hier in der Gegend gestern Abend von einem großen Hunde arg gebissen ivorden sei !
Paris, 27. Mai. Die nenconservaiive Republik isl drei Tage ail, und heute liegen aus dem Ministerium des Innern Tausende — die Zahl ist wörtlich zu nehmen — Tanscnde von Briefen, in denen der Burger , 2)., Z. als Republikaner, Atheist oder Demokrat denunciit wird. Dies als beiläufiger Beitrag zur Charakteristik des französischen Votksgeisles!
Paris, 27. Mai. Der „Moniteur" betrachtet die Verwertung der von Thiers abgeschlosseneil Handelsverträge durch die Rationaloersammlung sür wahrscheinlich.
Paris, 28. Mai. Heute Nachmittag noiisicirle der Herzog v. Broglie den fremden Gesandtschaften die Erwählung Mac Mahon's zum Präsidenten der Repubik und seine eigene Ernennung zum Minister des Auswärtigen.
Paris, 29. Mai. Man versichert, die Majorität der Nationalversammlung habe, um einer Wiederkehr der Regierungskrisen vorzubeugen, beschlossen, die U irv e r a n t w o r l l i chk e i t des Präsidenten der Republik zu sichern, und die Dauer seiner Vollmachten auf 5 Jahre sestzuseheu. Morgen findet eine Konferenz des F-inanzmmislers und des Handelsministers mit dem Präsidenten der Tarif-Kommission stau, um Mittel zu suchen, welche gestalten, die Gesetze, betreuend die Besteuerung der R o h- stosfe, aufzuheben oder die Tarife zu ermäßigen.
Paris. Die Nachricht von der Ankunft des Prinzen Napoleon ist unbegründet Dagegen soll Graf Chambord angekommen sein.
Versailles, 27. Mai. Beim heutigen Eintritt Thiers in die Nationalversammlnng wurde derselbe von der Linken mit dreimaliger Beitallssalve begrüßt. Thiers nimmt im linken Centruin seinen Platz ei».
lieber seine Politik äußerte sich Thiers in seiner neulichen Rede wie folgt: „Frankreich hat durch die Lebensfähigkeit, die es zeigte, fast die Einbuße an Ansehen hereingebrachl, welche es durch seine Niederlage erlitten hat. Wir orgnnisiren unsere Streilkräste vor ganz Europa, wir verhehlen es nicht, könnten es auch nicht verhehlen. Wir wollen nicht, daß Frankreich von seinen! Rang herabaeworsen bleibe, wir wollen, daß es in dein Ralh von Europa so viel Gewicht habe, als ihm znkommt. Aber wir wollen den Frieden, aufrichtig, systematisch. Weil mau dies glaubt, sieht man ohne Furcht unseren Rüstungen zu. Ein Theil von Europa wünscht uns Gelingen, ein anderer leidet es, alle glauben an das Wort, das wir gegeben haben. Der Frieden isi unser System, es sei denn, daß üb erwie gend e Interessen uns zwingen, daraus zu verzichten. Die Armee reorganisier sich: alle kompetenten Richter bewundern ihre Haltung, die großen Fragen der Ansrüstung sind entschieden, die große Fabrikation beginnt, ja hat schon begonnen, und in dieser Hinsicht werden uns unsere Nachfolger bezeugen, daß die Zeit nicht verloren gegangen ist."
