Amts- und Intelligenz-Blatt für den Oberamts-Bezirk Nagold.

M 86.

Erscheint wöchentlich 3mal: Diensta,,, Donnerstag und Samstag, und kostet vierteljährlich hier (ohne Trägerlohn) 60 -i, in dein Bezirk ! außerhalb des Bezirks 1 ^ 20 Monais- abonncment nach Verhältn s^

Donnerstag den 24. Juli.

Jnsertionsgebühr für die Ispaltige Zeile aus ge­

wöhnlicher Schrift bei einmaliger Einrückung 9 <4, bei mehrmaliger je k -l. Die Inserate müssen spätestens morgens 8 Uhr am Tage vor der Herausgabe des Blattes der Druckerei aufgcgcben sei«.

1884

G-

Bestellungen ans denGesellschafter" für die Monate

nehnicn alle Pvstanstalten oder die betreffenden Post­boten an. _

Der Tilel eines RegierungsbaumeistcrS wurde u. a. dein

Ernst Braun von Egenhausen verliehen.

Im Etatsjahre 1883j84 haben u. a. Staatsbciträge zu S ch u l l e h r e r g c h a l t c n erhalten: Hildrizhausen (Hcrren- berg) 15» Oberlhalheim 27l Beihingen 148 Neuen­bürg 600 Wildberg 400 .<>. Zu Kircheu - und Pfarr­ha u s b a u t c n: Bösingen 2000 ^, Calw 3500 , Unter­

schwa ndorf 800 *6. Zu Schulhausbauten: Obecjetlin- qen (Herreuberg) 1000 .5, Göttclfingcn (Freudenstadt) 1100 Ältingeu (Herreuberg) 2200L, Hcrrenalb und Gaisthal (Neuen­bürg) 55 00 Gräfcnhausen (iltenenbürg) 2500 _

Tages-NeuigkeLterr.

DrutsckrS Reich.

Nngold, 23. Juli. Die Jnteressenlosigkeit bei der diesmaligen Bürgerausschuß-Wahl zeigte sich wieder in sehr bedenklicher Weise. Trotz eines Nach- wahltennins babe» von 439 Wahlberechtigten nur 62 abgestimmt; hievon erhielt der Obmann, Pflugwirt Gutekunst 24 Stimmen; die höchste Stimmabgabe für die Ausschußmitglieder betrug 36, die niederste 19.

* Nagold, 22. Juli. Bei der letzten Sams­tag stattgehabten, aber leider nur von 18 Mitglie­dern besuchten Plenarversammlung des hics. Verfchö- nerungsvereins konnten wir mit Vergnügen wahrneh- me», wie sehr der Verein seinem Zwecke:Magold und seine Umgebung durch Anlagen, Wege und Ruhe­plätze zu verschönern und für einen angenehmen Na­turgenuß einzurichten" zu entsprechen bestrebt ist. Nicht nur wurden nach dem Vortrage des Vorstandes, Hrn. Oberlehrer Schwarzmayer, wieder weitere Plätze mit Ruhebänken versehen, auch die leidige Fahncu- frage ist zur Zufriedenheit Aller nunmehr geordnet und spielt nun die ganz aus Holz gefertigte Fahne hoch in den Lüften auf dem runden Turme des Schloßberges dem geringsten Windstoße folgend hin und her. Daß dieses Schmerzenskind nun zur Ruhe gebracht, hat der Verein hauptsächlich Hrn. Partikulier Pfeifer und Hrn. Oberamtsbaumeister Schuster zu danken, weich ersterer den Geldpunkt durch ein un­verzinsliches, jedes Jahr um den Betrag des Zinses sich Verminderndes Darlehen ordnete, letzterer die technische Ausführung der Fertigung und Aufstellung der Fahne unentgeltlich leitete: aber auch die Väter der Stadt und Hr. W. G eigle haben sich um diese Zierde des Schlvßbcrgcs verdient gemacht, indem ersterc bereit­willigst das Holzmatcrial hiezu verwilligten, letzterer die nötigen Fuhren hin und her umsonst besorgte. Als weitere Thätigkeir des Vereins bezeichnete der Vorstand die Errichtung eines Pavillons auf'sTeu­fels Hirnschale" , dessen Zugang allerdings steil und mühsam sei, dessen Besuch sich aber wegen der herrli­chen Aufsicht in das Nagoldthal auf- und abwärts, in daS Waloach- und Steinachthal und über das ganze Panorama der Stadt Nagold trotzdem lohne. Auch hiezu hatte der Gcmeinderat bereitwilligst das nötige Holz ab­geben lassen. DerHermannsplatzaufdem Galgenberg, ein lieblicher u. freundlicher Ruheplatz für Spaziergänger und Lustkurgüste, erfuhr eine weitere Verschönerung, und damit diese Opfer und Mühen des Vereins auch in weitere Kreise getragen und Veranlassung geben sollen, die Stadt als Luftkurort zu empfehlen, hatte der Verein ein entsprechendes Inserat in das neue Hotel- albuin aufgegeben, das seinen Zweck sicher nicht verfehlen dürfte. Dieses ist das ungefähre Bild der Thätig- keit des Vereins, welchem eine größere Mitglieder­zahl wohl zu wünschen wäre, da ja der Nutzen selbst

