davon. Kaum war der gefällige Fremde jedoch um die Ecke, so bemerkte die Dame zu ihrem Leidwesen, daß mit der giftigen Fliege auch ihre kostbare, mit Diamanten besetzte Uhr und die dazu gehörige goldene Kette verschwunden waren. Die aus so eigentümliche Art Bestohlene schüttete ihr Herz dem nächsten Polizeikommissär aus, der ihr jedoch nur den Rat erteilen konnte, in Zukunft vor zu höflichen „Fliegenfängern" auf der Hut zu sein.
Daß es denn doch unter den Franzosen noch Leute gibt, welche die deutschen Verhältnisse mit klarerem Blick betrachten, als die „Revanchehelden", beweist der französische Großindustrielle Rene Jourdain aus St. Quentin in seinem Bericht über die Lohnverhältnisse und die Entwicklung der Industrie in Deutschland, in welchem er u. A. schreibt: „Man hat uns die Deutschen dumm, dick und immer essend geschildert. Aber man hat uns nichts gesagt von der wirklichen deutschen Nation, von derjenigen, welche arbeitet und uns, wenn wir nicht acht geben, noch große wirtschaftliche Niederlagen bereiten wird. Ja, außerhalb der Arbeitszeit erscheint es wirklich so, als ob der Deutsche einen kolossalen Magen habe. Aber im Grund genommen lebt er im Verhältnis zu seiner starken physischen Konstitution. Bei oberflächlicher Beobachtung vernimmt man vielleicht zuerst das Geräusch der Kinnbacken und den Klang der Gläser, aber wer näher untersucht, findet bei diesem Volk auch eine unbeugsame Energie, Zähigkeit und Ausdauer und als Ergebnis seiner physischen eine unglaubliche moralische Kraft. Vergessen wir nicht, daß der Deutsche ebenso gewaltig organisiert ist für das unaufhörliche Lernen und Arbeiten, ivie für das beständige Essen und Trinken." An einer andern Stelle sagt der Bericht: „Die deutschen Industriellen sind ebenso gut mit Werkzeugen und Maschinen ausgerüstet, als wir, sie sind überall auf dem Laufenden, sie kennen die vorteilhaften Verfahren, sie haben billigere Kohlen und billigere Maschinen, sie zahlen weniger Steuern, endlich sind sie keineswegs, wie wir lauge geglaubt haben, bloße Kopisten. Sie sind schöpferisch wie wir und beweisen das nur zu sehr. Vor allem erfreuen sie sich wohlfeilerer Arbeitslöhne als wir und wir wiederholen, daß die gegenwärtige Krisis bei uns entweder zum Ruin der französischen Industrie oder zu einer verhältnismäßigen Verringerung der Arbeitslöhne führen muß."
Die Choleraberichte aus Marseille und Toulon lassen eine beständige Abnahme der Seuche erkennen; in Arles ist wenigstens keine Verschlimmerung eingetreten. In Marseille widersetzt sich die fanatisierte Bevölkerung immer mehr der Durchführung der Sanitätsvorschriften; in der Vorstadt Mozargue konnte die anbefohlene Desinfektion eines Cholera- Hauses nur mit Hilfe der bewaffneten Polizei durchgeführt werden.
Holland.
Die holländische Regierung legte der Kammer einen Gesetzentwurf vor, wonach die Königin zur Regentin ernannt wird.
Handel K Verkehr.
(Konkurseröffnungen.) Frau Katherine Frey, Inhaberin eines Putzgeschäfts in Stuttgart, Ebcrhardsstr. Nr. 21 .
Rottenburg, 37. Juli. Entgegen den Berichten anderer Blätter können wir über den Stand unserer Hopfen- Pflanzungen nur günstiges berichten. „Schwarze Hopfen" gibt es bei uns nicht; überhaupt sind die Hopfen trotz der trockenen Witterung gesund. Der „Anflug" ging regelmäßig vor sich, die jungen Blüten könnten wohl reichlicher angesetzt haben aber ihre Entwicklung hat bis jetzt nicht not gelitten.
