- 59 -
VI. Entwicklungen auf der Enz - Nagold - Platte seitdem i 17. Jahrhundert
Bis zum 17. Jahrhundert war im Siedlungs - und Landschaftsbild der Enz - Nagold - Platte kaum eine Veränderung festzustellen. Erst zu Beginn dieses Jahrhunderts trat ein Wandel ein. Dieser Wandel fand seinen deutlichsten Ausdruck in der Ansiedlung von Tagelöhnern seit Ende des 17* Jahrhunderts.
Die verschiedenen wirtschaftlichen Ursachen, die diesen Wandel bewirkten waren eng miteinander verflochten. Dazu gehörten vor allem die Aufwertung des Waldes und die Anfänge der Heimindustrie im 17. Jahrhundert. Ausserdem trug das Aufkommen der Freiteilbarkeit bei der Vererbung zu einer Veränderung, vor allem im Flurbild, bei. In jüngerer Zeit war auch der zunehmende Einfluss naher Industriestandorte und der Fremdenverkehr von Bedeutung.
1. Ansiedlung von Tagelöhnern
Der dreissigjährige Krieg verursachte einen starken Bevölkerungsrückgang. Die Enz - Nagold - Platte hatte zwar nicht so stark unter unter den Folgen des Krieges zu leiden wie die übrigen Gebiete Württembergs, doch überall waren auch hier Kriegsschäden zu verzeichnen, vor allem im nördlichen Teil der Enz - Nagold - Platte. Nach Kriegsende lag ein grosser Teil des Ackerlandes brach und konnte von der übriggebliebenen Bevölkerung nicht mehr bewirtschaftet werden, da es an Gesinde fehlte. Daher versuchten die Landesherren durch hoheitliche Anordnungen den Bevölkerungsrückgang wieder aufzuholen. Die Ansiedlung von Tagelöhnern war die wirksamste Massnahme, um dies zu erreichen. Zugleich war diese die entscheidende Grundlage für die Veränderung des ländlichen Siedlungsbildes auf der Enz - Nagold - Platte. Diese Entwicklung zu verstärkter Tagelöhneransiedlung und somit zu einer Veränderung des Siedlungsbildes begann am Ende des 17* Jahrhunderts.
Die ersten Tagelöhner vieler Gemeinden werden laut Neuge-
1 )
bauer - Pfrommer im Calwer Lagerbuch von 1690 genannt.
1) Neugebauer - Pfrommer: Die Siedlungsformen im nordöstlichen Schwarzwald und ihr Wandel sei dem 17. Jahrhundert, S. 105