ll
-
>alität
igsten
m.
887.
6 80 6 10
8 SO 8 30 7 30
7.
6 87 6 23
Amts- und Intelligenz-Blatt für de« Oberavtts-Bezirk Nagold.
Erscheint wöchentlich 3 mal: Dienstag, DonnerS- ^ - I tag und Samstag, und kostet vierteljährlich hier
/»o 1 dl . ! (ohne Trägcrlohn) 80 4, in dem Bezirk 1 ^ — 4,
^ . außerhalb des Bezirks 1 20 4. Monats
abonnement nach Verhältnis.
Dienstag den 29. November
JnserttonSgebühr für die Ispaltige Zeile auS ge
wöhnlicher Schrift bei einmaliger Einrückung 9 4, bei mehrmaliger je 6 4. Die Inserate müssen spätestens morgens 8 Uhr am Tage vor der! Herausgabe des Blattes der Druckerei aufgegeben! sein.
1887.
Bestellungen
auf den
für dc» Monat Dezember
bitten wir sofort der nächstgelegenen Poststelle oder Bahnstation resp. den — den Ort begehenden Postboten aufzugeben.
Expedition K Redaktion.
Auf die erledigte Amtnotarsstelle in Oßweil wurde der Amtsnotar Löckle von Blaufelden seinem Ansuchen entsprechend versetzt.
Die Thronrede
zur Eröffnung des deutschen Reichstages hat eine ernste Färbung durch den Eiugangspassus erhalten, welcher trauernd von der schweren Krankheit des Kronprinzen spricht, welche den Kaiser, dessen Verbündete und das ganze deutsche Volk mit banger Sorge erfüllt. Was Wissenschaft, Kunst und sorgsamste Pflege vermögen, wird geschehen; aber das Leben des Kronprinzen liegt in Gottes Hand, zu dem sich unsere Blicke und Gebete richten. Hoffen wir, daß trotz der ungünstigen Krankheit unseres greisen Kaisers Sohn dennoch wieder in vollem Umfange genesen wird.
Die Finanzlage des Reiches, so führt die Thronrede weiter aus, hat sich in Folge der neuen Branntwein- und Znckersteucr erfreulich gebessert; für nächstes Jahr wird sogar ein Uebcrschuß von 50 Millionen Mark erhofft. Dabei sind für den Reichs- Haushalt die Vorschriften strengster Sparsamkeit maßgebend geblieben. Bon dem besseren Finanzstaude werden zunächst die Reichsbeamten Vorteil haben, für welche der Wegfall der Witwen- und Waiscn- geldbeiträge in Vorschlag gebracht werden wird. Indessen werde» dem Reiche auch neue Lasten erwachsen. Diese werden bedingt durch die Arbeiter-, Altersund Jnvalidcnvcrsorgung, die dem Reichstage bestimmt zur Beratung und Beschlußfassung zugehen wird, sowie durch ein ganz neues Gesetz betr. die Landwehr und den Landsturm, das eine wesentliche Erhöhung der Wehrkraft des Reiches bringen soll. Genaueres über dieses Gesetz wird noch nicht mitgeteilt; jedenfalls handelt cs sich um eine Organisation des Landsturmes im Frieden schon, und um eine weitere Ausbildung der Landwehr, wie sie schon in Oesterreich-Ungarn und nach dortigem Vorgänge in der Schweiz beschlossen worden ist. Definitiv angekündigt wird auch eine Vorlage betreffend die Erhöhung der Kornzölle. Motiviert ist dieselbe mit der Lage der Landwirtschaft. Diese drei Gesetze: Altersversorgung, Kornzoll und Landsturmgesetz werden jedenfalls das Hauptarbeitspensum der ganzen Session des Reichsparlamentes abgeben.
Bekannt sind bereits die weiterhin angekündig- ten Gesetzentwürfe betreffend die Ausdehnung des Unfallversicherungsgesetzes, die Abänderung des Ge- uossenschaftsgesetzes und den Verkehr mit Wein. Die Handelsvertragsverhandlungen mit Oesterreich, das gesteht die Thronrede zu, sind sehr schwierig, es ist die Getreidezollfrage, welche einen günstigen Abschluß verhindert. Die Reichsregierung hofft aber darauf, mit dem befreundeten Nachbarreiche zu einem befriedigenden Einvernehmen zu gelangen. Wir können uns dieser Hoffnung nur anschlicßen, denn ein Zollkrieg mit Oesterreich würde unsere Industrie auf's Tiefste schädigen.
