Uli BlumenthalDer„Schwanen“, alias„Hôtel Weil“, alias„Hotel Metropol“Ein jüdisches Hotel in Bad WildbadHilde Tocquard, geborene Blumenthal(19101996), die Tante des Autors, hatte dessen NeugierAnfang der 1990er-Jahre mit der Aussage geweckt, dass in ihrer Jugend viele jüdische Gästeim Hotel Schwanen bzw. Weil übernachtetenund sich dort ein großer Gebetsraum befundenhabe. Als Nachbarskind habe sie mit Kindern derHoteliersfamilie gespielt. Die Geschichte desHotels war bis dato mir wie auch vielen Einheimischen verborgen geblieben- neben der Erinnerung verfiel der Schwanen und das gesamte„Spittel“ genannte(vom städtischen Spital, dassich dort befunden hatte) und der Kommunegehörende Viertel. Bei den Recherchen warenneben den Zeitzeugen Inge Kappelmann undGertrud Wörner, Kreisarchivar Martin Frieß,Notar Uwe Heyen und Dr. Marina Lahmannvom Stadtmarketing Bad Wildbad behilflich.David Boomers vom Stadtarchiv Offenburgbeschaffte Informationen zum Schicksal derFamilie Weil-Ebstein. Ihnen gilt mein Dank.Bad Wildbad war schon seit der frühen Neuzeitein viel besuchter Badeort, in dem sich gekrönteHäupter, Prominente und der„kleine Mann“trafen. Mit der Reformation unter HerzogUlrich von Württemberg ab 1534 wurde der Ortim Schwarzwald in der Folgezeit protestantischgeprägt, katholische Einwohner gab es nichtmehr. Bei den Badegästen hingegen war esüblich, dass sie gelegentlich auch einer anderenKonfession als der protestantischen angehörten.Im 18. Jahrhundert wurde der Bedarf nachGotteshäusern für andere Religionen oder Konfessionen offenkundig, welcher in den vorhandenen Kirchen(neben der jetzigen Stadtkircheam Kurplatz gab es noch die Vorstadtkirche,etwa an der Stelle, wo heute das„TechnischeRathaus“ steht) nicht zufriedenstellend bedientwerden konnte. So weilten neben den zahlreichen Katholiken auch jüdische Gäste imBadeort – der bekannteste war„Jud Süß“Oppenheimer, dem Lion Feuchtwanger übrigensin seinem berühmtem Roman ein literarischesDenkmal setzte. Wie der findige Finanzier 1732seinen Herrn, den katholischen Prinzen, kaiserlichen Feldherrn und späteren Herzog KarlAlexander,„im Wildbad“ kennen lernte, ist imRoman ebenso nachzulesen, wie der gesellschaftliche Glanz der zahlreichen prominenten Gästeim damaligen Mode-Thermalbad. Dort wirdauch das grausame Ende Oppenheimers imGalgenkäfig geschildert, worin seine sterblichenÜberreste jahrelang zur Schau gestellt wurden.1Das konnte ja nicht gut gehen: Hier der einzigekatholische Herrscher seit der Reformation mit179