Teinach Der kleine Badeort an dem gleichnamigen Flüsschen erfreute sich ab den 1820er Jahren zunehmender Beliebtheit. Dem trugen auch bauliche Verbesserungen Rechnung. So wurden 1836/37 ein neues Badhaus errichtet, das Brunnenhaus, die Kuranlagen und Spazier­wege verbessert und dieLaube renoviert. Der Reise­schriftsteller Adolf Arnold stellte 1837 fest, in Teinach finde manneben einigen Ausländern, meist Schweizern, die Elite der Stuttgarter Beamtenwelt. Fast alle Titel seien hier vereinigt, und die Ohren hallten von dem ewi­genOber-,Ober-, das die höhere Würde des damit Beglückten andeute. Zum Beispiel begrüße hier ein Obertribunalrat einen Oberjustizrat, dort ein Oberregie­rungsrat einen Oberjustizrat, und so fort. Doch kehren wir zurück zu Kerners Schilderung von Teinach:Vier Stunden vom Wildbad und zwei Stunden von der alten berühmten Stadt Calw liegt, an einem Bache, dem vielleicht seine Ruhe und seine kristallene Helle den Namen Glasbach gab, das kleine Dorf Teinach. An dieses Baches Ufer, am Fuß des Sandsteingebirges, entspringen drei Säuerlinge, reich an Kohlensäure, und eine mehr eisenhaltige Quelle, genannt die Dintenquelle. Das Sauerwasser dieser Quellen wirkt äußerst durststillend und erquickend und wird nahe und fern, besonders aber auch im Wildbade, als ein erquickendes Wasser rein, oder unter Wein gemischt, getrunken. Es hat besonders auf die Nerven des Unterleibs, den Herd so vieler Krankheiten, einen erweckenden belebenden Einfluss. In Hysterien, Hypochondrien und selbst in Geisteszerrüttungen zeigen sich diese Wasser schon von großer Wirkung. Eine Haupterfahrung ist, dass der Gebrauch des Sauerwassers, mit einem kleinen Zusatz des Dintenwassers, auf Frauen, die durch Geburten, Krankheiten und Kummer in eine allgemeine Nerven­krankheit gefallen sind, von ausgezeichneter Wirkung ist. Es sind jetzt 18 Badezimmer vorhanden; allein auch für diesen Badeort ist eine baldige Vermehrung und Verbes­serung der Badeanstalt zu erwarten, nämlich die Erbau­ung eines neuen Gasthauses. Sehr zu rühmen ist in dieser Kuranstalt, dass alle Gebäude, die zu ihr gehören, das Brunnenhaus, der königliche Bau und die Laubhütte, ferner die beiden Wirtshäuser mit der Kirche, mitein­ander durch bedeckte Gänge verbunden sind und somit ein Ganzes bilden. Selten werden die Gäste in einem Bade die Bequemlichkeit finden, so gesichert gegen jede Witterung von einem Bau in den anderen und namentlich auch zu den Quellen und in die Badezimmer wandern zu können. Nur ein Jahr wirkte Kerner in Wildbad.Einen Hausstand dort zu gründen, war mir nicht möglich, schrieb er später. Mit seinem Badebuch leitete er den ungeahnten Aufschwung desersten Bades in Württemberg ein. Nicht zuletzt trug es zur Bekanntheit des Arztes und Dichters bei. Sein weiterer Weg führte ihn nach Welzheim, wo er 1813 Friederike Ehmann, sein Rickele, ehelichte. Ab 1815 wirkte er fünf Jahre als Oberamtsarzt in Gaildorf, bis er nach Weinsberg ging, wo er bis 1851 wirkte und schon zu Lebzeiten ein berühmter Dichter wurde. Dort starb er 75-jährig, vor nunmehr 150 Jahren. Teinach war im 19. Jahrhundert auch bei derStuttgarter Beamtenwelt ein bevorzugter Erholungsort. 28