Geradstetten im Remsthal, 27. Juli. Die Kirschen sind jetzt vorbei und die Kirschenerilte hat die mutmaßliche Schätzung übertrofsen. Es gab zwar blos die Hälfte gegen voriges Jahr, aber der Preis war besser und dürfte der Erlös für die Orte Grunbach, Geradstetten, ca. 10 000 ausmachen. Die bedeutendsten Empfangstationen waren: München 5067 Körbe, Augsburg 1253, Nördlingcn 600, Gmünd 528, Aalen 276, Ravensburg 219, Ulm 216 Körbe.
In der Gegend von Bruchsal hat man keine guten Hoffnungen auf eine reiche Hopfenernte. Von Gottmadingen schreibt die Schwetzingcr Hvpfenzciiung, daß viele Hopfen krank sind. Die Spälhopsen versprechen am Unterste eine reiche Ernte. Die letzten Stürme haben die Anlagen vielerorts beschädigt. In Tettnang beginnt man mit der Lese der Frühhopfen.
Nürnberg, 29. Juli. (Hopfen.) Ein erster Ballen Württcmbcrger Frnhhopsen, welcher vor einigen Tagen cintraf, ging zu 140 ein Säckchen Steucrmärker zu 180 ab.
Allerlei.
— Ein originelles Mittel gegen die Cholera. Ein alter Soldat, der im Jahre 1866 in Komorn in Garnison lag. wo bekanntlich damals die Cholera heftig anftrat, schreibt: „Ich wurde sowie einige hundert Mann der Komorner Garnison von der Cholera befallen und man brachte mich in das Garnisonsspital. Links und rechts von mir starben die Leute weg, und ich gestehe, mir war schon ganz unheimlich vor Angst. Da trat ein alter Wärter, der im Rufe stand, nie nüchtern zu sein, auf mich zu und fragte mich, ob ich Geld habe. Als ich dies bejahte, meinte er, er werde mir elwas geben, was vielleicht helfen könne. Wenn auch das nicht helfe, dann gebe es für nach kein Kraut mehr. Darauf brachte mir der Wärter beiläufig ein halbes Seidel Kornbranntwein, in das er einen Eßlöffel voll Paprika schüttere. Ich trank diese scheußliche Mixtur, verspürte bald darauf ein heftiges Brennen in den Eingeweiden — des anderen Tages wurde ich in das Rekonvalcszenten-Zimmer transferiert und am dritten Tage aus dem Spital entlassen. Mich würde nun interessieren, zu erfahren, ob der Paprika oder der Schnaps die Cholera-Bacille getötet hat."
— Wie schwer macht sich der civilisierte Mensch jeden Ausgang, um nicht in Verlegenhit zu geraten. Ohne Stock oder Schirm geht er nie aus, Handschuhe und Augenglas deuten schon auf Höheres. Was aber muß in den Taschen Platz finden — Uhr mit Kette, an welcher das Medaillon mit dem Bild
nis der Braut oder Gattin herumpampelt. Kompaß, Petschaft, Börse oder Geldtäschchen, Notizbuch . Visitenkarten , Cigarrcntasche, do. Spitze im Futteral, Messer, Schnupftabaksdose, Taschentuch. Haarbürste mit Spiegel und Kamm, Feuerzeug, Brille. Nagelbürste, Ohrlöffel. Zahnstocher und zuweilen Trauring, letzteren aber auf Reisen in der Tasche. Politiker stecken noch eine Zeitung zu sich, Demokraten ic. ein oder zwei Flugschriften und ängstliche Leute eine unbezahlte Rechnung oder den Steuerzettel u. s. w.
— (Wie die Algäuer Bauern Latein verstehen.) Der Direktor eines Erzichungsinstituls macht mit seinen Zöglingen im Spätberbste einen Ausflug in die Gegend von Deutsch-Venedig, und da gerade Weinlese ist, läßt er seiner jungen Schar einige Gläser des Bodensce-Champagners vorsctzen. Der Wirt freut sich über die heitere Stimmung seiner jungen Gäste und schickt sich gerade an, einen weiteren Krug schäumenden Rebensaftes dem Keller zu entnehmen; da ertönt zum Schrecken der Musensöhne aus dem Munde des Pädagogen das Verhängnis- volle Wort: „Sutioil!" (Genug!) — „Äh bah!" versetzte der Wirt, „Sie sufet's schon!"
