Rainer Loose ·In engen Thälern zwischen hohen und steilen Gebürgen schule kam, wie sie von der Regierung aus den Erträgen der Jubiläumsstiftung anläss­lich der 25-jährigen Thronbesteigung König Wilhelms I. in den anderen Lan­desteilen beabsichtigt war. Erst 1851, also fast zehn Jahre später, als auf der Domäne Kirchberg(Oberamt Sulz a. N.) eine Ackerbauschule eingerichtet werden durfte, zog der Schwarzwaldkreis mit den anderen drei Kreisen des Königreichs gleich. Das Netz von Musterlandwirtschaften mag bis 1850 im Württembergischen Schwarzwald etwas weitmaschiger gewe­sen sein. Gleichwohl sind die Initiativen der Centralstelle auch hier aufgegriffen worden, und insbesondere die der Cen­tralstelle unterstellten landwirtschaftlichen Bezirksvereine von Neuenbürg und Calw sowie Nagold haben sich gezielt der Rind­viehzucht gewidmet, welche über die ganzjährige Stallfütterung und Aufhebung der Vor- und Nachweide auf den Feldern und Wiesen vorerst ganz praktisch zu mehr wertvollem Dung führte 12 und am Ende die Landrasse, das kleinwüchsige Schwarzwaldrind, verdrängte. Das aus der Simmentaler Rasse hervorgegangene würt­tembergische Fleckvieh befriedigte viele Wünsche und war ein Rind, dessen Fleisch und Milch sich in die Kurorte Wildbad, Teinach, Liebenzell und in Städte wie Calw und Neuenbürg sowie jenseits der Landesgrenze in Pforzheim gut verkaufen ließen. 13 Hilfen für Not leidende Gewerbe Wenn gut vier Fünftel der Bevölkerung von der Landwirtschaft und den von ihr produzierten Rohstoffen abhängig waren, dann war es ganz selbstverständlich, dass König und Regierung den landwirtschaftlichen Gewerben besondere Aufmerksamkeit widmeten, ja, sogar Vorrang einräumten, nicht nur lokal, sondern landesweit. Nachdem die Maulbeerbaumkultur und die Simmentaler Rind vor dem Schloss Hohenheim. Seidenraupenzucht, die am Oberen Neckar um 1830/35 in zwei auch aus der Staatskasse geför­derten Seidenmanufakturen in Rottweil und Sulz a. N. ihren Anfang nahmen, dort nicht reüssieren konnten, weil die ärmeren Familien über keine geeigneten Lokale für die Seidenrau­penzucht verfügten, versuchte die königliche Regierung mit Prämien für mehr und besseren Flachs ein altes Gewerbe wieder wettbewerbsfä­hig zu machen. Gründe für die rückläufige Leinwanderzeugung waren nicht nur die neuen Eingangs- und Transitzölle, welche den Absatz württembergischen Linnens ins Ausland erschwerten, sondern auch die englische Kon­kurrenz, die billigere und schönere Leinwand 31