Calw.

23

Durch diese zweimalige Zerstörung der Stadt war die frühere Gewerbthätigkeit wohl unterbrochen, aber nicht aufge­hoben worden. Nach dem 30jährigen Krieg nahm sie einen neuen Anfang in der Gründung der Calwer Zeughandlung. Zwei arbeitsame und verständige Männer legten im Anschluß an die Färberordnung von Herzog Eberhard III. vom 1. Nov. 1650 den Grund zu dieser Handlung, welche später unter der Firma Maier, Schill und Comp, berühmt wurde und im fol­genden Jahrhundert zu großer Blüthe gelangte. Die Mit­glieder waren ursprünglich alle selbst Färber, Tuch- und Zeug­macher. Später als das Geschäft an Ausdehnung gewonnen hatte, theilten sie sich in die Aufsicht über die verschiedenen Zweige des Geschäfts. Zum Aufschwung des Geschäfts trugen namentlich die Privilegien bei, welche die württembergische Re­gierung der Compagnie ertheilte. Diese Privilegien beziehen sich besonders auf die Waare, deren Verfertigung und Verkauf der Gesellschaft Vorbehalten war, und auf die ihr zugewiesenen Zeugmacher. Im Jahr 1674 wurde die sogenannte Moderation cingeführt, indem man die Zeugmacher von 10 Aemtern des Landes der Compagnie zutheilte. Diese durften ihre Arbeiten allein an die Compagnie verkaufen. Alle Meister des Mode­rationsbezirkes waren angewiesen, die verfertigten Maaren an bestimmten Tagen in das Kaufhaus nach Calw zu liefern, wo sie geprüft wurden. Die verschiedenen Gebäude der Compagnie standen in der Ledergasse und Jnselgasse. Der Absatz stieg besonders während des 7jährigen Krieges. Auch nachher noch beschäftigte die Compagnie 7000 Menschen und verschloß jähr­lich für 500,000 fl. Maaren. Später jedoch kam das Ge­schäft etwas in Abnahme theils durch Konkurrenz der englischen und sächsischen Fabriken, lheils durch das häufigere Tragen von baumwollenen Zeugen. Als dann die Revolutionskriege ausbrachen, und auch ein Streit zwischen der Compagnie und den Zeugmachern entstand, bat die Compagnie selbst bei der Regierung um Auflösung der Moderations-Verfassung. Die Re­gierung bewilligte, obwohl ungern, die Bitte, und hob 1797 die Moderation mit den Privilegien auf. Neben diesem wich­tigsten Gewerbe der Tuchfabrikation und der damit verbundenen Färberei blühten im vorigen Jahrhundert noch manche andere Gewerbe, besonders die Gerberei und Saffianfabrikation, sowie