sMac Mahon.) Der neue Präsident der französischen Republik, Esme Patrik Maurice Mahon, stammt ans einer der ältesten irischen Adelsfamilien. Er wurde >808 in Autun im Departement Saone er Loire, nach anderen Mitiheitiingen in Sully geboren, zähl! also 65 Jahre. Sein Vater war General- Lieutenant, sein Onkel General-Major und sein älterer Bruder wird zur Zeit der Revolution von 1830 als Bataillonsches angeführt. Der junge Mac Mahon erhielt seine erste Erziehung im elterlichen Hanse, dann kam er nach St. Cyr und in seinem 19. Jahre trat er in die Armee ein. Im Jahre 1827 war er llntertieutenant bei den Husaren, trat aber, um an der Expedition »ach Afrika Theil nehmen zu können, in das 20. Linienregiment eilt. Drei Jahre später erhielt er auf dem Schlachtfeld das Kreuz der Ehrenlegion. 1832 war er Adjutant des General Achard während der Expedition nach Algier. Für seine Leistlingen bei der Belagerung von Anwerpcn erhielt er das Kren; des Leopold- Ordens. Im Jahre 1836 befand sich Mac Mahon wieder in Algerien, wo er bei der Erstürmung von Constantine leicht verwundet wurde. 1842 war er Obristlieutenart im 2 Regiment der Fremdenlegion; kurz daraus avancirte er zum Obrist im 41. Liliienregimeur, und 1848 zum Brigade-General. 1848 wurde er zum Kommandeur der Ehrenlegion und znm Gouverneur von Oran und Constantine ernannt. In den Kämpfen gegen die Kabylen zeichnete er sich so aus, daß er 1852 zum Großoffizier der Ehrenlegion »nd zum Divisions-General ernannt, sowie mit dem Oberbefehl der Nordarmee betraut wurde. Im Krimkriege 1855 war es die Division Mac Mahon's, welche unter seiner Führung de» Malakofs stürmender Hand nahm. Kaum hatte er sich in dem genommenen Werk festgesetzt, so bekam er von Pelis- sier, dem Oberbefehlshaber der verbündeten Truppen, den Befehl, dasselbe schleunig! zu ränmcn, da der Malakofs unterininirt sei. Mac Mahon befolgte diesen Befehl nicht, er erwiderte, er würde den Malakofs todt oder lebendig behaupten und nölhigte durch sein Ausharren in dieser gefährlichen Stellung die Russen zur Räumung der Festung. Sein Lohn war die Senatorwürde und das Oberkommando über die Streilkräste in Algerien. Beim Ausbruch des östreichisch italienischen Krieges 1359 kommaneirte
Mahon das zweite Korps dec französischen Armee in Italien. Ihm schreibt man zu, daß er durch selbständiges Eingreifen die bereits verlorene Schlacht von Magenta noch zu Knusten Frankreichs entschied. Napoleon Hl. ernannte ihn dafür zum Herzog des Kaiserreich mit dem Titel eines Herzogs von Magenta und gab ihm den Marschatlsnad. Bei der Krönung des jetzigen deutschen Kaisers zum König von Preußen im Jahr 186! vertrat der Herzog von Magenta den Kaiser der Franzosen. Durch Dekret vom 1. Sept. 1864 wurde Mac Mahon zum General- Gouvcriienr von Algerien ernannt. In dieser Stellung verblieb er, bis man ihn in dem deulsck-sranzösischen Kiege von 1870—71 nach Europa berief, um das Kommando der am Oberrhein konzentrieren französischen Truppen zu übernehmen. Den Tbeil, welchen Mac Mahon an den jüngsten kriegerischen und politischen Ereignissen genommen bat, isi noch in Aller Gedächtniß: Wörth- Sedan, Gefangener in Wiesbaden, Vernichter der Kommune und jetzt — Präsident der Republik!
Zwei höhere Agenten des Don Carlos sind dem Vernehmen nach in Versailles eingeirossen und baden eine Unterredung mit dem Herzog v. Broglie gehabt. Man wird wob! in der Annahme nicht fehl geben, daß die neue Regierung von Frankreich, wenn nicht den Carlisten offen in die Hände arbeiten, doch jedenfalls zu ihrem Treiben an der Grenze ein Auge zudrücken werde. (Fr- I )
Briese aus Vichy melden, daß der Vizekönig von Egypten die Schlösser des verstorbenen Kaisers Napoleon gemiethet habe. Ex selbst wird dasjenige benutzen, in welchem der Kaiser wohnte, während die anderen seinem zahlreichem Gefolge zur Verfügung gestellt sind. Der 15. Juni isi für die Ankunft des Khedive festgesetzt.
