Calw.
2S
Oben an der Kirche folgen nach einander deutsche Schule, lateinische Schule, Diakonathaus. — Die Kirche ist 1634 und 1692 niedergebrannt. Der Chor mit schönen, gothischen Fenstern und die Sakristei mit schönem Netzgewölbe, sowie die Vorhalle mit Petrus auf dem Schlußsteine sind älter als das Schiss. Vor dem Chor der Kirche stehen zwei schöne Linden. Zu diesem Vorplatz führt eine breite, steinerne Treppe mit 12 Stufen vom Marktplatz herauf. Auf dem großen Marktplatz sehen wir zwei Brunnen. Zunächst dem obern Brunnen steht das vr. Schüz'sche Haus. Für Botaniker ist der hinter dem Haus gelegene Garten interessant, da in demselben besonders die Schwarzwald- und Alpenflora vertreten ist. Auf dem Platz dieses Gartens soll früher ein Nonnenkloster gestanden sein. Auf der östlichen, langen Seite des Marktplatzes stehen die beiden Apotheken, das Oberamtsgericht und viele Kaufläden. Vom Marktplatz gehen wir durch das Viergäßchen in die Ledergasse hinab, welche uns weiter zur untern Brücke führt. Auf dieser kommen wir zur Turnhalle und Gewerbeausstellung. Wir können aber auch zuvor noch einen Umweg machen, und durch die Jnselgasse hinab zur Kunstmühle von Reichert, und zum neu erbauten Schützenhaus gehen. Weiter unten folgt die Gasfabrik (erste größere Anlage von Petroleum-Gas mit dem unbedingt schönsten Licht). Noch weiter kommen wir zur Dörtenbach'schen Villa mit schönen, bis in den Wald reichenden Gartenanlagen. Zurück führt uns der Weg auf die Insel, auf welcher die großen, neu erbauten Gebäude der Wolldeckenfabrik der alten Firma von Schill u. Wagner stehen, der Nachfolgerin der früheren Handelskompagnie. Hier stehen wir unter der alten Burg der Grafen von Calw. An der Stelle derselben wollte Herzog Friedrich ein großartiges Schloß bauen; er ließ das frühere Schloß abbrechen und legte 1606 den Grundstein für das neue Schloß, das nach dem Riß des berühmten Baumeisters Heinrich Schickhardt gebaut werden und ein länglichtes Viereck bilden sollte. Es wurden aber nicht weiter als die Grundmauern gebaut, welche noch stehen. Endlich gehen wir durch die große Menge von Fabrikgebäuden zur untern Brücke, welche uns auf das rechte Nagoldnfer führt. Hier haben wir gerade vor uns den badischen Hof von Thudium, links den Brühl, eine Allee von Linden und Kastanien, rechts