beweise der gegenwärtige Streit. Der unerhörte Wortbruch von Fulda sei ein schmachvolles Ereignis;, welches in der Deutschen Geschichte ohne Beispiel dastehe. (Sensation.) Dann kommt Redner ans die Unterwerfung des Klerus zu sprechen. Nachdem die Bischöfe ihr Wort gebrochen, wollten sie auch den Klerus zur Unterwerfung zwingen und durch diesen das Bolk. Die grosse, ungeheure Lüge von der Unfehlbarkeit, wie die Welt »och keine gesehen habe, solle dtp» Volke aufgcbürdet werden. Wir bringen Ihnen keine Lügen, wie nns're Gegner behaupten, schlaf; der Redner, wir sagen Ihnen die Wahrheit. Ich habe all' das Ge­sagte schon ost ausgesprochen, ich habe es in meinen Werken drucken lassen, und noch ist es nicht gelungen, mich einer Lüge zu überführen, noch hat keiner der Betheiligten es gewagt, mir zu widersprechen. (Anhaltender Beifall.)

T a g e s - N e n i g k e i 1 e ».

Gestorben: Ten 23. Febr. zu Herrcirberg O--A.-Geometer W alter.

* 'Nagold, 26. Februar. Gestein früh bemerkte Herr Mühlebesitzer Lehre an dem Rechen seines Mühtkanais einen ihm auffallenden Gegenstand, nach näherer Untersuchung gewahrte er mit Schrecken, daß ein männlicher Leichnam hier angeschivimmt sich zeigte. Nach gemachter 'Anzeige bei der Polizeibehörde wurde der Leichnam und zwar wegen des hohe» Wasserstandes mit vieler Mühe ansgezogen und alsobald erkannte man in derselben den seit dem 26. v. M vermißten und in 'Nr. 10 d Kl. vom Ober­amt hier ausgeschriebenen Johann Hafner, Zimmermann und Oelschläger von Nothfelden. Ob derselbe freiwillig oder durch einen Unglücksfall in der Nagold seinen Tod gefunden, wird schwer zu constaliren sein.

Stuttgart, 25 Febr. 'Nach dem heutigen Bulletin hatte die Königin-Mutter eine ruhigere Nacht und mehr Schlaf, während der Husten noch immer sehr hartnäckig ist.

2 a nd e spro v u I t eII - B ö rs e Stuttgart vom 24. Februar 1873. Das Geschäft war bei beutiger Börse ziemlich belebt und irameutlich zeigte sich rür Gerste animirte Stimmung. Wir notirerr: Waizen, rufst, 8 ft. 18 - 27 kr.; bair.. 7 st. 45 bis 8 st. 18 kr ; franz., 8 st. 0 kr.', norod. 8 fl. 18 kr. Kernen 7 fl. 48 bis öl kr Dinkel 4 st. 42 kr. bis 5 fl. 12 kr. Gerste, barer. 6 st. 12 kr., »ordd. 6 st. 27 kr. Hafer 3 st. 54 kr. bis 4 fl. 6 kr. Mehlpreiie per 100 Kla. incl. Sack. Mehl Nr. 1: 24 fl. 24 kr. bis 25 fl. Nr. 2: 22 st. 24 kr. bis>S st. Nr. 3: 19 fl. 24 kr. bis 48 d. Nr. 4N15 st. 30 kr. bis 16 st.

München. 22. Febr. Wie uns ans vertrauenswürdiger Quelle mitgetheilt wird, ist die lendentios vielfach ansgebentete Uniformfrage bereits entschieden. Se. Majestät der König hat die Unisormirung des bayerischen Kriegsheeres nach preußischem Muster in Farbe und Schnitt der Uniform zusapimt der Pickel­haube genehmigt. Indessen sollen die jetzigen Uniformen und Helme nock aufgebrancht werden.

W ürzbur g, 23. Febr. General v. H artman n ist heute Nacht in Folge einer Lungenentzündung gestorben.