wieder auf die Stadt und die Bürger zurückgeht. Da das Bedürfnis der Aufstellung von Statuten sich für den Verein geltend machte, so legte der Vorstand einen von ihm ansgearbeiteten Entwurf vor, welcher auch mit der kleinen Abänderung, daß der Ausschuß statt aus 16 nur aus 12 Mitgliedern bestehen solle, von der Versammlung angenommen wurde. Der vom Kassier, Herrn Gack, vorgetragene Kassenbericht gab keine Veranlassung zur Debatte und wurde die Rechnung mit einem ungefähren Kassenvorrat von 100 -4L abgeschlossen. Den Schluß der Versamm­lung bildete die Wahl des Ausschusses. Die weitere Thütigkeit des Vereins dürfte für dieses Jahr wohl abgeschlossen sein; doch ehe aber im nächsten Jahr cS in Wald und Flur wieder zu regen beginnt, wird auch schon unser Verschönerungsverein seine Pläne zu neuen Naturanlagen, Bequemlichkeiten re. für Spaziergänger und Luftkurgäste entworfen haben.

/V Oberschwandorf, 21. Juli. Gestern abend gegen 9 Uhr standen vor der Hirschwirtschast dahier mehrere junge Männer beisammen, als sich ein von Jselshausen zurückkehrender Kamerad zu ihnen gesellte. Im Moment muß es zwischen diesem und den Dastehenden zum Wortwechsel gekommen sein, welcher den Heimkehrenden in solche Aufregung ver­setzte, daß er dem nächst Besten das scharfe Taschen­messer tief in die obere rechte Brust versenkte. Der Unglückliche fand zwar bald ärztlichen Beistand, doch läßt der Grad der Verletzung und das dermalige Befinden einer Hoffnung auf Lebensrettung nur wenig Raum zu. Der Verletzte heißt Dietle. Landjäger Strobel war sofort zur Stelle, ergriff den gleichfalls bedauernswürdigen Thäter und nahm ihm zunächst das noch von Blut triefende Messer ab. Amtliche Bericht­erstattungen über den leidigen Vorfall wurden heute gegeben.

Gültlingen. Die in der letzten Nummer des Ges. gebrachte Notiz, daß sämtliche Schulen we­gen der Masern haben geschlossen werden müssen, bedarf einer Berichtigung. Es wurde wohl ein gro­ßer Teil der Kinderwelt von den Masern ergriffen, aber nur die Unterklasse wurde geschlossen und auch hier hat der Unterricht bei Abt. I wieder begonnen.

In Tein ach sind gegenwärtig alle Räume des Badeortes derart gefüllt, daß immer erst bei Abgang älterer Kurgäste neuankommende Platz finden.

Rottenburg, 19. Juli. In dem benachbar­ten Hailftngcn ist in dieser Woche eine Frau infolge Genusses von Preßwurst, welche ihr Mann tags zuvor hier eingekauft haben soll, gestorben. Drei weitere Personen, welche davon gegessen, sind auch jedoch nicht gefährlich erkrankt.

Böblingen, 21. Juli. Gestern wurde hier das 25jührige Jubiläum der hiesigen Feuerwehr fest­lich begangen. Das Städtchen hatte ein reiches Festgewand angelegt. Die Paradeübllngen der Böb- lingcr Feuerwehr verliefen exakt und fanden den Beifall der zahlreichen Gäste. Mittags fand ein Festessen in der Post statt, bei dem ernste und hei­tere Reden geschwungen wurden. Nachmittags zo­gen 41 Vereine mit ca. 1000 Feuerwehrleuten im festlichen Aufzuge auf den Maienplatz, der zum Fest- Platz ausersehcn war. Herr Stadtschultheiß Staiger und Herr Feuerwehrkommandant Kissel hielten An­sprachen. Abends war im Post- und Bären garten geselliges Beisammensein.

