niemand mehr am Leben vorgefunden worden. Dieser kritische Zustand dauerte noch mehrere Tage an, doch haben die 6 Leute sich seitdem wesentlich erholt. Der Winter in Melville Bay ist so hart gewesen, wie seit 20 Jabren nicht und das Eis sehr stark. Lieutenant Greelcy selbst hat aus St. Johns telegraphiert: „Zum ersten mal seit 3 Jahrhunderten verzichtet England ans die Ehre, am weitesten nach Norden vorgedrungcn zu sein. Lieutenant Lockwood und Sergeant Brainerd erreichten am 13. Mai Lockwood Island in 83« 24'Br. und 44» 5, L. Von einer Höhe von 2000 Fuß sahen sie nord- und nordwcstwärts kein Land, aber gegen Nordosten Grönland und Eap Robert Lincoln in 83« 35' Br. und 38« L. Lieutenant Lockwood muhte 1883 wegen des offenen Wassers an der Nordküste Grönlands zurück und die Leute entgingen mit Mühe der Gefahr, in. das Polarmeer zu treiben. Dr. Pavy trieb 1882, als er Murkham's Route folgte, einen Tag nördlich von Cap Joseph Henry im Meere und entkam auss Land, indem er säst alles im Stiche lieh. 1882 machte ich eine Frühjahrs- und später eine Sommcrlour in das Innere von Grinnell Land und entdeckte dabei den See Hazen, 90 Km. lang und 15 Km. breit." Im Allgemeinen scheint man jetzt der Ansicht zu sein, das; keine Nordpol- Expeditionen mehr unternommen werden sollen, da die Verluste und Leiden der Mannschaften in gar keinem Verhältnis zu den Erfolgen stehen. ___
Handel L Verkehr.
(Konkurseröffnungen.) Michael Stölzle, Ziegler in Mettenberg, Gcm. Roth. Jakob Rilling, Ccmentfabrikant in Dußlingen. Jakob Bäumler, Bauer in Plüderwicsenhof, Gem. Piüderhausen.
Stuttgart, 21. Juli. (Landesproduktenbörsc.) Wir notieren per 100 Kilogr.: Weizen, bayer. 20.50, Weizen, amerik. .-L 20.75, rusj. saxow. 19.35 — 19.75, russ. Affow. 17.75-18., Haber .« 16.80—17.40, Kohlrcps 26.
Stuttgart, 21. Juli. (Mehlbörse). Der Verkehr im Mehl am hiesigen Platze ist ziemlich schleppend, da dasselbe gänzlich aus de» Bedarf beschränkt und dasselbe gegenwärtig nicht sehr bedeutend ist. Verkam an inländischen Mehlen 1365 Sack zu folgenden Preisen: Nr. 0 ^rl 31 - 33.50, Nr. 1 29.50—30, Nr. 2 27—28.50, Nr. 3 25—26.50, Nr. 4
20—21.50. In ausländischen Mehlen kein Handel.
Ulm. (Schranncnvcrkehr vom 19. Juli.) Bei starker Zufuhr in Reps lcbhastcr Handel, im Ucbrigen gedrückte Preise. Gesamtbetrag 8063 Zlr., verkauft 7698 Ztr., Gesanuerlös 82 522 .K 96
Tettnang, 17. Juli. Ende dieser und anfangs nächster Woche beabsichtigen mehrere Produzenten hier mit der Pflücke des Frühhopsens zu beginnen und dürfte sodann spätestens Milte nächster Woche neue Ware erhältlich sein.
Kirchheim bei Heidelberg, 19. Juli. Rosenwirt Klingmann hier hat seinen Ertrag in ungarische» Frühhopse», welche nächste Woche schon gepflückt werden, zu 275 für 50 Kilo bereits verkauft.
(Hopse n.) Im Elsaß, Benseld und Hehrsheim wurden 200 Ctr. Hopfen vvrverkaust zu 100, 120 bis 160 und 180 ^ll. In Böhmen fanden Vorkäufe zu 100 fl. per 50 Kilo statt. In Süd-Steiermark werden Frühhopfen kaum Uz des vorjährigen Ertrags liefern, Späthopfen die Hälfte. In New-Jork ist der Hopfenmarkt fest bei steigenden Preisen.
