Vermutlich hing die Scheibe einst in Benjamins Stuttgar­ter Wohnhaus. Von ihrem Weg bis in das Zavelsteiner Museum sind allerdings nur kleine Abschnitte bekannt. Benjamin Buwinghausen wird 1571 in Aachen geboren. Er entstammt einer protestantischen Familie calvinisti­scher Prägung. Schon sein Großvater kämpft auf Seiten der(protestantischen) Vereinigten Niederlande, der Geusen, mit den später enthaupteten Grafen Egmont und Hoorn gegen die(katholische) spanisch-habsburgi­sche Krone unter dem für seine Grausamkeit in die Ge­schichte eingegangenen Herzog von Alba. In Aachen geboren verbringt Benjamin seine Kindheit in Köln. An der streng katholischen Universität Köln beginnt er ein Jurastudium und bricht wie es damals üblich war zu einer Bildungsreise auf, die ihn nach Oxford und Cambridge in England sowie an verschiedene Universi­täten in Frankreich und Italien führt. Er hat Latein gelernt und spricht Französisch, Italienisch und Spanisch. 1595 tritt er in den Dienst von Herzog Friedrich I. von Württemberg(1557­1608), welcher der Möm­pelgarder Linie der Würt­temberger entstammt. Nach der blutigenBartho­lomäusnacht vom August 1572, als auf Betreiben der französischen Königin­mutter Katharina von Medici in Paris und ande­ren großen Städten etwa 13 000 Hugenotten(d. h. Calvinisten) umgebracht wurden, hatten in Möm­pelgard viele Hugenotten Zuflucht gesucht und ge­funden. Auch der neue, in Mömpelgard aufgewach­sene württembergische Herzog steht dem Calvi­nismus nahe. Henri IV, König von Navarra und Frankreich(Standbild im Schloss der Familie Bourbon, Pau, Frankreich. Hier wurde Henri 1557 geboren). In Frankreich folgt 1594 Heinrich(Henri) von Navarra aus der Familie Bourbon als Henri IV den inzwischen ausgestorbenen katholischen Valois auf den französischen Königsthron nach. Henri wurde zwar katholisch getauft, wächst jedoch in der Nähe von Pau in calvinistischem Geist und Umfeld auf.Le bon roi Henri(der gute König Heinrich) gewinnt hohes Ansehen besonders beim einfachen Volk, unter das er sich oft mischt, dessen Sorgen und Nöte er anhört. Nicht selten hilft er einfachen Untertanen auch aus seiner Privat­schatulle aus. Überliefert ist seine Aussage: Wenn mir Gott zu leben erlaubt, werde ich dafür sorgen, dass es in meinem Land keinen Bauern gibt, der sonntags nicht sein Huhn im Topf hat! Seine bedeutendste politische Leistung ist das 1598 er­lassene Edikt von Nantes: In diesem wird die Religions­freiheit und die(weitgehende) rechtliche Gleichstellung von Protestanten und Katholiken festgeschrieben. Es hat 96 Jahre Bestand und wird dann von Ludwig XIV. durch das Edikt von Fontainebleau außer Kraft gesetzt. Um sich durchzusetzen, muss Henri IV aus Staatsräson (Paris ist eine Messe wert) wieder zum Katholizismus konvertiert viele innerfranzösische Auseinanderset­zungen mit Katholiken und den spanischen Habsburgern durchfechten. Er benötigt immer wieder Geld, das er sich von den mömpelgardisch-württembergischen Glaubens­genossen leiht. Benjamin gelingt es, Henri zur Rückzah­lung eines Großteils der Schulden zu bewegen. Für den noch ausstehenden Rest erhält Württemberg ab 1605 als Pfand die Grafschaft Alençon in der Normandie. Diese wird wie es auch unsere Scheibe belegt von Benjamin Buwinghausen verwaltet. Mit dem französischen König Henri IV, der 1610 ermordet wird, hat Benjamin ein von freundschaftlichem Vertrauen getragenes Verhältnis auf­gebaut. 1612 werden die letzten Schulden zurückgezahlt und Alençon fällt wieder an die französische Krone zurück. Für seine Tätigkeit als Schuldeneintreiber, Verwalter und Diplomat steht Benjamin in hohem Ansehen bei Herzog Friedrich I., der allerdings im Januar 1608 verstirbt. Aber auch sein Nachfolger Herzog Johann Friedrich(geb. 1582 in Mömpelgard, verst. 1628) weiß die Dienste von Ben­jamin hoch zu schätzen. Mit Hilfe von Benjamin Buwing­hausen und dessen Bruder Daniel hatte Herzog Friedrich zunächst die Union mit dem calvinistischen Kurfürsten Wilhelm von der Pfalz betrieben, die 1608 in dieEvange­lischen Union von protestantischen Fürsten und Reichs­städten mündet. Die katholischen Fürsten mit dem Kaiser an der Spitze schließen sich darauf im nächsten Jahr zurKatholischen Liga zusammen. Der Weg zum 30-jährigen Krieg ist dann nicht mehr weit. Wie bekannt, wird Benjamin Buwinghausen 1616 vom Herzog Johann Friedrich von Württemberg mit dem Rittergut Zavelstein belehnt, das er 1620 käuflich er­wirbt, dazu auch die Hälfte des benachbarten Ritterguts Altburg. Mit Hilfe seines Stuttgarter Nachbarn Heinrich Schickhardt(1558 1635) lässt er die alte Burg Zavel­stein in ein wohnliches Renaissance-Schlösschen umbau­en. Um Zavelstein hat sich Benjamin Buwinghausen vor allem durch die Einrichtung einer Versorgung mit frischem Quellwasser aus Rötenbach verdient gemacht. Als nach der 1634 verlorenen Schlacht von Nördlingen in Württemberg Chaos herrscht und die Kaiserlichen das Land besetzt halten, stirbt Benjamin Buwinghausen 1635 in Stuttgart an der Pest. Sein eindrucksvolles Grabmal hat die Bombennächte des 2. Weltkriegs überstanden und steht immer noch in der Stuttgarter Hospitalkirche. 2. Portraitbild von Eberhard Friedrich Buwing­hausen von Wallmerode(1648 1729) Der Stadt Bad Teinach-Zavelstein ist es gelungen, ein Portrait-Bild von Eberhard Friedrich von Buwinghausen­16