(Logik und Rausch.) „So!" meinte die Gattin zu dem 1 Uhr nachts „still und bewegt" hcimkehreuden Gatten: „Also Deinen Hut hast Du in den Schmutz fallen lassen? Warum hieltest Tu ihn denn nicht fest?" - „Ich konnte doch nicht Beide halten?" — „Beide?" — „Natürlich! Ihn und mich! Ihr Weiber verlangt auch wirklich zu viel!"
— (In der Schule.) Lehrer: „Wir kommen nun zur Bildung von Gegensätzen. Zum Beispiel: Die Frau liebt das Einfache! Wie würdest Du den Gegensatz hier bilden?" — Schüler; „Der Mann liebt das Bayrische."
B-rantwortlicher Redakteur Steinwandel in Nagold. — Druck und _ Bcrlag der G. W. Zaiser'schen Buchha ndlung in Nagold.
IiänA6i'68 tledel Aelieilt.
Viele .labrs litt lost an VsrsIvpfnnF, brauchte bäuby; Kittel, rvsiebs jedoch ssbr starken vnrcbfali null Unannehmlichkeiten (8cbinsrr:sn) 'srursacbtsn. leb bade nun dis-ipotbsker K. Lrandt'scbsu ZcbrvsissrpiUen kennen §s- Isrnt null rvkASn ihrer vortrst'Lcben Wirksamkeit sollen dieselben in meinem Hanse stets vorrätig Agbaiten rvsrdsn. Leim trsbrauob derselben spüre ieb keine svbmsrusn und. anderiveitiKS Lssolnvsrdsn; nsbme lob nnr eine kille, so eruisls ieb ein xan? natürlich bekrisdiAsndss Bedürfnis. Der Appetit ist besser Ksvvorden, und ieb bstinde mieb gesund beim dsbrancb dieser killen. Visses möKS ähnlich Vsidenden wim -isnssnis dienen. Latbsnou-, L.-L. kots- dam, 29. 1. 1884. ^.nna Barentkin bssoksiniKt .-1. Weiland, int. kolirsi-Lommissarins Batbsnov, 29 . llannar 1884.
Llan aokto beim Ankauf xenan darauf, dass jede schachtet als vtignett sin rvsissss Lrsnu in r otem kslde und den liiamensrwK II. Brandt trägst. Lrbältlivb ä 8eb achtel ill. 1 in den ^.potbsksn.
Für Oekonomer» und Biehbesitzer ist das Neueste und Beste das Mittel, welches die Obere Apotheke von Otto Lautermeister zu Rottweil a. N.
zum Schutze von Pferden und Vieh gegen die so lästigen und peinigenden Bremsen und Stechfliegen zusammengesetzt hat. Kein anderes zu diesem Zwecke empfohlenes Mittel entspricht so sehr seinem Zwecke, und kein anderes ist für das Wachstum der Haare so unschädlich wie dieses. Dasselbe ist in den Flaschen zu 30 und 50 Pfq. und 1 M. zu beziehen von obiger Firma außerdem nur allein ächt in Nagolb von Apotheker Oesfinger« Da dieses in seiner Wirkung unübertreffliche Präparat mehrfach nachgeahml wird, achte man genau darauf, daß eine jede Flasche die Firma der „Obern Apotheke Rottweil" trage.
ArrrtNche uns ^rwnt-WeKnnntrnncHnngsn.
Forst amt und Revier: Mildster g.
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Zu III. GrößtcMeüs Fichten mil wenig Furchen u. Tannen. Entfernung bis zur Station Tcinach ^4 Stunden und bis zur Einbiudstätte bei der Thalmühle yz Stunde.
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Zn IV. Meist ältere Forchen. Entfernung wie bei Loos Nr. III.
Die Submisstonsofferte nach Schlägen getrennt und in ganzen Prozenten der Revierpreise ausgedrückt, sind versiegelt unter der Aufschrift: „Submissions- offert auf Nadelstammholz" bis
Freitag den 8. August ds. Fs.,
beim Forstamt einzureichen. Die Eröffnung der Offerte findet am gleichen Tage vormittags 11 Uhr auf der Forstamtskanzlei statt und wird die Entscheidung über den Zuschlag sofort ausgesprochen.
Revierpreislisten, Bedingungen, Offertformulare und weitere Auskunft können vom Forstamt erhalten werden.
Wildberg, 31. Juli 1884.
K. Forstamt. Hopfettgärtner.