Nach einer Meldung des „B. B. C." aus Paris teilt das „B.-Bl." mit, daß der „Kredit Provincial", welcher ein Aktienkapital von 22Uz Millionen hatte, für sallit erklärt worden ist. Das Institut befand sich bereits seit dem Januar- Krach in einem Zustand von Agonie. — Aus London wird die Zahlungseinstellung des Exporteurs Engelhardt gemeldet. Die Passiva sollen 54 000 Pfd. Sterling betragen.
Rach amtlicher Mitteilung aus Amerika wird die Auszahlung von ans Deutschland kommenden Postanweisungen dort oft sehr erschwert, mitunter lange verzögert, ja stellenweise unmöglich durch die vielfach unrichtigen englischen Bezeichnungen sür Herr, Frau oder Fräulein, namentlich in den dafür üblichen Abkürzungen. So wird es, wenn einem Mannsnamen die Buchstaben Ms. statt Mr. vorgesetzt sind, der amerikanischen Postvcrwaltung nicht möglich, die Auszahlung an die richtige Adresse in Ausführung zu bringen, wehhalb es sich empfiehlt, die Bezeichnung Herr, Frau oder Fräulein in deutscher Sprache um so mehr beizubehalten, als diese Bezeichnungen in Amerika bekannt sind und anerkannt werden, nur ist es unbedingt notwendig, sich bei der Adressierung einzig und allein lateinischer Schriftzüge zu bedienen, da die deutschen nicht geläufig si nd.
Liebe und Hlück.
Erzählung von P. Lachner.
Herrliche Niederlassungen der Menschen sind seil dem Werden unseres Geschlechts immer bewundert, ja in ihren Schätzen der Kunst und Wissenschaft, der Denkmäler und Heiligtümer oft verehrt worden. Wer hat nicht in der Heiligen Schrift von der prächtigen Stadt Ninive gelesen, die den Neid aller Nachbarvölker erregte, und wer hörte nicht schon von den hängenden Palmengärten der Riesenstadt Babylon? Waren dies die Wunderbauten der Assyrer und Babylonier, so besaß Altägypten das hundertthorige Theben und Neuägypteu die Weltstadt Alexandria; die Griechen waren im Besitze des an Kunstschätzen überreichen Athens; zur Zeit der Römer gab es nur die eine Metropole Rom, welche Cäsar Octavianus Augustus mit prächtigen Gebäuden, die verschwenderisch mit Gold und Elfenbein verziert waren, schmückte; die Neuzeit bewundert London und Paris, mit Begeisterung spricht der Russe von Petersburg, der Oesterreicher liebt vor allem seine Kaiserstadt Wien und auch der Deutsche ist ein wenig stolz ans seine Reichshauptstadt Berlin, die eine Weltstadt zu werden
verspricht. Dies sind und waren alles Städte, welche in erster Reihe stehen und einen mehr oder weniger blendensten Sonnenglanz um sich verbreiten. Es gibt nun aber noch andere Städte, welche zwar nicht mit ihrer Bedeutung an jene Sterne ersten Ranges heranreichen, doch in anderer Beziehung Schönheiten entfalten, welche sie in den weitesten Kreisen verehrungswürdig erscheinen lassen. Es ist dies vorzüglich das zwischen den Ruinen des alten Roms erbaute neue Rom, das an einem reizenden Mceresgolfe zu Seiten des feuerspeienden Vesuvs gelegene Neapel, die Kunst- und Blumenstadt Florenz, das an einer herrlichen Meeresbucht liegende Lissabon, das schmucke Stockholm am Mälarsee und dann noch vor allen Dingen Dresden, das deutsche Elbflorenz, lauter Städte, welche die Schönheit der Natur oder Kunst, oder auch beide zusammen berühmt gemacht haben.
