46 2. Die Bahn von Weil der Stadt bis Talw.

Neuhengstett, der Waldensergemeinde, gewöhnlichwelsch Dorf" genannt, sieht man vom Damme aus einige Häuser. Mött- lingen, eine Stunde, ist bekannt durch mehrere Geistliche, welche dort waren: Machtholf, der einst den plündernden Franzosen einen silbernen Löffel nachtrug, welchen er noch in seinem Hause gefunden hatte, vr. Barth, der Kinder- und Missionsschrift­steller; Blumhardt, jetzt in Bad Voll. Nach drei kleineren Durchlässen, wobei zur Linken der Tafelberg und zur Rechten der Anfang des Thälesbaches und die Vizinalstraße nach Hirsau, schneidet die Bahn die Calwer Straße und geht in den 425' tiefen Han-Einschnitt (Wellenkalk). Hier war zuerst ein Tunnel beabsichtigt, weil aber beim Durchbrechen sich zu viel Wasser fand, so wurde ein Einschnitt gemacht. Zu diesem Zwecke mußte die Straße auf die rechte Seite des Einschnitts verlegt werden. Auf den Einschnitt folgt wieder ein Damm von 35', mit gewölbtem Durchlaß für die Stuttgarter Straße, in welche dort auch die Herrenberger Straße, zunächst von Stammheim (eine halbe Stunde) kommend, einmündet. Vom Damm herab sieht man jetzt die Stadt Calw in der Tiefe des Thales liegen. Sie verschwindet aber wieder, denn ehe der Zug dorthin kommt, muß er zuvor noch einen weiten Bogen beschreiben. Zuerst geht die Bahn durch den Hirsauer Tunnel in den Thälesbach, ein Seitenthal der Nagold. Der Tunnel ist 4935' lang, geht durch den bunten Sandstein und macht eine leichte Schlangen­linie, ähnlich einem großen lateinischen 8. Nach dem Tunnel macht die Bahn eine große Kurve, indem sie zuerst den Thäles­bach oben mit einem 55' hohen Damm überschreitet und dann an mächtigen Sandsteinfelsen vorüber, den Thälesbach unten wieder überschreitet, und zwar auf einem 200' hohen Damm, welcher beim Bau etagenmäßig aufgeführt wurde. Es war zuerst ein Viadukt beabsichtigt, der aber wegen schlechten Untergrundes unterblieb. Die Kurve ist vom nördlichen Portal des Tunnels etwa 6500' lang und macht V- eines Kreises aus. Während wir diese Kurve beschreiben, öffnet sich der Blick nach Hirsau hinab. Wir sehen die Ruinen des Klosters und Schlosses. Aus den vier Mauern des herzoglichen Schlosses ragt die bekannte Ulme, über 400' hoch und gegen 5' Durch­messer, von jungem Nachwuchs umgeben, heraus. Der hohe Thurm ist noch einer der beiden romanischen Thürme der