Stefan Wintermantel · Der Grundriss von St. Aurelius in Hirsau– wurde von zwei Türmengebildet, zwischen denensich eine kleine Vorhallebefand. Nach Osten schlossdas Langhaus mit dem Mittelschiff und zwei Seitenschiffen von ungefähr halber Höhe an – zu sehen istdas nördliche. Über derKreuzung von Mittelschiffund Querhaus erhob sichein Vierungsturm.Abb. 2: Der Innenraum von St. Aurelius heuteterlandschaftbezeichnet wird. Weil aufgrundzahlreicher Eintritte der Platz im Aureliusklosterbald nicht mehr ausreichte, ließ Wilhelm auf deranderen Seite der Nagold ab 1082 ein größeresKloster bauen. Die neue, den ApostelfürstenPetrus und Paulus geweihte Klosterkirche wurdenach der Angabe imCodex Hirsaugiensisam2. Mai 1091 geweiht. Im darauffolgenden Jahrzog der Konvent ins neue Kloster um.Über die Nutzung der Bauten des Aureliusklosters in den folgenden Jahrhunderten ist wenigbekannt. Ein Stiftungsbrief von 1468 bestimmteine Erneuerung, nachdem das Kloster vieleJahre lang wegen Baufälligkeit nicht mehr bewohnt und gottesdienstlich genutzt worden sei.Wie TRITHEMIUS in seinenAnnales Hirsaugiensesberichtet, hob der Konvent jedoch bereits1488 die Gebeine des Aurelius aus seinem Grabund„legte sie, damit sie in der großen Feuchtigkeitnicht gänzlich vermoderten,[…]an einen trockeneren und würdevolleren Ort“ – damit ist wohldie Peterskirche gemeint.Die äußere Gestalt der Aureliuskirche am Endedes 15. Jh. ist uns durch eine Altartafel überliefert.Abb.1(Seite 90) zeigt einen Ausschnitt. DieWestfront der Kirche – auf der Abbildung rechtsNachdem Hirsau in derReformation evangelischgeworden war, diente dieAureliuskirche dem Forstverwalter als Scheune undStall. Im November 1584wurde begonnen, die Kirche abzubrechen. Dabeitrug man das gesamte Mauerwerk östlich desLanghauses mit Ausnahme von Teilen der westlichen und nördlichen Wand des nördlichenQuerhausarms bis auf das Fundament ab. Außerdem fielen dem Abriss der obere Teil desMittelschiffs und der Türme zum Opfer. Dernoch brauchbare Teil des Mauerwerks im Bereich des Langhauses und der Turmstümpfewurde mit einem Dach überdeckt, um denRaum wieder als Scheune zu verwenden. Seit1814 diente er der Hirsauer Saffianfabrik alsMagazin; später wurde das Gebäude u. a. alsTruppenquartier, Turnhalle, Festsaal und Garage genutzt. Nach Restaurierungsarbeiten in denJahren 1954/55 wurde es am 30. Oktober 1955für die katholische Kirchengemeinde Calw wieder als Kirche geweiht. Der heutige Kirchenraum(Abb. 2) beschränkt sich auf das ehemaligeLanghaus. Die Stimmung in der Kirche wirddurch die sechs mächtigen monolithischen Säulen geprägt. Jeweils drei Säulen bilden zweiArkadenreihen, die den Raum in nunmehr dreigleich hohe Schiffe teilen.Abb. 3zeigt den Kirchengrundriss mit denverschiedenen Bauphasen. Die Zeichnung wurdeauf der Grundlage des Ausgrabungsplans mit92