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VI. Entwicklungen auf der Enz - Nagold - Platte seitdem i 17. Jahrhundert

Bis zum 17. Jahrhundert war im Siedlungs - und Landschafts­bild der Enz - Nagold - Platte kaum eine Veränderung fest­zustellen. Erst zu Beginn dieses Jahrhunderts trat ein Wandel ein. Dieser Wandel fand seinen deutlichsten Ausdruck in der Ansiedlung von Tagelöhnern seit Ende des 17* Jahrhunderts.

Die verschiedenen wirtschaftlichen Ursachen, die diesen Wan­del bewirkten waren eng miteinander verflochten. Dazu ge­hörten vor allem die Aufwertung des Waldes und die Anfänge der Heimindustrie im 17. Jahrhundert. Ausserdem trug das Auf­kommen der Freiteilbarkeit bei der Vererbung zu einer Ver­änderung, vor allem im Flurbild, bei. In jüngerer Zeit war auch der zunehmende Einfluss naher Industriestandorte und der Fremdenverkehr von Bedeutung.

1. Ansiedlung von Tagelöhnern

Der dreissigjährige Krieg verursachte einen starken Bevölker­ungsrückgang. Die Enz - Nagold - Platte hatte zwar nicht so stark unter unter den Folgen des Krieges zu leiden wie die übrigen Gebiete Württembergs, doch überall waren auch hier Kriegsschäden zu verzeichnen, vor allem im nördlichen Teil der Enz - Nagold - Platte. Nach Kriegsende lag ein grosser Teil des Ackerlandes brach und konnte von der übriggebliebenen Bevölkerung nicht mehr bewirtschaftet werden, da es an Ge­sinde fehlte. Daher versuchten die Landesherren durch hoheit­liche Anordnungen den Bevölkerungsrückgang wieder aufzuholen. Die Ansiedlung von Tagelöhnern war die wirksamste Massnahme, um dies zu erreichen. Zugleich war diese die entscheidende Grundlage für die Veränderung des ländlichen Siedlungsbildes auf der Enz - Nagold - Platte. Diese Entwicklung zu verstärk­ter Tagelöhneransiedlung und somit zu einer Veränderung des Siedlungsbildes begann am Ende des 17* Jahrhunderts.

Die ersten Tagelöhner vieler Gemeinden werden laut Neuge-

1 )

bauer - Pfrommer im Calwer Lagerbuch von 1690 genannt.

1) Neugebauer - Pfrommer: Die Siedlungsformen im nordöst­lichen Schwarzwald und ihr Wandel sei dem 17. Jahrhundert, S. 105