Ans Hesse»- Dar m st adt, 22 Febr. Ein herzzerreißen­der Un g l n cks f a l l wird ans der Provinz Oberhessen gemeldet. Zehn Consirmandeukinder ans einem Oertchen bei Homberg a. d. O. hatten sich des Morgens zur Consirmandenstnnde auf den Weg nach dem erwähnten Pfarrdorfe begeben. Als sie zur ge­wohnten Zeit, ja selbst bis zum Abend nicht zurnckgekommcn waren, wurden von de» angsterfüllten Angehörigen der Vermißten Nachforschungen nach ihnen angestellt. Das Resultat war ein entsetzliches. Die Kinder waren auf dem Eis der Ohm ihrem Ziele Homberg eutgegengeeilt, waren dingcbrochen und sämmtliche Consirmanden hatten ihren Tod gesunden.

Man telegraphirt derK. Ztg,":Die Hoffnung ans schließliche Verständigung wegen der R e ch t s einh e i t im R ei ch e, wenigstens in einer späteren Minister-Eonferenz, wird festgchalten. Man wird dieselbe jedenfalls nicht an der Frage der Schöffengerichte scheitern lassen."

Der Vorsitzende desAllgemeinen Deutschen Arbeitervereins" erläßt imNeuen Sozial-Demokrat" einen Aufruf an die Partei­genossen, in welchem er dieselben aufsordert, an allen Orten den 18. März, als den Jahrestag der, Erhebung der Pariser Arbeiter, festlich zu begehen. Er schließtmit der festen Ueberzengung, daß es nur dieser Anregung bedarf, um das 'gestimmte deutsche Proletariat au jenem Tage zu einer gewaltigen Gedächtnißfeier der Pariser Kommune zu vereinen, wenngleich der Raum sie trennt."

Das lang erwartete Diät enge setz ist endlich bei dem prenß. Abgeordnetenhause eingegangen. Es setzt für Diäten pr. Tag 5 Thlr., für Reisekosten pr. Meile Eisenbahn 10 Sgr., pr. Meile Dampfschiff ebenfalls 10 Sgr. und da, wo keine Eisen­bahn zu benutzen ist, IPs Thlr. fest.

Dieser Tage hielt Lasker im Handwerkerverein einen öffentlich gar nicht angezeigten Vortrag. Wenigstens eine Stunde vor Beginn war der große Saal nicht nur, sondern Voreingang und Hausflur so dicht geflüllt, daß das Hausthor geschlossen werden mußte. Auf der Straße standen dichte Massen, und es kostete Mühe, Lasker durch das Erdgeschoß zur Nednerbühne zu führen. Bei seinem Eintritte erhob sich die ganze Versammlung unter anhaltendem Beifallsrufe, und nach Beendigung des Vor­trages wiederholten sich die Ovationen, die sich auch auf der Straße fortsetzten.

Paris, 21. Febr. Zu dem Proceß der Nue de Snresnes bereitet sich ein neuer noch abscheulicherer Cri m i n a l - P r o c e ß vor. Zwei junge Unterbeamte des Finanzministeriums, Namens Toupard und David, hatten sich mehrerer Diebstähle verdächtig gemacht und die bei ihnen vollzogene Haussuchung führte nicht nur zur Entdeckung der im Ministerium vermißten Gegenstände, sondern auch noch eines Pägnels blutbefleckter Kleidungsstücke. Da man bei ihnen außerdem »och schwarze Sammtmützcn mit einem rothen Abzeichen fand, von welchen die Polizei schon längst wußte, daß sie einer sehr gefährlichen jugendlichen Diebsbande zum Erkennungszeichen dienten, so verdoppelte die Behörde den Eifer ihrer 'Nachforschungen und ermittelte noch zwölf Mit­schuldige der beiden genannten Verbrecher, die mm bereits über­führt sind, gemeinsam in Paris eine ganze Anzahl von schweren Diebstähle» und sogar Raubmorden ansgeführt zu haben. An der Spitze dieser Bande stand der 14jährige Uhrmacherlehrling Gclignier und der 17jährige Engen Renault, zwei von Grund ans verdorbene Knaben, die auch noch durch die Bande eines wider­natürlichen Lasters an einander geknüpft waren. Gctignier soll das Haupt dieser Bande gewesen sein, von der es nur erstaun­lich ist, daß sie so viele und schwere Verbrechen mitten in der Hauptstadt begehen konnte, ehe es der Behörde gelang, ihr ans die Spur zu kommen. So überfielen Toupard und David mit zwei ihrer Spießgesellen in Charenton einen Unbekannten, brachten ihm achtzehn Messerstiche bei und raubten ihm 259 Frcs. in Gold: in Lavillette tödtete Toupard ein anderes Opfer durch zwei Messer­stiche in den .Hinterkopf und warf im Verein mit David und einem Dritten den Leichnam in den Canal Samt-Martini; zwei ähnliche Ranbansälle, wie es scheint, ohne tödtlichen Ansgang, wurden in der Rue Nochechonart und in den Buttes de Chanmont ans­geführt, und die Zahl der Einbrüche und Erpressungen von Personen, welche bei einzelnen Mitgliedern der Bande die Be­friedigung eines widernatnrli'che» Triebes suchten, ist Legion. Alle diese llnthaten sind mit den Details von Gelignier einge- stauden und von mehreren seiner Mitschuldigen bestätigt worden.

