geborne Knäblein wird dein Nachfolger sein. Es war nemlich, ehe der Kaiser in die Mühle kam, ein Graf von Calw mit seiner Frau in diese Mühle geflüchtet, weil er als Landfriedcnsstörer den Zorn des Kaisers fürchtete. Und gerade in dieser Nacht gebar die Gräfin einen Sohn. Um des Traumes willen gab der Kaiser den Befehl, das Knäb­lein, welches er für das Kind eines Bauernweibes hielt, zu tödten. Das Kind wurde aber nicht getödtet, sondern im Walde ausgesetzt, wo es von einem Herzog von Schwaben gefunden und an Kindesstatt angenommen wurde. Durch wun­derbare Verkettung der Umstände geschah es, daß der Kaiser später diesem zum Jüngling herangewachsenen Herzogssohn seine Tochter zur Frau gab, und so bekam derselbe die An­warthschaft auf den Kaiserthron.

Vom Viehhof und von der Pletzschenau wenden wir nun unsre Blicke nach dem Schloß mit der berühmten Ulme und nach dem hohen, schlanken Thurm, der uns der Wegweiser zu den Klosterruinen ist. Wir gehen über die alte Brücke, an