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a) Hausformen
Jede Siedlung ist aus mehreren Behausungen zusammengesetzt, die mehreren Zwecken dienen können, etwa als Wohn - oder als Arbeitsplatz. Ursprünglich diente die Behausung dem Menschen und seinen Haustieren als Schutz vor Witterungseinflüssen. Sie kann sich auch aus verschiedenen Zweckbestimmungen zusammensetzen, die jedoch funktional einander zugeordnet sind, wie etwa Wohnhaus, Stall, Scheune und Backhaus eines bäuerlichen Gehöfts. Art und Form der Behausung hängen ab von der naturgeographischen Ausstattung der Lebensräume, von den Wirtschaftsformen und - stufen und von der Zugehörigkeit zu einem bestimmten Kulturkreis.Das " Haus " erfüllt somit einen wirtschaftlichen Zweck, der sich in der äusseren Aufmachung und der inneren Einteilung zeigt.Das Bauernhaus dient also dem landwirtschaftlichen Betrieb.
Da meistens Ackerbau und Viehhaltung gleichzeitig betrieben werden, erfordert das Bauernhaus Wohnräume, Scheuer und Stall. Sind diese unter einem Dach vereinigt, spricht man von einem Einheitshaus. Sind dagegen Stall und Scheuer vom Wohnhaus getrennt, spricht man von einem Gehöft. Eine Mischform stellt das Wohn - Stallhaus mit abgetrennter Scheuer dar.
Diese Mischform zwischen Gehöft und Einheitshaus ist nach Neugebauer - Pfrommer die ursprüngliche Hausform der Waldhufendörfer der Enz - Nagold - Platte. Daneben trat jedoch
1 )
auch das Einheitshaus auf.
Für den Hausbau wurde Holz verwendet, das die Bauern aus den umliegenden Wäldern holten. Typisch für Bauernhäuses der Enz - Nagold - Platte war daher, dass ihr Fachwerk meist mit Schindeln oder Brettern verschalt war, die zugleich die Kälte abhalten sollten. Zu einem Bauernhaus gehörten ausser dem Wohnhaus und der Scheuer sogenannte Schöpfe ( schuppenartiger Anbau )zur Aufbewahrung von Streu und Geräten, eine Waschküche mit Backofen oder Brennerei, ein Brunnenhäuschen, manchmal auch ein Ausdinghäuschen.
Mehr als das Wohnhaus unterscheidet sich die'Schühr'
( Scheuer ) des Schwarzwaldbauern von der 'Schuira' des Gäu-
1) Neugebauer - Pfrommer: Die Siedlungsformen im nordöstlichen Schwarzwald und ihr Wandel seit dem 17* Jahrhundert, S. 83