Sehr klar und deutlich spricht sich der Schluß
passus der Thronrede über die Auswärtige Politik
ans. Es heißt da energisch, würde voll und friedfertig zugleich: „Die Auswärtige Politik Sr. Maj. des Kaisers ist mit Erfolg bemüht, den Frieden Europas , dessen Erhaltung ihre Aufgabe ist, durch Pflege der freundschaftlichen Beziehungen zu allen Mächten, durch Verträge und Bündnisse zu befestigen , welche den Zweck haben, den Kriegsgefahren vorzubeugen und ungerechten Angriffen gemeinsam entgegcnzutreten. Das Deutsche Reich hat keine aggressiven Tendenzen und keine Bedürfnisse, die durch siegreiche Kriege befriedigt werden können. Die unchristliche Neigung zu Ueberfällen benachbarter Völker ist dem deutschen Charakter fremd, und die Verfassung sowohl, wie die Heereseinrichtungen des Reiches sind nicht darauf berechnet, den Frieden unserer Nachbarn durch willkürliche Angriffe zu stören. Aber in der Abwehr solcher und in der Verteidigung unserer Unabhängigkeit sind wir stark und wollen wir mit Gottes Hilfe so stark werden, daß wir jeder Gefahr ruhig entgegensetzen können!" Das sind offene und ehrliche Worte, gegen welche die Lügenmärchen von deutschen Angriffsplänen absolut nicht aufkom- men können, vor denen sie verschwinden müssen, wie der Schnee vor der Sonne. Und wie die Auswärtige Politik Deutschlands ist auch die seiner beiden! starken Verbündeten eine friedfertige. Warnend wird ! nochmals allen Friedensstörern entgegengehalten, daß > die Abwehr bei einem Angriffe eine gemeinsame sein! werde, daß keine Aussicht vorhanden ist. diese gute! und treue Allianz zu sprengen. Das ist Sonnen- ! schein in ernster Zeit. Wichtig und langdauernd ! wird nach diesem kurz entrollten Arbeitsprogramni > die nunmehr eingeleitete Reichstagssession sein, es ^ wird sich um heilsame Thätigkeit zum weiteren inne- rcn Ausbau des Reiches handeln. Manches ist da- ! bei zu sorgen, Manches zu erwägen, damit das! richtige Mittel für vorhandene Schäden gewählt wird, aber man wird das Richtige treffen, wenn man das Wohl der ganzen Nation zum Leitstern nimmt.
Tages-Neuigkeiter».
Deutsches Reich.
Pfalzgrasenwciler, 24. Nov. Die meisten höher gelegenen Schwarzwaldorte, wie auch unsere Gemeinde, haben infolge der Trockenheit des Sommers schwer unter Wassermangel zu leiden. In vielen Orten muß das nötige Wasser U 2 —I Stunde weit herbeigeführt werden. Um diesem Uebelstande endlich abzuhelfen, beschlossen unsere bürgerlichen Kollegien, eine Wasserleitung erbauen zu lassen. Mit der Ausführung derselben wurde Wasserbautcchnikcr Kröber aus Stuttgart betraut. Die Kosten sind auf etwa 68 000 Mark veranschlagt. Der größere Teil derselben soll durch einen außerordentlichen Holzhieb gedeckt werden. Für Ueberlassung und Bedienung des Triebwerkes, einer Mühle im Böhrbachthal, werden jährlich 600 ^ bezahlt. — In Martinsmoos stürzte kürzlich der Ziegler und Sonnenwirt Klenk so unglücklich die Treppe hinab, daß er sich schwere innere Verletzungen zuzog, denen er nun erlegen ist.
Tübingen, 25. Nov. Am 9. Dez. feiert der allvcr- chrte Kanzler, Herr Staatsrat v. Rümelin, sein Svjährigcs Jubiläum als Doktor der Philosophie.
