Fritz-Ulrich Buchmann · Die Eisenbahnbrücke über die Nagold bei Unterreichenbach führten zu einer Änderung des Linienverlaufs des Obergurts in zwei Hyperbeläste, die sich in der Mitte des Trägers in einem nach unten gehenden Knick trafen. te sich widerstandslos ausdehnen oder zusam­menziehen. Außerdem war es mit Hilfe von einfachen Kräftegleichgewichtsbeziehungen leicht zu berechnen. Die jetzt auf theoretischem Wege gefundene Trägerform empfand Schwedler allerdings als ästhetisch unbefriedigend und empfahl den Knick durch eine horizontale Gerade zu ersetzen, wie es bei der Nagoldbrücke in Unterreichen­bach zu sehen ist. Durch diese Formänderung erhalten die mittleren Diagonalen bei einem durchfahrenden Zug allerdings Druckkräfte und benötigen, um der Knickgefahr zu begegnen, dicke, materialintensive Querschnitte. Der Ein­satz ausschließlich zugbeanspruchter und daher dünner Diagonalen hätte wieder eine kreuzweise Anordnung in Trägermitte bedeutet. Diese Alternative, die häufig gebaut wurde, kam bei der Nagoldbrücke bei Unterreichenbach nicht zur Ausführung. Dreigelenkbogen Die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit verschiedenen Typen von Brückentragwerken führte Schwedler zum Dreigelenkbogen. Dieses neue Tragwerk hatte den Vorteil, dass es infolge jahres- und tageszeitlicher Temperaturschwan­kungen keine Zwängungen erlitt, denn es konn­Allerdings setzte sich der Dreigelenkbogen im Brückenbau nicht durch, da er sich als beweg­liches Tragwerk mit einer starren Schienenfahr­bahn nicht vertrug. So setzte Schwedler das Tragwerk im Hochbau ein. Die 1885 bis 1887 nach Plänen und Berechnungen von Schwedler erbaute und heute noch erhaltene Bahnsteighalle des Frankfurter Hauptbahnhofs zeigt solch ein Dreigelenkbogentragwerk mit einer Spannweite von 56 m und einer Scheitelhöhe von 29 m. Schwedler-Kuppel Ein weiteres innovatives Tragwerk realisierte Schwedler 1863 für das Dach des Gasspeichers in der Holzmarktstraße in Berlin. Durch die Übertragung der stabilen Dreiecksstruktur eines ebenen Fachwerkträgers auf die doppelt ge­krümmte Dachfläche des Speichers, baute er als erster eine räumlich tragende Gitterschale. Mit einem Eigengewicht von knapp unter 30 Kilo­gramm pro Quadratmeter ist sie materialspa­render als jedes konventionelle, aus ebenen Trägern bestehende Dachtragwerk. Bahnsteighalle Hauptbahnhof Frankfurt/Main Detail Fußgelenk 37