Stuttgart, 20. Juli. Die hiesigen Blätter erzählen die Verhaftung eines kaum erst aus dem Zuchthaus in Ludwigsburg entlassenen rückfälligen Diebes, Fischer aus Gingen (nicht Giengen), welcher

bei dem Rittmeister Turing v. Ferner in der Königs­straße durch ein offenstehendes Parterrefenster einge­stiegen ist und denselben um goldene Uhr und Kette, 400 -4L Geld u. s. w. beraubt hat, so lange er scklief, aber dabei vom erwachten Bestohlenen erwischt und verhaftet worden ist. Das Pikanteste an der Geschichte, welches, wie wir hören, genau wahr ist, erzählt aber nun derHansjörgle aus Schwaben", nemlich, daß der Langfinger, als er sich eben durch das Wohnzimmer entfernen wollte, dort- und Trinkbares sah und dadurch verführt sich an dem Tisch sitzend gütlich that, aber darüber einschlief und so zwischen 4 und 5 Uhr, als der Offizier erwachte, von diesem überrascht wurde, der ihn mit Hilfe fei­nes Hausherrn nach starker Gegenwehr des Diebs dingfest machte und zwei eben von einer anderen Expedition vorübergehenden Schutzleuten übergab.

(Württ. Lehrerstatistik.) Nach der vom Mi­nisterium des Kirchen- und Schulwesens herausge- gebcnen Statistik des Unterrichts- und Erziehungs­wesens in Württemberg betrug die Zahl der evang. Schullehrerstellen am 1. Januar 1883: 2157, also 27 mehr als im Vorjahr. Hiezu kommen 17 stän­dige Schulamtsverweserstellen, 316 Unterlehrerstellen und 455 Lehrgehilfenstellen (wovon 33 Unterlehrer­stellen und 91 Lehrgehilfenstellen, im Durchschnitt also 16 pCt. durch Lehrerinnen besetzt sind). Die Gehaltsverhältnisse der ständigen Lehrer sind folgende: 1 Lehrer hat einen Gehalt von über 2000 -4L, 2 haben einen solchen von 18011900 -4L, 5 von 17011800 -4L, 11 von 16011700 -4L, 64 von

15011600 -4L, 54 von 14011500 -4L. 82 von

13011400 -4L, 90 von 12011300 -4L, 132 von

11011200 -4L. 734 von 10011100 -4L, 981 von

9011000 -4L, 1 von 900 -4L oder weniger. Außer­dem genießen 881 eine Alterszulage von je 200-4L, 330 von je 140 -4L und 210 von 100 -4L. Die Zahl der geprüften Lehramtskandidaten beträgt 1065, die der Kandidatinnen 179. In der Heranbildung stehen 649 junge Leute, darunter 32 weibliche Schul­amtszöglinge.

Ulm. 19. Juli. Es verlautet jetzt, das De­fizit des Sängerfestes werde 3000 -4L betragen.

Brandfälle: In Hofen (Spaichingen) durch Blitzschlag 2 Wohn- und Oekonomiegebäude.

In Diersburg, Amts Offenburg, hat ein frevelhaftes Spiel mit dem eigenen Leben den Tod eines jungen Burschen herbeigeführt. Den Sohn eines dortigen Hofbauern, einen 15jährigen Menschen, plagte die Neugier zu wissen, ob ein gewöhnlicher dünner Bindfaden fest genug sei, um sich daran zu hängen. Der Bindfaden, in dessen Schlinge er den Kopf gesteckt hatte, hielt jedoch nur zu gut und der junge Mensch büßte seinen Leichtsinn mit dem Leben.

München, 19. Juli. Der Schützen-Extra­zug nach Leipzig ging gestern nacht ab und war von Tiroler und bayerischen Schützen, sämtlich in schmuk- kem Gewände, dicht besetzt. Eine große Menfchen- menge gab den Abreffenden das Geleite. Außer den Tiroler Schützen mit ihrer Kapelle gingen mit diesem Zuge noch mehrere Münchener Kellnerinnen in Ori­ginalkostüm mit Mieder und Riegelhauben, sowie Zieler mit ihrem bunten Gewände nach Leipzig; auch 3 Wagen mit Bier aus der Brauerei zumSpaten" machten die Reise mit.

Dem Dr. Schweninger in München hat der Kaiser, in Anerkennung seiner Verdienste um die Wie­derherstellung der Gesundheit des Reichskanzlers Für­sten Bismarck, den Roten Adlerorden dritter Klasse verliehen.