Bern, 26 Mai. Das königl. w ü rtte m b e rg i sch e Konsulat in Bern isi ausgehoben worden.
Bern, 28. Mai Der Berner Große Ratb hat bei der Beralhuiig des Kirchengefetzes die Civüecie mit großer Mehrheit angenommen.
(Auf der Universität Zürich) siudircn gegenwärtig 110 Damen und zwar 8l Medici», 1 Rechtswissenschaft und 23 sogenannte phitlsophijche Wissenschaften.
Der Kaütonsralh von Solothurn hat mit 60 gegen 11 Stimmen die Todesstrafe abgcschaffr.
Kanton Freiburger t L-Ar k s . - L o o s e, Ziebung vom l5. Mai. Auszahlung am tä. Augu'H Serie 1925 Nr. r9 gewinnt 2S.OOO Fr : S. 6819 Nr. 26 200z) Fr.; Serie 5128 Nr. 6 t0>>9 Fr.: S. I486 Nr. 27, S. 18S1 Nr. 6. s. 2S81 Nr. 4S, s. ö3lZ Nr. 2, S. 3S Nr.«S 14, S. 6978 Nr. 44 je 250 Fr.
Wie „Reuters Office" vom 28. Mai meldet, machen die Republikaner von Spanien große Anstrengungen, Espartero zu bestimmen, daß er die Präsidentschaft der Republik annehme.
Ein Schwank.
(Fortsetzung.)
Trotzdem währte es eine Weile, bis die Clariuette ansing, und man kann denken, wie es Dämeler derweil zu Mulhe war. Doch endlich ging cs an.
„Du bist ein Glückskerl, Dämeler, da ist keine Frage! So was passirt unser einem nicht, hör' nur mal zu:
Geehrter Herr!
Ich hatte oft Gelegenheit Ihr gediegenes Spiel zu bewundern und habe Sie auch von verschiedenen Seiten als pünktlicher und genialer Lehrer rühmen gehört. — Wenn Sie daher geneigt sind, den Unterricht meines Sohnes zu übernehmen, so finden Sie sich morgen um 9 Uhr in meinem Palais ein. Ueber die Bedingungen werden wir uns leicht einigen.
Emil, Graf Chlorbach.
„Wa — was," schrie Dämeler, mit beiden Füßen aus dem Bene, springend trotz allen Schmitzens, „Graf Chlorbach, der reiche, mächtige Gras Chlorbach läßt mich rufen, siehst du, was ich immer sagte, das Talent wird und muß sich Bahn brechen! Jetzt blüht mein Glück: doch fürchte nichts, ich werde nicht stolz, und wenn man im Palais eine Clariuette braucht, so — — doch was steh ich da und verplaudere die Zeit! Meine Hosen, mein Frack! Hohe Herren wollen nicht warten!"
In dem Augenblick trat die Haushälterin mit einem Kaffe- brette ein, auf dem in zierlicher Eintracht verschiedene Eier, Butter, Honig und einige Kännchen standen, denn Dämeler hielt auf ein gutes Frühstück. — Er nannte das eine solide Grundlage. Aber heute wollte er von nichts wissen, in Eile fuhr er in Hosen und Frack, Weste und Cravatte, Stiefel und Strümpfe, und auf eine Aufforderung der Clariuette, sein Frühstück einzunehmen, erwiderte er : „Ach waS! Frühstück, hat sich was zu frühstücken, wenn man ins gräfliche Palais geht! fühlst du nicht den entscheidenen Schritt für meine Zukunft, und da soll ich essen! Iß du es, und wenn du in einer Stunde in den rothen Ochsen kommst, so soll dich ein Gabelfrühstück und eine Flasche vom Besten erwarten. Jetzt leb' wohl!" und hinaus stürmte er, während die Cla- rinette sich ruhig an den Tisch setzte und es sich schmecken ließ. — Selbst ein feiner Beobachter hätte das Lächeln nicht erklären können, das seinen Mund umspielte: war es das Behagen über