Timm Radt · Schloss Zavelstein sogenanntenCalwer Compagnie florierten im frühen 17. Jahrhundert vor allem der Handel mit Tuch und Leder, aber auch mit Holz und Salz. 30 Nachdem die Württemberger Hirsau schon im 16. Jahrhundert zu ihrer Sommerresidenz erkoren hatten, begann Herzog Friedrich 1606 damit, anstelle der alten Grafenburg in Calw ein Schloss zu errichten, dessen Bau aber aufgrund seines plötzlichen Todes eingestellt wurde. Wäre der Bau vollendet worden, so hätten seine Ausmaße jene des Stuttgarter Schlosses deutlich übertrof­fen. Der beauftragte Architekt war abermals Heinrich Schickhardt. 31 Man sieht, dass Zavelstein zu dieser Zeit also keineswegs die abgeschiedene Lage hatte, die es heute für den Tourismus attraktiv macht. Viel­mehr befand es sich in der Nähe eines bedeu­tenden Handelsplatzes und in der Nähe häufig frequentierter Aufenthaltsorte der Landesherren. Insofern liegt der Schluss nahe, dass es keine Selbstverständlichkeit, sondern eher ein Privileg war, sich in diesem Umfeld eine private Residenz errichten zu dürfen. Es leuchtet ein, dass ein solches Privileg gerade dem wichtigsten und wohl auch vertrautesten Hofbeamten von Herzog Johann Friedrich zuteil wurde. Anmerkungen 1 Renz, C. F.: Geschichte der vormaligen Bergveste und Herrschaft Zavelstein mit einer Ansicht und Beschreibung der Ruine. Nagold 1846.(Reprint Ravensburg 1986); Ziegesar, Ernst Frhr. von: Geschichtliche Nachrichten über die Burgruine Zavelstein im Schwarzwalde und Beschreibung derselben,. Stuttgart 1903; Ziegesar, Ernst Frhr. von: Geschichtliche Nachrichten über die Burgru­ine Zavelstein im Schwarzwalde und zusammen­hängende Beschreibung der ca. 20 Grabsteine in der Zavelsteiner Kirche, Stuttgart 1910; Greiner, Karl: Zur Geschichte von Bad Teinach und Zavelstein, in: Zeitschrift für Württembergisches Landesgeschichte(ZWLG), Bd. 14, 1955, S. 67-94; Greiner, Siegfried: Beiträge zur Geschichte der Grafen von Calw, i. In: ZWLG, Bd. 25, 1966, S. 35-58; Finkbeiner, Gustav: Die Burg Zavelstein: Einst und jetzt: Geschichte und Versuch einer Rekonstruktion, Zavelstein 1984; Greiner, Karl und Siegfried: Bad Teinach und Zavelstein Ein Geschichtsbild vom 13. bis zum 20. Jahrhundert, Pforzheim 1986. 2 Neben dem unvollendeten Großbau des Schlosses Calw und dem Schloss Hirsau waren dies das Schloss Unterschwandorf bei Haiterbach, das Schloss Neuenbürg, sowie die Burgen Altensteig und Wildberg. In Teinach, errichtete Heinrich Schickhardt verschiedene Häuser für den Badebe­trieb, in Wildberg eine noch heute erhaltene Brücke über die Nagold. 3 Zum einen wird in Hirsauer Rechnungen ein Diemuot de Richenbach zu Zavelstein erwähnt; zum anderen 1280 ein Ritter Richelin und 1284 eine Gräfin von Calw, die auf Zavelstein verstor­ben ist; vgl. Greiner 1986(Anm. 1), S. 50-51. 4 Wann die Erhebung zur Stadt erfolgte, ist unklar. Sie dürfte vermutlich unter Graf Eberhard II. von Württemberg erfolgt sein. Fakt ist, dass Zavelstein bis zum Jahre 1806 das Stadtrecht behielt und als kleinste Stadt Württembergs einen Abgeordneten in den Stuttgarter Landtag entsandte, vgl. Greiner 1986(Anm. 1) S. 52. 5 Es ist bis heute nicht eindeutig geklärt, ob mit der Bezeichnung der heutige Ort Bad Wildbad oder ein Bad im unterhalb von Zavelstein gelegenen Bad Teinach gemeint ist; vgl. Greiner 1986(Anm. 1), S. 51. 6 Kutter, Christoph: Zur Geschichte einiger schwä­bischer Rittergesellschaften des 14. Jahrhunderts, in: ZWLG, Bd. 50, 1991, S. 87-104, hier: 92-98. 7 Greiner 1986(Anm. 1), S. 58. 8 In der Grundkonzeption und Form vergleichbare Burgen im östlichen und nordöstlichen Schwarz­wald sind: Liebeneck, Liebenzell, Straubenhardt, Neuenbürg, Wildberg, Hornberg(bei Altensteig), Altensteig, Mandelberg, Vörbach, Sterneck, Wal­dau. 9 Mit Ausnahme der Hochadelsburg Wildberg im Nagoldtal(Sitz eines Zweiges der Grafen von Hohenberg), deren Umfassungsmauern vollstän­dig mit Buckelquadern verkleidet wurden, ist dieses Phänomen im gesamten östlichen Schwarz­wald die Regel. Ähnliche geologische Vorausset­zungen führten im benachbarten Elsass zum flächendeckenden Einsatz von Buckelquadern, auch an Ringmauern. Der architektonische Reich­tum, den die dortigen Burgen allgemein aufweisen, ist auf eine frühe wirtschaftliche Prosperität zu­19