bückte der Richter sich mit der schwarzen Mühe, sprach er die fürchterlichen Worte:und sollt Ihr am Halse aufgchängt werden, bis Ihr todt seyd," und bestimmte nächsten Montag zur Vollstrcgung. Thränen waren in Aller Augen. Nw- er, dem der Todesspruch galt, stand unbewegt; keine Wimper, kein Muskel zuckte. Und als der Richter, im Innersten ergriffen, mit schwanken­der Stimme die feierliche Rede beendigt, verbeugte sich Kapitän White chrerbictietig und sagte, zwar leise, aber männlich fest:Gottes'Wille geschehe?"

Stark wie er, nicht muthlos in ihren »schmerz ver­sinkend, strebte Mistreß White mit unermüdeter Tätig­keit, ihrem Gatten Begnadigung auSzuwirkcn,

-Begnadigung. das Himmelsrecbt,

Das de» gekrönten Fürsten schöner schmückt Als seine Krone."

Schwierigkeiten und Verzögerungen aller Art traten ihr entgegen. Formen mußten beobachtet werden, die Tage kosteten. Dann war der Staatssekretär, zu dessen Ressort der Vortrag der Bittschrift gehörte, von London abwesend und der König duldete keinen unmittelbaren Zu­tritt. Der Sonnabend war gekommen und keine Entschei­dung. Spat in der Nacht eilte Fanny zu ihrem Ge­mahl, ihn zu einem Vertrauen zu erheitern, das er nie gehegt und das auch in ihr zu schwanken anfing. Für Marien war nach Möglichkeit gesorgt, das über den Va­ter gcsprocbeirc Urtheil ihr ein Geheimnis; und keine Ah­nung in ihrer Seele, wie nahe er dem Schaffotte stand. Ruhig sah White sein Schicksal sich erfüllen. Die Trö­stungen der Religion hatten ihn gestärkt, über seine zeit­liche Habe hatte er verfügt, mit seinem Gewissen war er im Frieden, mit seinem Gotte versöhnt. So kam der Sonntagabend und keine Entscheidung für den Ver- urtheilten. Da betete er lang und heiß, und erhob sich, fest entschlossen, zu sterben, wie er gelebt, ein Mann, der nie den Tod gescheut.

Um zehn Uhr Nachts cmpsicng Mistrch White in London den Begnadigungsdricf, kaum acht Stunden vor­dem Moment, der ihrem Gatten das Leben nehmen sollte. Die flüchtigsten Rosse zogen ihren Wagen; vor Mitter­nacht hatte sic Kingston erreicht. Das amtliche Schreiben, das si« d»m Oberst-Sheriff überbracht«, bewirkte sogleich den Befehl an den Kerkermeister, ihr die Zelle des Ge­mahls zu öffnen. Zitternd trat si« ein. Kapitän White schlummerte so sanft, so fest, daß das Klirren der Rie­gel ihn nicht weckte. Fanny winkte dem Schließer; er­stellte die Leuchte auf den Tisch und ging. Dann nahte sie dem Lager und kniete zu dessen Haupten. Das Bett warf einen Schatten über das Gesicht des schlafenden, und mit klopfendem Herzen harrte das treue Weib seines Erwachens. Wie aber Minute auf Minute verlief, und Freude und Sehnsucht ihr die Brust zu sprengen drohten, erhob sie sich, beugte sich nieder auf den Geliebten, drückte die heißen Lippen auf die seinen. Sic waren kalt und starr kein Hauch in der Brust. Mit lautem Schrei brach die Unglückliche zusammen. Der Schließer riß die

Thür auf; bleich und regungslos lag die fürchterlich Ge­täuschte am Boden. Ein Zettel von der Hand des Ver- urtheiltcn erklärte das Geschehene, Die Worte lauteten: In der Schlacht Hab' ich den Tod nicht gefürchtet, ich vermag's auch, ihn mir selbst zu geben ; aber den Tod von HcnkerShand scheue ich und kann ihn nicht ertragen. Gott scy mit meinem Weibe, mit meinem Kinde! Allen, die cs wohl mit mir gemeint, danke ich und verzeihe denen, die mich in den Tod getrieben. Charles White."

W. S.

Gänseblumen.

Glück der Lieb' verdirbt den Magen, Denn sie reizt den Appetit,

Schmer; der Lieb mit seinen Klagen Nimmt durch Durst die Lunge mit!

Eifersucht von allen Mächten Bringt die meisten Lump' hervor, Schlaf und Ruh raubt sie den Nächten Legt solid man sich auf's Ohr!

Hoffnung, ach! macht dick und ledern, Denn wer hofft, liegt auf der Haut, Dehnt sich faul auf weichen Federn, Weil er auf den Himmel baut!

Dichten macht gar viel Beschwerden, Greift den Unterleib so an,

Weil man dichtend sich auf Erden Nicht gar frei bewegen kann!

Redigircn macht ganz gelbe,

Und man wird ganz grün und wüst', Denn der Neid bewirkt dasselbe,

Als wen» Galle übcrflicßt!

Spekuliren? Ach, mein Lieber,

Das ist Krankheit, schwarz auf weiß! Das verursacht Wechsel-Fieber Und der dritte Tag bringt Schweiß!

Weil ich unter diesen Uebcln Aber dennoch wähle» muß,

Wähl' ich, ohne lang zu grübeln, Liede" ohne viel Verdruß!

Denn ich Hab' gesunden Magen,

Und verdaue wie ein Pferd,

Hab' ich doch in sieben Tagen §w«i MalDummheit" angehcn!