Dresden! — Welche Bilder zaubert dies einzige Wort nicht vor den Geist desjenigen, welcher das Glück hatte, in dieser herrlichen Stadt ein ganzes oder ein halbes Jahr zu leben! Bilder, ebenso reichhaltig und mannigfaltig als schön und groß, Bilder an Tizians Farbenpracht erinnernd, so frisch, so belebend und erquickend. Am rechten und linken Ufer des stolzen Elbstroms breiten sich die Häusermassen Dresdens ans und majestätisch strömt der von zwei riesigen Brücken überspannte Fluß zwischen ihnen dahin. Da, wo die ältere Brücke in die am linken Ufer gelegene Altstadt übergeht, befindet sich der Glanzpunkt und die lebendigste Gegend Dresdens. Hier steht man das im altertümlichen Stile erbaute Schloß des sächsischen Königshauses, in dessen Räumen sich das weltberühmte „Grüne Gewölbe" befindet, das einen reichen Schatz von Edelsteinen, Perlen und anderen Kostbarkeiten birgt. Dann hat auch Dresden herrliche Prachtbauten an Kirchen, wie die katholische Hoskirche und die evangelische Sophienkirche. Bewundernswert ist dann im hohen Maße die Dresdener Bildergallerie, welche die berühmte sixlinische Madonna Raphael's und überhaupt eine so große Menge Erzeugnisse der älteren und neueren Malerkunst zeigt, daß kaum eine Gemäldegallerie auf der ganzen Welt vorhanden ist, welche diejenige Dresdens übertrifft. Aufwärts an der Elbe befindet sich dann noch in Dresden die berühmte Brül'sche Terrasse mit schönen Anlagen und herrlicher Aussicht. Ferner hat Dresden ein namhaftes Hoftheater aufznweisen und ist im Besitze eines sehenswerten zoologischen Gartens. Und dann die Umgebung Dresdens ist eine der lieblichsten, die man sich denken kann. Sanfte Hügelketten umrahmen die Stadt und die am rechten Elbufer befindlichen Bergwände sind zum großen Teile mit Weinreben bekränzt, aus denen eine Anzahl schmucker Laudhäuschen halbversteckt hervorlugen. Der bläulich erglänzende Elbstrom ist bedeckt von zahlreichen Dampfern, die auf den Wellen des Flusses dahintanzen und fortwährend eine große Anzahl Touristen oder auch nur Sommerfrischler aus Dresden nach an der Elbe gelegenen Ortschaften bringen, besonders nach dem Lustschloß Pillnitz oder auch weiter hinauf nach dem Sandsteingebirge oder gar nach der sächsischen Schweiz.
Eine solche Stadt wie Dresden muß daher für jeden Freund des Schönen ein großer Anziehungspunkt sein und neben den Meistern und Jüngern der schönen Künste, die fast aus allen Ländern nach Dresden strömen, nehmen denn auch noch eine große Anzahl reicher Privatleute in der Hauptstadt des Königreichs Sachsen Wohnung.
Dies hatte auch der reiche Grundbesitzer Rollenhagen, aus dem schlesischen Riesengebirge stammend, mit seiner Familie gethan. Doch kaum wohnte er drei Monate in Dresden, so kam bei ihm eine schwere! Lungenkrankheit zum Ausbruche, die ihn schon nach kaum sechstägigem Krankenlager dahinraffte, und die trauernden Seinen, welche nur aus zwei Töchtern im Alter von einundzwanzig und neunzehn Jahren bestanden, da die Frau Rollenhagens schon vor fünf Jahren gestorben war, standen fast allein in der Welt, wenn Rollenhagen nicht einen alten treuen Diener und eine brave Haushälterin mit nach Dresden gebracht hätte.
