Rainer Loose ·In engen Thälern zwischen hohen und steilen Gebürgen dürftig, zumal Wildbad über reiche Stiftungen, über das einzigeKrankenhaus(für Kranke und Arme) des Oberamts Neuenbürg und natürlich über die Thermal- und Mineralquellen, die neben dem Holz zu den wichtigsten Ressourcen des Württembergischen Nordschwarzwalds zähl­ten, verfügte. Landwirtschaftliche Erneuerung durch Bildung und Vorbilder väterlichen Hof, den er in einen landwirtschaft­lichen Musterbetrieb mit Baumschule umgestal­tete. Später wurde er Schultheiß als Nachfolger seines Vaters Johann Friedrich Mast. Wie sein Vater bereits 1822 4 wurde auch er öffentlich belobigt als Förderer der Obstbaumzucht im Württembergischen Schwarzwald und als Erneu­erer der Viehzucht, und er erhielt 1827 den zweiten Preis zur Beförderung der Obstbaum­zucht. 5 Als erster hatte er im Oberamt Freuden­stadt die Schweizer Rigi-Rinderrasse eingeführt. Um das Grundproblem einer ausreichenden Nahrungsmittelproduktion zu lösen, setzten König und Regierung auf die von derCentral­stelle des landwirtschaftlichen Vereins initiier­ten Projekte zur Modernisierung der Landwirt­schaft. Nie mehr sollte es eine Hungerkrise wie 1816/17 geben. Erträge und Einkommen zu steigern, erforderte indes primär eine radikale Abkehr von den überkommenen Methoden des Landbaus und der Viehzucht, weg von der Feld-Gras-Wechselwirtschaft(wie vielerorts im Schwarzwald) und der Dreifelder-Wirtschaft (wie in den angrenzenden Gäuorten) hin zu abwechslungsreichen Fruchtfolgesystemen. Hier kamen die wichtigsten Impulse von dem der Centralstelle untergeordneten Land- und Forst­wirtschaftlichen Institut Hohenheim und den dort erprobten Anbaumethoden sowie den im Versuchsfeld getesteten, ertragreicheren Acker­früchten. Erklärtes Ausbildungsziel war, die wissenschaftlich gewonnenen Erkenntnisse Zög­lingen aus allen Ständen zu vermitteln, damit sie als gut ausgebildete Musterlandwirte Hofgüter leiten und so für ihre bäuerliche Umgebung als Vorbild dienen könnten. Diese war der Landrasse in der Milchleistung überlegen und zeichnete sich durch gute Mas­tungseigenschaften aus. Die gemästeten Ochsen wogen bis zu 600 kg und waren gut verkäuflich, sogar bis nach Straßburg im Elsass, wie es heißt. Philipp Mast hatte Schernbach zudem zu einem sauberen Ort gemacht. Die königliche Verord­nung vom 17. Januar 1823 6 setzte er umgehend um, indem er seine Mitbürger von der Nützlich­keit von Dungstätten überzeugte. Mit der Rein­lichkeit der Ortsstraßen verband er zugleich das Ziel, Güte und Menge des betriebseigenen Dungs zu steigern. In einer Zeit, als die Felder kaum mit mineralischen Stoffen gedüngt wur­den(mancherorts wurden die Felder noch abgebrannt), bildeten Mist und Jauche dieSeele der Landwirtschaft. 7 Dies war keine Selbstver­ständlichkeit, wenn man bedenkt, dass in der Oberamtsstadt Calw erst 1846 die Dungstätten aus den Hauptstraßen der Stadt entfernt wurden 8 und die Oberamtsbeschreibungen Calw, Neuenbürg und Nagold von ca. 1860 viele Gemeinden kritisierten, weil diese noch immer die Dorfstraßen durch Jauche und Kot verschmutzen ließen. Zum Vorbild wurde unter anderem ein Zögling des Landwirtschaftlichen Instituts Hohenheim. Philipp Mast( 1845) aus Schernbach im Oberamt Freudenstadt stammte aus einer bäu­erlichen Familie, studierte in Hohenheim 1821/22 Landwirtschaft, 3 wurde 1821 als einer der ersten aus dem Bauernstand zum Mitglied des landwirtschaftlichen Hauptvereins durch König Wilhelm I. berufen. Er übernahm den Philipp Mast überzeugte auch die Grundbesitzer und Allmendgenossen von den Vorteilen einer Zusammenlegung der Äcker und Wiesen zu größeren geschlossenen Bewirtschaftungsein­heiten, um sie wie im oberschwäbischen Verein­ödungsgebiet(Gebiet nach frühneuzeitlicher Flurbereinigung) oder wie in den Waldhufendör­fern des Nordschwarzwaldes individuell zu bear­beiten. Sein Schwiegersohn Jacob Friedrich 29