Diese Struktur haben selbstverständlich weder die Vorfahren der Buchhorner Grafen noch die ErlafriedNoting-Sippe geschaffen. Sie haben sich nur innerhalb dieses schon vorhandenen Systems an bestimmten Örtlichkeiten festgesetzt. Insbesondere mit den Reliquien der Heiligen Martin, Remigius und Dionysius(30) haben sie Raumplanung betrieben und politische Ziele der gräflichenAmtsverwaltung verfolgt und durchgesetzl. lm Zentrum dieser Drachenfigur befindet sich der abgegangene Ort Wolfenkirch, der auf die trühmittelalterliche Sippe der Wolfer zurückgeht("). S.Martin Althengsteü S.Martin GBching6n S.Martin Wöllhausen S.Marün Oberjettingen In diesem Zusammenhang werden ihre Besitzungen in Mühlhausen, Reistingen, Bildechingen, Empfingen bei Wiesenstetten sowie Brittheim und Bickelsberg bei Oberndorf erwähnt. Wir gehen deshalb nicht fehl, wenn wir ihren Mitgliedern die Reihengräber am Fuße des Nagolder Wolfsberges aus dem 7. Jahrhunderl(33)und das kirchliche Zentrum Wolfenkirch bei Unterjettingen ztschreiben. Nagold wird dabei von Wolfbert genauso als Actum-Ort in Anspruch genommen wie von dem amtierenden Grafen Gerold('a). Jedoch hat Wolfenkirch ebenso wenig überdauert wie die Basilika des Wolftroch in Bildechingen(3s). Denn mitten zwischen Wolfsberg und Wolfenkirch setzt sich in Oberstetten die Erlafried-Noting-Sippe fest, möglicherweise durch gräfliche Enteignungen der Wolfbert-Sippe. Dadurch wird das kirchliche Zentrtm Wolfenkirch von den beiden Remigiuskirchen Nagold und Bondorf und der Martinskirche in Oberjettingen als rechtwinkligem Scheitelpunkt in die Zange genommen und schließlich zum Verschwinden gebracht. Die damit verbundenen Abläufe und Prozesse können nicht als Ausdruck und Ausformungen eines vielfältigen Synkretismus gedeutet werden, wie Sönke Lorenz meint(3o. Die politisch-kirchlichen Gegensätze sind grundsätzlicher Art. Auch Horst Wolfgang Böhme kam 1996, aus völlig anderem Blickwinkel, nämlich über die geographische Verteilung der Goldblattkreuze, zu ähnlichen Forschungsergebnissen(t'). Mit Hilfe einer Geometrie der beiden Heiligen Martin und Remigius wurde auf diese einschneidende Weise eine bis heute nachwirkende Orts-, Regionalund Landesplanung betrieben. \ ' l \l ',t \, I ü S.Martin Wsitlngen Abb. 9: Patrozinienstruktur Twischen Nagold und Neckar. Einkreisung vonWofenkirch durch Martinsund Remigiuskirchen. Wie lokal in Wöllhausen zu erkennen ist, so lassen sich auch regional zwischen Nagold und Neckar zwei konkurrierende Planungsvorgänge feststellen. Zt den Trägern einer älteren Planungsschicht zählt z. B. die Wolfbert-Wolfhoch-Wolfram-Sippe, die sich zwischen 768 und 881 durch Übertragungen an die Klöster Lorsch und St. Gallen im Raum Nagold, Herrenberg, Horb und Oberndorf nachweisen lässt("). Anmerkungen WUB 4, Anhang: Zwei Weingartener Codices aus der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts. X. Sönke Lorenz, Neubulach auf dem Weg in die Geschichte. Vom frühen ins späte Mittelalter, in, Neubulach. Eine Stadt im Silberglanz, Neubulach 2003, Seite 67 Pfarrer Rentschler, Die Reformation im Bezirk Nagold, Rohrdorf 1918, Seite 4 und 5 WUB 4, Anhang: Zwei Weingartener Codices aus der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts, X. Michael Borgolte, Buchhorn und die Welfen, in, ZWLG 1988, Seite 57 und 60 Michael Borgolte, Die Grafen Alemanniens in merowingischer und karolingischer Zett, Sigmaringen 1986, Seite 248 bis 254 Karl Schmid, Adelssitze und Adelsgeschlechter mnd um den Bodensee, in, ZWLG 1988, Seite 24 11) WUB 3, Nr. 887, Seite 387 und 388 (8) WUB 2, Seite 393 und 403 Stephan Molitor, Das Reichenbacher Schenkungsbuch, Stutt9aft1997, St. 83, P 11, St. 10 Adalbert von Altensteig besitzt in Rudolf von Walddorf einen adeligen Gefolgsmann (cliens), was auf die späteren Rechte der Vögte von Wöllhausen in Walddorf hinweist. 44 |
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