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B u n t e r l e i.

(Eine Somnabül e.) Ein Dienstmädchen, wel­ches in dem Hause einer ältlichen Dame lebte, die seit ei­nigen Jahren gestorben ist, war an einem Wintermorgen früh aufgcstanden und gerade beschäftigt, beim Scheine des Lichtes den Eingang des Hauses aufzuziehen, als sie aufs Höchste überrascht ward bei dem Anblick ihrer Her­rin, die damals in einem bedenklichen Gesundheitszustände war, und nun die Stiege herabkam in ihrem Nachtanzug. Da der Weg eng war, so stand die Magd auf, um ihre Herrin durchzulassen, worauf die Letztere mit hastigen Schritten vorübereilte und auf die Straße gieng, indem sie.der erschreckten Einbildungskraft des Mädchens durch die Hausthiere zu gehen schien, ohne dieselben zu öffnen. Die Magd erzählte den Vorfall dem Sohn der Tochter der Dame, sobald als sie die Stiege herabkamen; die Ge­schwister baten sie, es ihrer Mutter zu verheimlichen, und erwarteten ängstlich deren Zurückkunft. Die alte Dame trat in'S Zimmer, während sie von dem Vorfall sprachen; sie erschien matt und unwohl und beklagte sich darüber, in ihrem Schlafe durch einen beunruhigten Traum gestört worden zu sein. Sie hatte geträumt, daß sie ein Hund auS ihrem Zimmer verfolgt hätte, die Stiege hinab und entlang des Eingangs, und daß sie sich genöthigt gesehen, endlich ihre Zuflucht auf die Straße zu nehmen.

(Droschken in Neapel.) In Neapel gibt es einige tausend Droschken, oder wie man sie in Wien nennt, Fiaker, theils mit zwei Pferden, und theils mit einem, und zwar sind es im letzteren Falle zweirädrige Karikel (eurricvU). Gewöhnlich sind die Droschkenführer Lazza- roni, und darum sehen sie auch meistens sehr zerlumpt aus. Ohne Kopfbedeckung und in Hemdermeln sitzt ein solcher Kerl oft auf einem eleganten Wagen, der eiuen seltsamen Kontrast zu ihm bildet. Die Pferde sind in der Regel klein und sehr behend und bedürfen nur eines Win­kes, um über Stock und Stein davonzufliegen. Die Ka­rikel werden meistens von Knaben geführt, die es dein Passagier überlassen, ob er selbst kutschieren will, in wel­chem Fälle sie sich dann zu seinen Füßen niederkauern.

Indessen hört der Kleine dabei nicht auf, das Pferd durch seinen Zuruf anzutreiben oder zu lenken. Er schreit fast fortwährend, besonders in so lebhaften Straßen, wie in der Via Toledo, wo man sich in einem Labyrinthe von Wagen, Fußgängern, Verkäufern, unter freiem Himmel arbeitenden Handwerkern und müßigen Lazzaroni befindet, und dennoch geschieht eS nur äußerst selten, daß durch Wä­gen irgend ein Unfall vorgeht.

Verschiedenes.

Auf dem Fruchtmarkt zu Frankfurt am Main wurde am 7. Juni das Malter Walzen zu 9 Gulden Zo Kr., Korn Z Gul­den hn Kr., Gerste 4 Gulden 3o Kr., Hafer 3 Gulden 25 Kreu­zer verkauft.

Bei dem Liederfeste in Ludwigsburg erschienen 74 Sänger- vereine und Liederkränze mit einer Gesammtzahl von 2300 Sängern. Die Aufführung fand in der Stadtkirche statt.

Nicht nur in Paris, sondern auch in andern französischen Städten des Innern von Frankreich nimmt die Fleisch- und Vrod- theucrung auf eine bedenkliche Weise zu. In Paris ist der Ver­kauf gefunden Pferdefleisches obrigkeitlich erlaubt und wird in Menge genossen. Die Hauptniederlage ist neben der Abdeckerei. In Cambrai und der Umgegend bilden die Oelkuchen die Haupt­nahrung, da es am Brod fehlt.

Die Familie Rubner in Wunsiedel verfolgt ein auffallendes Unglück. Nachdem, wie bekannt, einer der Söhne, bei dem Frankfurter Attentat beiheiligt, das Leben verlor, als er aus dem dortigen Gefängniß entspringen wollte, findet man dieser Tagen einen jüngeren Sohn, der in Erlangen studirte, in der Nähe dieser Stadt todt liegen, im Duell erstochen.

ff- Dieses Kreuz gilt dem Schulzen von Dberkunzendorf in Schlesien. Ein Bauer, des Diebstahls beschuldigt, wurde vor dessen Gericht geführt. Da dieser aber leugnete, ließ er den be­reits von dem Bestohlenen Durchgcprügelren auf eine hölzerne Bank schnüren, kurzer Unterbrechung von oben bis unten hinaus mit dem Kantschu durchwalken, an den Haaren hcrumziehcn und da noch immer kein Geständniß kam, mittelst eines um den Hals das rechte Bein und den linken Arm gelegten Strickes an einem hölzernen Wandnagcl aufhängen. Damit noch nicht genug, ließ