Klaus Pichler · Eine Betrachtung zu zwei Gedenktafeln an die Kriege von 1866 und 1870/71 und traditionsverbundenen Vereinigungen als Gegenpol zur Arbeiterbewegung und zur Be­kämpfung der Sozialdemokratie eingesetzt. Immerhin gehörten vor dem Ersten Weltkrieg knapp drei Millionen Mitglieder zum Kyffhäu­ser-Bund, und sie folgten dem MottoFür Gott, König und Vaterland Gegen die Sozia­listen. Im kleinen einst altwürttembergischen Zavel­stein(ähnlich in den Nachbarorten Sommen­hardt, Rötenbach, Teinach) dauerte es allerdings Jahrzehnte, bis sich schließlich 1904 ein Krieger­verein zusammenfand, von dem noch einige Reminiszenzen existieren. Auf diesen Kriegerverein geht die Tafel zurück, Virus neuer nationaler Größe infiziert. Die Einstellung seiner Mitglieder dürfte den anderen Kriegerverbänden entsprochen haben. Aus der deutschen Niederlage im Ersten Welt­krieg ging als einer der wesentlichen Träger des deutschen Nationalgefühls der Kyffhäuser-Bund mit seinen Kriegervereinen gestärkt hervor, waren doch viele Soldaten von der Auflösung der Monarchie und dem Nachkriegs-Chaos in der Weimarer Republik zutiefst enttäuscht. Anfang 1922 wurden Kyffhäuser-Bund und Deutscher Reichskriegerbund zum Deutschen ReichskriegerbundKyffhäuser vereinigt. Längst hatte sich dieDolchstoß-Legende herausgebildet: Das Kaiserreich mit seinen im Feld unbesiegten Truppen sei durch einen Dolch­stoß in den Rücken von Juden und Linken zu Fall gebracht worden. Als Gipfel der Unge­rechtigkeit wurde derSchand­vertrag, der Friedensvertrag von Versailles vom 28. Juni 1919, empfunden. Wie uns heute geläufig ist, wurde diese Deutung des verlorenen Kriegs zum fruchtbaren Boden für das Gedeihen des National­sozialismus. Die galoppierende Inflation von 1923 und die Wirt­Feierliche Fahnenweihe des Zavelsteiner Kriegervereins 1906 vor der da­maligen Pension Schröfel(am Marktplatz). Hinten in der Mitte die noch nicht enthüllte Fahne. schaftskrise der beginnenden 1930er Jahre, nicht zuletzt auch die von Kirchen weitergetragene Obrigkeitshörigkeit der Bürger kamen hinzu. Einen wesent­die den Anstoß zu dieser Betrachtung gab. Im lichen Beitrag zur Ablehnung von Demokratie Jahr der Vereinsgründung wurde sie gefertigt. leistete die politische Instabilität der Weimarer Zwar erreicht sie nicht so ganz die Opulenz des Republik. Niederwald-Denkmals und es waren immerhin 38 bzw. 34 Jahre vergangen, bis man eine Der ReichskriegerbundKyffhäuser positio­Erinnerungstafel in der Kirche für angebracht nierte sich auf der Kyffhäusertagung vom 7. Mai hielt. Aber offenbar waren nun auch Bewohner 1933 in Berlin folgerichtig politisch: Der dama­des Zwergstädtchens, deren Zahl die Oberamts­lige Präsident General Rudolf von Horn bekann­beschreibung von 1860 mit 366 angibt, vom te sich zu Adolf Hitler. Die bis dahin recht 188