(Bekämpfung der Trunksucht durch die Gesetzgebung). Das Gesamtergebnis der Sammlung von Petitionen an den Reichstag in dieser Richtung liegt nun vor: Aus Württemberg sind bei der Sammelstellc in Stuttgart 347 Petitionen mit 12 207 Unterschriften eingelaufen (darunter Calw 56, Freudenstadt 28, Herrenberg 721, Nagold 194,
Neuenbürg 27). Rechnet man hiezu die direkt an
den Zentralausschuß für Innere Mission der deutschen evangelischen Kirche aus Württemberg gesendeten Petitionen mit 711 Unterschriften, so beträgt die Gesamtzahl 12918. Nach einer von Berlin erhaltenen Mitteilung sind aus dem gesamten deutschen Reich 65041 Unterschriften in Berlin eingelaufen. Am Tage der Reichstagseröffnung wurde die Petition dem Reichstage und Abschrift derselben dem Bundesratc überreicht.
Ulm, 23. Nov. Die Handelskammer Ulm hat in ihrer heutigen Sitzung beschlossen, dem an den Bundesrat gerichteten Gesuch der Handelskammer Wesel um Aufhebung des Petroleumfaßzolles beizutreten. Dieser Zoll auf Verpackung ist um so unbilliger, als das Petroleum beim Eingang brutto verzollt wird, das Faßgewicht also bei der Verzollung des Inhalts mitgerechnet wird. Dabei kam zur Sprache, weshalb die Amerikaner diese immerhin vorzüglichen Fässer zu so erstaunlich niederem Preise liefern können: sie stehlen das Holz. Die Faßfabriken entstehen sozusagen über nacht in unbewohnten waldreichen Gegenden an Flüssen; die umliegenden Wälder werden ausgcschlagen und bis die Staatspolizei und Steuerbehörde kommt, sind sie schon wieder fort. So werden in Nordamerika nach amtlichem Zugeständnis dem Staat jährlich für siebenunddreißig Millionen Dollars Holz gestohlen, in Wahrheit vielleicht aber für siebcnzig Millionen. Daher die Konkurrenzfähigkeit der amerikanischen Faß- und sonstigen Holzsabrikation.
Prinz Ludwig von Bayern wird am nächsten Mittwoch zum Besuche des Kaisers nach Berlin reisen.
Köln, 26. Nov. Das Oberlandesgericht verwarf den Antrag auf Wiederaufnahme des Prozesses Ziethen und verfügte die Freilassung Wilhelm's.
Berlin, 24. Novbr. Im Reichsheeretat ist eine Ausgabe von 21 Will. Mark eingestellt zur Vervollständigung des deutschen Eisenbahnnetzes im Interesse der Landesverteidigung.
Berlin, 25. Nov. Der Reichstag erwählte wieder das bisherige Präsidium. Wedell Präsident.
' Buhl zum ersten, Unruh-Bomst zum zweiten Vizepräsidenten. Dienstag die erste Etatlesung.
Berlin, 25. Nov. Wedell-Piesdorf teilte ein Telegramm des Kronprinzen mit, worin dieser für die Teilnahme des Reichstags dankt und die Hoffnung ausspricht, daß die durch den Aufevthalt im Süden bereits wieder fühlbar werdende günstige Wendung in seinem Befinden dem Kronpriyzcn ge- , statten werde, die Pflichten gegen das Vaterland in vollem Maße wieder aufzunehmen.
Berlin, 25. Nov. Der Kreuzzeitung zufolge würde die angekündigtc Vorlage über die Landwehr und den Landsturm ein finanzielles Opfer von etwa 100000 ^ erfordern. Das landsturmpflichtige Alter werde voraussichtlich um einige Jahre erhöht werden.
Der preußische Kultusminister beabsichtigt eine Verordnung zu erlassen, nach welcher sämtliche militärfreien Theologen zu Lazarcthgehilfen ausgebildet werden sollen, um im Kriegsfall mit ausrücken und den 70—80 Feldprcdigern als Unterstützung dienen zu können.
Die Grundzüge der Alters- und Jnvali- den-Versorgung haben im allgemeinen eine sehr beifällige Aufnahme gefunden. Die Presse aller Parteien, selbst die gemäßigteren deutsch-freisinnigen Organe , erkennen den großartigen humanen Gedanken an, der dem Entwurf zu Grunde liegt; auch die Freist Ztg. ist erheblich kleinlauter geworden; sie fühlt offenbar, daß bei ihren eigenen Anhängern mit schroffem Widerstand gegen diese Reform nicht mehr viel zu erreichen isi. Wo sich Abgeordnete bisher öffentlich über den Entwurf ausgesprochen haben, geschah es in freundlichster und entgegenkommendster Weise. Aber freilich, bei aller Zustimmung zu den Grund-