größeren Stämme, auf der Enz, dem Neckar und dem Rhein nach Holland befördert wird. Ein fernerer Erwerbszweig dieser Waldbewohner ist die Bereitung des Teers, mit dem nach Holland Handel getrieben wird. Ferner die Bereitung der Holzkohle, der Pottasche und des holzessigsauren Kalkes, aus welchem dann andere Fabriken den Holzessig ziehen. Die Zahl der Einwohner in dem Städtchen Wildbad beläuft sich auf 1800; man zählt ungefähr 300 Häuser. größeres neues Badhaus mit 18 heizbaren Zimmern, unten im Badhaus ist die Quelle gut gefasst. Das obere Bad enthält ein älteres Gebäude und ist weniger geräumig eingerichtet; eine dichte Lindenallee am Ufer der Nagold verbindet beide Bäder. Das Heilwasser dieser Quellen besitzt eine bedeutend niederere Temperatur als das des Wildbads; die Tempe­ratur der unteren Quelle besitzt 19,7°R., die der oberen Quelle ist etwas geringer, in beiden Bädern muss daher erst das Wasser in Kesseln gewärmt werden; es ist ein dem Wildbad sehr ähnliches kochsalzhaltiges Wasser. Es ist bekannt, dass dieses Bad, besonders in früheren Jahrhunderten, großen Ruhm gegen Unfruchtbarkeit der Frauen hatte, daher der bekannte alte Vers von demselben: Auf ein Zeit hatt ein Mann ein Weib, Die liebt er als sein eigen Leib, Weil sie ihm aber keine Kinder gab, So bekümmert er sich heftig drob, Riet ihr, dass sie zog ins Bad, Sie zog hin auf des Mannes Rat, Wusst nicht, wies ging: gut war die Stund, Schwanger wird das Weib, die Magd und der Hund. So dürfte Wildbads südlicher Eingang zur Zeit von Kerners Aufenthalt ausgesehen haben: Im Verlauf der Straße sind rechts die Badgebäude zu sehen. Und es scheint recht notwendig zu sein, auf die Quellen neuerdings sehr aufmerksam zu machen, da ihre Tugen­den zu wenig geschätzt und erkannt zu werden scheinen. Die hauptsächlichen Bademonate seien der Juni und der Juli, am Besten gebadet werde in der Frühe zwischen fünf und neun Uhr, möglichst noch vor dem Frühstück. Er empfiehlt richtige, naturgemäße Kost und Enthaltung statt schädlicher Überfüllung. Als Bade­arzt steht Kerner an der Grenze zwi­schen der spekulativen und der natur­wissenschaftlichen Medizin und am Anfang des medizinisch bestimmten Kurwesens. Liebenzell Über Wildbadsschwesterliche Nym­phe Liebenzell schreibt Kerner:Um ein Bedeutendes niederer und milder als das Wildbad liegen die Bäder von Liebenzell, in einer Erweiterung des Nagoldtales zu einem anmutigen, von sanften Bergen umkränzten Rund, das durch das Vortreten der Berge sowohl gegen den Nord- als auch gegen den Südwind geschützt wird. Liebenzell ist ein kleines, offenes Städtchen an der Nagold mit nahehin 1000 Einwohnern. Die Bäder liegen in der Nähe des Städtchens im Tal auf dem gegenüber­liegenden Ufer der Nagold. Sie erhalten ihr Wasser aus zwei verschiedenen Quellen. Das untere Bad besitzt ein Liebenzell im 19. Jahrhundert. Im Vordergrund das obere Bad. 27