Lange und bitter betrauerten die Töchter Rollenhagens, von denen die ältere Lucie und die jüngere Marie hieß, den Vater, welcher es zu seinen Lebzeiten so gut mit ihnen gemeint hatte; aber auch die Trauer um den geliebten Vater verwandelte sich nach und nach in den Herzen der Töchter in ein Gefühl ehrenden Angedenkens und nachdem dann noch ein halbes
Jahr verflossen war, fühlten Lucie und Marie oft, daß sie recht allein waren, denn der Diener und die Dienerin des Hauses konnten den beiden jungen Damen nur höchst ungenügenden Ersatz für freundschaftliche Gesellschaft bieten, in Dresden hatten sie keine Verwandte und waren nur mit drei oder vier Familien oberflächlich bekannt und zurück nach Schlesien mochten die beiden Schwestern auch nicht, denn der verstorbene Rollenhagen war ein Emporkömmling im besseren Sinne gewesen. Vom Hause aus arm, hatte er es durch rastlose Arbeit und spätere glückliche Spekulationen zu einem großen Vermögen gebracht, aber seine Verwandten waren größtenteils arm geblieben und keiner war ihm ebenbürtig geworden. Hatte dieser Umstand schon in früheren Jahren dazu geführt, daß Rollenhagen mit seiner Familie sich von seinen Verwandten ziemlich fern hielt, wenn er sie auch nicht unfreundlich und ungefällig behandelte, so hatten nun auch Rollenhagens Töchter weder Lust noch Ursache, zu ihren Verwandten nach Schlesien zurückzukehren. Beide Schwestern blieben deshalb in Dresden, widmeten sich noch ihrer Ausbildung in den feineren und höheren Arten des weiblichen Wirkens und Schaffens, besuchten auch hin und wieder das Theater oder hervorragende Concerte, machten unter dem Schutze ihres Dieners Andreas kleinere Ausflüge in der Umgegend Dresdens, hatten auch dann und wann, wenigstens was die jüngere Marie anbetraf, mit dem als Vormund vom Gerichte bestellten Advokaten einige Angelegenheiten zu ordnen, langweilten sich im Uedrigen aber in ihrer luxuriös ausgestatteten Wohnung, trotz ihres vielen Geldes, ziemlich häufig. Es mußte daher Vorkommen, daß, nachdem sie ein volles Jahr um den geliebten Vater getrauert hatten, die Fröhlichkeit wieder in ihre jugendlichen Herzen einzog und die eine oder die andere Schwester auf irgend einen ergötzlichen Einfall, der Langweile ein Ende zu machen, geriet und wenn ein solcher Einfall auch selten zur Ausführung kam, so gaben seine Voraussetzungen und Schlußfolgerungen doch vielfach Veranlassungen zu vielen Spässen, Neckereien und Spöttereien.
In dieser Zeit geschah es nun, daß in Dresden ein spekulativer Kops eine Verlobungszeitung gründete, die, sich in anständigen Formen haltend, sich allen Ernstes damit beschäftigte, das Leiborgan liebesbe- dürftiger Jünglinge und Mädchen zu werden. Um nun die Verlobungszeitung vorwärts zu bringen, wurde sie wiederholt in großer Anzahl als Probenummer in die Häuser getragen und an alle möglichen Familien abgegeben.
Die alte Susanne, die brave Haushälterin der Schwestern Rollenhagen, hatte da nun auch eines schönen Morgens unter den anderen für die Fräulein Rollenhagen abgegebenen Tageszeitungen und Journalen eine Nummer der Verlobungszeitung entdeckt.
Neugierig, wie sie war, mußte sie natürlich dieser Zeitung ihre Aufmerksamkeit schenken, nahm dieselbe mit in die Küche und fand nicht geringes Interesse an dem Inhalte der Verlobungszeitung, denn Susanne war eine alte Jungfer. Die Schwestern Rollenhagen empfingen daher auch diese Probenummer der Verlobungszeitung nicht, vielleicht mochte Susanne sie auch für gefährlich in den Händen der Fräulein Nollenhagen halten.
Darüber waren einige Tage vergangen und da sich der Herausgeber nicht über Ueberfluß an Abonnenten zu beklagen hatte, so sandte er von Neuem Probenummern in alle Häuser Dresdens und richtig wurde auch wieder in der Wohnung der Fräulein Nollenhagen ein Exemplar abgegeben. Diesmal war aber glücklicher Weise die sittenstrenge Susanne nicht die Empfängerin, sondern der harmlose und weniger neugierige Diener Andreas nahm die zweite Nummer der Verlobungszeitung in Empfang und legte sie nebst anderen Zeitungen auf einem Tische in dem Wohnzimmer der Schwestern Rollenhagen nieder.
_(Fortsetzung folgt.)_
Allerlei.
— (Ein gesundes Getränk.) Man gieße auf 100 Gramm gebrannten und gemahlenen Kaffe 2 Liter Wasser, filtrire und setze 80 Gramm guten Branntwein dazu. Dies überaus stärkende Getränk erhält die Kräfte und verhindert die Transpiration. Dasselbe kommt vielfach auf Märschen bei den Armeen in Anwendung.
Verantwortlicher Redakteur Steinwandel in Nagold. — Druck und Verlag der G. W. Z aiser'schen Buchhandlung in Nagold.