auf der Ebene der Grafen und Herzöge im späten Mittelalter, etwa ab 1250, fort. Im Osten des DeutschenReichs entstanden große„Rittergüter“, z.B.mit 5.000Morgen. Ritter/Vasallen waren die Kämpfer der Herrschenden(vgl. dazu auch meine Ausführungen zur„Entleihung“ von Sägemühlen bzw. Grund und Bodeninsbesondere durch Ritter und andere Adelige in„Einst& Heute“ Nr. 18, Seiten 14 und 15).Kehren wir zu unserem oben beschriebenen„freien“Bauern zurück, der zum„unfreien“ wurde und als„Hintersasse“ hörig war. Wir nehmen an, dass er, um der„Wehrpflicht“ zu entgehen, beim„Grundherrn“ KlosterSt. Georgen„Unterschlupf“ gefunden hat. Die Felder desBauern und seine„Kate“ lagen in Aichhalden(vgl. dazuHansmartin Ungericht in„Einst& Heute“ Heft 18, Seite32 und 33). Wir schreiben das Jahr 1555. Nach demAugsburger Religionsfrieden jenes Jahres wurden einGebiet und seine Bewohner protestantisch, wenn derLandesherr diesen Glauben angenommen hatte. Dieswar bei den Herzögen von Württemberg der Fall. Folglichsind diese Herrscher Grundherren der Felder des KlostersSt. Georgen in Aichhalden geworden. Ferner ging die„Leibeigenschaft“ unseres„unfreien Bauern“ auf dieLandesherren in Stuttgart über, vertreten durch dieVögte in den Oberämtern. Aichhalden gehörte schonimmer zum damaligen württembergischen Oberamt Calw.Dem unfreien Bauern, wie vorstehend beschrieben, istes möglich gewesen, von seinem Grund-/Landesherrnweiteren Grund und Boden zu„entleihen“ und diesenzusammen mit seinem ursprünglichen Besitz zu bewirtschaften. Dem„Unfreien“ ist es dagegen nicht möglichgewesen, ein ganzes Gut zu entleihen.Die Entleihung erfolgte meist als„Erblehen“; dies bedeutet, dass im Falle des Todes des„Lehensnehmers“dessen Nachkommen an seine Stelle treten konnten.einen Gulden pro hundert Pfund Heller. Beispiel: hinterlassenes Vermögen des Leibeigenen 1.000 Pfund Heller,„Erbschaftssteuer“ gleich 10 Gulden. Beim Tod einer Leibeigenen ist keine zu zahlende„Steuer“ entstanden.Wegfall der Lehensgüter und LeibeigenschaftenAnfang/Mitte des 19. Jahrhunderts sind in Württembergdie Lehensgüter, wie Höfe, Grund und Boden dergestaltabgelöst worden, dass sie freies Eigentum der Bauernwurden.Gleichzeitig wurde im gegenseitigen Einvernehmen dieAuflösung sämtlicher Leibeigenschaften vereinbart,womit von den belasteten die vollständige Freiheitgewonnen wurde. Gründe: Die Leibeigenschaften widersprachen dem Menschenbild der Aufklärung, und die sichstetig weiter entwickelte gewerbliche Wirtschaft hattegroßen Bedarf an Arbeitskräften – wenn auch gesagtwerden muss, dass bis weit nach dem 2. Weltkrieg dieArbeiterschaft um erträgliche Arbeitsbedingungen kämpfen musste.Jedenfalls ist festzuhalten: im damaligen Oberamt Nagoldwar anfangs des 19. Jahrhunderts nur noch die Personalund Realleibeigenschaft zu verzeichnen, während es inden Oberämtern Calw und Neuenbürg zusätzlich dieLokalleibeigenschaft gegeben hat.ErgebnisDie Landwirtschaft im Nördlichen Schwarzwald bestehtungefähr seit dem 3. Jahrhundert nach Christus. Seitdamals bis heute ist auf diesem Gebiet eine große Veränderung vor sich gegangen. In früheren Jahrhunderten,bis in den 2. Weltkrieg hinein, hat es die Landwirtschaftin Deutschland und Württemberg vermocht, die übrigeBevölkerung zu ernähren.Auch ein„freier Bauer“ konnte weiteren Grund undBoden, ja sogar ein ganzes Gut, entleihen. War damitnicht der Verlust der Freiheit verbunden, aber„Frondienst“ zu leisten, nennt man diese Art von Leibeigenschaft die„Realleibeigenschaft“. Die Verleihungen vonGrund und Boden, Gebäuden hörten ca. Mitte des 16.Jahrhunderts auf; von nun gab es nur Veräußerungen.Sowohl der unfreie als auch der freie Bauer hattenzusätzlich zu den Frondiensten Geldzinsen und Naturalleistungen, Lieferungen von Käse, Eiern, Hühnern undGänsen an die Verleiher zu erbringen. Insoweit ist einentgeltlicher Leihvertrag anzunehmen.Weitere Verpflichtungen dieser LeibeigenenDer„Leibherr“ hatte Anspruch auf eine„Leibsteuer“.Diese betrug jährlich zwei Schillinge, gleich 24 Heller beiMännern; die Frauen hatten jährlich ein Huhn abzuliefern.Nachdem die Hungerjahre 1945 bis 1949 einigermaßenglimpflich überstanden worden sind, auch mit US-Hilfe,ist die Landwirtschaft ständig geschrumpft. Viele kleineLandwirtschaften, insbesondere im Nebenerwerb, aberauch größere Betriebe, wurden aufgegeben. Die Knechteund Mägde suchten sich Arbeit in der gewerblichen Wirtschaft, vor allem im Gaststätten- und Handelsgewerbeund in der Industrie. Andererseits kauften oder pachteten die verbliebenen Landwirte viele aufgegebenenbewirtschafteten Flächen. Dazu kamen moderne Maschinen und hervorragende Düngemittel, sodass sich in derdamaligen BRD, aber auch in vielen anderen europäischen Staaten, in Kanada und in den USA, eine Überproduktion von landwirtschaftlichen Produkten entwickelte.Die damalige EWG, später EG, heute EU, zahlte Schlachtprämien, um die Erzeugung von Fleisch zu verringern.Auch wurde zuviel Milch produziert: Milchprämien warendie Folge. Manche Landwirte wurden zu„Landschaftspflegern“.Anlässlich des Todes des Leibeigenen wurde ein„HauptAngesichts einer weiter wachsenden Weltbevölkerung,recht“ fällig, eine Art„Erbschaftssteuer“. Diese betrugheute bereits ca. sieben Milliarden, des in vielen Teilen9