Neues zur Bernecker Geschichte im Mittelalter Die Herren von Gültlingen und das Bernecker Hochgericht Dietmar Waidelich, Karlsruhe Denkt man an Berneck im Mittelalter, so fällt einem sofort das Bernecker Schloss mit seiner beeindruckenden Schildmauer ein. Überhaupt besitzt das alte Städtchen mit seiner imposanten Lage auf dem schmalen Berg­sporn, der sich zwischen Bruder- und Köllbach entlang­zieht, eine äußerst interessante mittelalterliche Ge­schichte. Diese war geprägt von zwei Adelsfamilien, den Herren von Berneck und denen von Gültlingen. Während von dem Ortsadelsgeschlecht von Berneck nur wenig über deren Wirken in und um Berneck bekannt ist, dieses Geschlecht zudem mit dem Edelknecht Hugo von Bern­eck um 1430 ausgestorben ist, sind über die Gültlinger im mittelalterlichen Berneck doch eine Vielzahl von Er­eignissen überliefert. Ihnen gelang es auch, ihren Herr­schaftsbesitz in Berneck sowie in Überberg, Garrweiler und Gaugenwald bis in das 19. Jahrhundert zu behaup­ten. Und noch heute ist das Bernecker Schloss, genauer: sind die beiden Bernecker Schlösser im Besitz der Frei­herren oder Barone von Gültlingen. Beginnen wir zunächst mit der Frage, wann und wie die Gültlinger zu dem Besitz in Berneck gelangten. Während mit dem Erlewin von Berneck, der um 1150 Mönch in dem nah gelegenen Kloster Reichenbach wurde, das Ge­schlecht der Herren von Berneck schon sehr früh belegt ist, können wir die Gültlinger in Berneck erst ab 1352 nachweisen, als die beiden Brüder Johann und Gumpold von Gültlingen ihreFeste in Berneck, ihrebefestigte Burg, den württembergischen Grafen Ulrich und Eber­hard zu einem offenen Haus versprachen. 1 Das heißt, die beiden Württemberger hatten von nun an das Recht, zu jeder Zeit für sich und ihre Begleiter Eintritt in diese Burg zu bekommen. Aufgrund dieser Urkunde wird allgemein angenommen, dass die Gültlinger um die Mitte des 14. Jahrhunderts wie es so schön in der Oberamts­beschreibung heißtin den Mitbesitz Bernecks einge­treten waren. 2 13 Jahre später(1365) empfingen Hein­rich, Burkhard und Konrad von Gültlingen von dem neu­en Herrn über Wildberg, dem Pfalzgrafen Ruprecht I., als sogenanntes Mannlehen die obere und untere Feste Berneckmit dem Tal und allem weiteren Zubehör, nachdem Ruprecht den Wildberger Besitz, zu dem Berneck gehörte, in den Jahren zuvor von Burkhard von Hohenberg gekauft hatte. Heinrich, Burkhard und Konrad könnten Brüder gewesen sein. 3 Die Besitzrechte über die Stadt Berneck waren erstaunlicherweise nicht dabei. Dafür taucht 1367 Hug von Berneck als Besitzer über die Hälfte eines Hauses in Berneck mit dazugehörigem Besitz auf. 4 Die andere Hälfte gehörte aber Gumpold von Gültlingen. Zu diesemHaus gehörte aber auch die Stadt Berneck, wie eine kurze Notiz aus denReichs­Ständischen Archival-Urkunden angibt. 5 Deshalb kann Berneck in sieben Jahren 650 Jahre Stadtgeschichte feiern. Bild 1: Das kleine mittelalterliche Städtlein Berneck auf der Spornlage zwischen Bruderbach(vorne im Bild) und Köllbach(nicht sichtbar, hinter dem Bergrücken), oben von der mächtigen Schildmauer geschützt Foto: Dietmar Waidelich Mit diesen drei Erwähnungen gewinnt man einen starken Einblick in die spätmittelalterliche Geschichte Bernecks. Man horcht aber auch teilweise verwundert, wenn nicht gar verstört auf, denn einige seltsame Punkte werden hier greifbar. Da gibt es also die Situation, dass der Besitz in Berneck bereits um 1365/67 merkwürdig zer­teilt war: zum einen die beiden Festen oder Burgen mit dem Tal plus dazugehörigen Rechten in den Händen von drei Gültlingern(Hans, Konrad, Heinrich), zum andern ein Haus, sicherlich ein Steinhaus, mit der Stadt hälftig in der Hand von Hug von Berneck und einem vierten Gültlinger(Gumpold). Diese komplexe Situation der mehrfachen Besitzteilung ist kaum durch die Annahme erklärbar, dass die Gültlinger erst um 1350 hier den Besitz erwarben, indem beispielsweise ein Gültlinger eine von Berneck zur Frau nahm. Wenn tatsächlich eine Heirat zwischen diesen beiden Adelsfamilien stattgefunden hatte noch um 1396 bzw. 1400 bezeichnete Hug von 11