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2. Die Bahn von Weil der Stadt bis Calw.

welchem ein langer Einschnitt vorhergeht und ein etwas kürzerer Einschnitt nachfolgt, war erforderlich, um über diese Wasser­scheide oder eigentlich unter derselben durchzukommen. Dieser Bergrücken ist geognostisch dadurch merkwürdig, daß sich in demselben eine Keuperspalte befindet, welche sich etwa eine halbe Stunde weit in der Richtung von Südost nach Nordwest durch den Muschelkalk hinzieht. Es müssen hier bedeutende Erd­revolutionen stattgefunden haben, wovon auch die starken Ver­werfungen des Muschelkalks im Vor-Einschnitt zeugen. Zu­nächst nach Ostelsheim führt die Bahn auf hoher Auffüllung von 60 80'. Auch sind hier zur Rechten 6 7 Morgen große Material-Ablagerungsplätze. Dann überschreiten wir die Straße Ostelsheim-Althengstett und fahren in den 4000' langen und bis 420' tiefen Vor-Einschnitt des Forsttunnels. Die Schichtungen bestehen hier meist aus Lehm, in welchem Mamuthzähne gefunden wurden, mit vielem Stcingerölle und starken Findlingen, sogenanntem Zellenkalk; das ganze Gebirge ist verworfen und nur in der Tiefe sind regelmäßige Schich­tungen. Dieser Einschnitt erforderte vier Jahre Bauzeit. Der Tunnel ist 2430' (696 m.) lang, liegt fast ganz im festen Wellenkalk, welcher beim Zutritt der Luft verwittert und durchschneidet die vorhin genannte Spalte des Keupers. Der ganze Ausbruch mußte mittelst Sprengung geschehen, während im Gewölbscheitel eine Lettenschichte lag, welche einen starken Druck ausübte, daher große Vorsicht beim Bauen nöthig war. Die Erschließung des Berges geschah im Juni 1868 und wurde mit drei Hilfsschächten ausgeführt; der Sohlenstollen war im Oktober 1869 vollständig durchgebrochen und am 9. Oktober wurde ein feierlicher Durchzug veranstaltet. Die Ausmauerung geschah mit rothem Sandstein aus dem Nagold­thal. In der Mitte des Tunnels entspringt aus dem bunten Sandstein und Keuper-Mergel eine starke Quelle mit gutem Trinkwasser, welche gegen Ostelsheim abgeleitet ist. Auch auf der Westseite des Tunnels ist ein bedeutender Einschnitt, aber nicht so lang und nicht so tief, als auf der Ostseite, am Portal 90'. Die Schichtungen sind hier regelmäßiger und bestehen meist aus Wellenkalk. Der Einschnitt erstreckt sich bis zur Station Althengstett, auf der wir jetzt ankommen. Bis hieher steigt die Bahn von Schafhausen gleichmäßig 1:100. Wir