Paris, 22. Febr. In S üd d eu ts ch la nd weiß man vielleicht noch nicht, daß die preußische Armee binnen Kurzem gegen dasselbe Vorgehen wird. Ein hiesiges ebenfalls sehr er­gebenes Blatt versichert ohne zu lachen, der Fürst Bismarck müsse die deutschen Truppen so bald als möglich ans Frankreich znrück- ziehcn, da Preußen aller seiner Streitkräfte bedürfe, um die wider­spenstigen süddemschen Monarchien zur Ordnung zu rufe»!!

Pari s, 24. Febr. Der spanische Minister des Auswärtigen, Castelar, hat sympathische Telegramme an Edgar Quinet, Gamberta und Garibaldi gerichtet. Zahlreiche Anhänger der Kommune sind von hier nach Madrid ubgereist.

Madrid, 24. Febr. Man besürchtet für morgen Unruhen, da die extreme Föderalpartei mehrere Pnncte der Stadt besetzte. Die Regierung ihrerseits ließ, von ausreichenden militärischen Kräften unterstützt, die vornehmsten öffentlichen und Privatgebände durch Truppen besetze».

Madrid, 25. Febr. Die in Folge der Demission verschiede­ner Cabinetsmitglieder nothwendig gewordene Neubildung der Re­gierung ist von der Nationalversammlung heute vollzogen worden.

(Ein seltener College.) Bei der letzten Ziehung der russischen Prämien-Anleihe hat ein Lehrer am Gymnasium in Twer das große Loos gewonnen. Derselbe schenkte .in der Freude darüber jedem seiner Kollegen am Gymnasium die Summe von 2000 Rbl.

Ein v ersunkcnes OalP okant tant. Ein Telegramm aus Smyrna meldet: Am Sonntag hat sich ein aus Piloten ge­bautes Casfl eliant tant (das ,,Cafv Civoto") am Meeres-Ufer plötzlich gesenkt. 100 Personen sind ertrunken. Eine Akrobaten- Gesellschaft gab gerade darin eine Vorstellung. Es war 10 Uhr Abends, als man plötzlich ein unheimliches Krachen hörte und ehe 5 Minuten vergingen, versank das Cafe vollständig. Nur wenige Personen konnten sich »och retten.

In Japan macht die Zivilisation reißende Fortschritte, und nach den neueflen Posten ist man dort auf dem besten Wege, es den übrigen Ländern, welche sonst vorzugsweise als zivilisirt gelten wollen , zuvor zu thun. So ist es untersagt worden, -Drachen steigen zu lassen und auf der Straße auszuspucken. Ferner sollen die Friseurinnen als Klaffe abgeschaffl und die Damen angehaltcn werden, ihr Haar selbst in Ordnung zu bringen. Sodann müssen die weichen Hausmatten aus den Gemächern ver­schwinden, weil sie die Faulheit begünstigen. Der japanesische Kalender ist dem europäischen angepaßt und die Gründung ver­schiedener eingcborncr Zeitungen bewerkstelligt worden. Bon sonstigen Neuigkeiten ist zu erwähnen ein japanesischer Orden (ähnlich dem Bathorden), ein japanesischer Klub und die Einführung der Gasbeleuchtung in Dokahama.

Auf Höchsten Befehl.

Novellete von Carl Neumann-Strela.

An einem sonnigen Tage ritten Friedrich Wilhelm I., Kö­nig von Preußen, derSoldatenfrcund", und sein General-Ad­jutant von Derschau durch Potsdam und zum Thore hinaus.