Hermann Ehmer · Johannes Brenz und der Schwarzwald mit seinen Kindern, doch schien es ihm offenbar geraten, die 18jährige Barbara zu ihrer Ausbil­dung aus der Einsamkeit an den Hof des Her­zogs Christoph nach Mömpelgard zu schicken. Es ist umstritten, um welche Burg Hornberg es sich handelt, deren es nicht wenige gibt. Heer­brand nimmt Hornberg im Gutachtal an, 15 doch dürfte diese wegen ihrer Lage an einer Durch­gangsstraße ausscheiden. Wesentlich einsamer liegt die Burg Hornberg bei Zwerenberg im Amt Calw, doch scheint diese zu jener Zeit schon eine Ruine und unbewohnbar gewesen zu sein. Außerdem war diese Burg zur Hälfte badisch, was aber wohl kein Hinderungsgrund für einen Aufenthalt von Brenz gewesen wäre. Man könnte daher auch an die Burg Fautsberg über dem Tal der Kleinen Enz denken, 16 die Brenz später zu Lehen bekommen hat. Doch dann müsste aber der Name Hornberg, der allerdings auch von Johannes Brenz d. J. erwähnt wird, ganz fallengelassen werden. Man wird also doch an Hornberg bei Zwerenberg denken müssen. Brenz' Aufenthalt auf dem Hornberg erinnert ganz an Luthers Existenz als Junker Jörg auf der Wartburg 1521/22. Zwar führte Brenz den Titel eines Vogts, fiel aber dadurch auf, dass er die üblichen Untugenden dieser Leute, nämlich Fluchen und Trinken, nicht besaß. Heerbrand erzählt hier noch die Geschichte von dem Gut­acher oder doch eher Zwerenberger Pfarrer, den Brenz wegen seiner zu langen Predigten ermahnte, worauf ihn der Pfarrer mit der Bemer­kung, dass die Vögte nicht gerne lange in der Kirche, aber umso länger im Wirtshaus sitzen wollen, abfertigte. Schließlich erkannte aber der Pfarrer, dass Brenz kein richtiger Vogt war, weil dieser ihn in einer schweren Krankheit besuchte und ihn aus seinen eigenen Predigten tröstete. Da er mit den weltlichen Geschäften eines Vogts nichts zu tun hatte, fand Brenz auf dem Hornberg Zeit und Gelegenheit, theologisch zu arbeiten. Nach Heerbrand soll er hier den bereits in Schwäbisch Hall begonnenen Kommentar zum Propheten Jesaja, den er als den Begleiter in seinem Exil bezeichnete, vollends ausgearbeitet haben. Die Angabe seines Sohns Johannes Brenz d. J., dass dieser Kommentar schon im Winter 1548/49 in Basel fertig geworden sei, hat aber einiges für sich, da dieses Buch bereits im Septem­ber 1550 bei Peter Brubach in Frankfurt erschien. 17 Mit Sicherheit schrieb Brenz auf dem Hornberg seine Erklärung des Katechismus, die Brubach 1551 herausbrachte. 18 Für seine Veröffentlichungen hat Brenz sein Pseudonym Huld­rich Encaustius in Huldrich Engster verdeutscht. Es han­delt sich hier um eine interes­sante Übersetzung seines Vor­und Zunamens, denn der aus dem Hebräischen kommende Name Johannes bedeutet der Gesegnete oder der Huld­reiche, also Ulrich. Encaustius Burg Hornberg auf einer Ansicht aus der Mitte des 19. Jahrhun­derts. Oben rechts das Dorf Hornberg, unten links die Baier­mühle. 25