Amtsblatt für den Oberamtsbezirk Nagold.
! Erscheint wöchentlich 3mal und kostet ! Einrüctunasgedübr für die kleine
Nr 11 ' halbjährlich dier 5-l kr., im Bezirk Donnerstag den 30. Januar. Zelle aus gewöhnlicher Schriit ! iy/s.
^ mit Postausschlag t st. 8 kr. j 2 Kreuzer.
Zum Abonnement auf den „Gesellschafter" für die Monate Februar und März ladet sreundlichst ein die _ Wedaktion.
TageS-Neuigkeiten.
Stuttgart, 25. Januar. Nach einer Mittheilnng des Reichskanzleramts vom 14. d. M. hat die französische Regierung die unmittelbar nach Wiederherstellung des Friedens getroffene Maßregel, alle Ausländer bei dem Eintritte nach Frankreich dem Paßzwange zu unterwerfen, gegenüber von deutschen Angehörigen unter der Voraussetzung der Gegenseitigkeit wieder außer Kraft gesetzt. Es werden daher nunmehr die Angehörigen Deutschlands und Frankreichs gegenseitig zum Eintritt, Austritt und zum Aufenthalt in beiden Ländern ohne Pässe zugelassen, nur unter dem Vorbehalte, sich über Namen und Nationalität ausweisen zu müssen. (St.-Anz.)
Stuttgart, 27. Jan. Graf v. Arnim, der deutsche Botschafter bei der französischen Regierung, ließ dieser Tage die hiesigen Behörden benachrichtigen, daß er gegründeten Verdacht hege, ei» kürzlich von ihm entlassener, aus Württemberg gebürtiger Diener, habe ihm den Rock, welchen er trug, als er den Frieden mit den Franzosen Unterzeichnete, und seine goldene Feder, sowie andere werthvolle Gegenstände gestohlen. Der Stuttgarter Polizei ist es gelungen, den Dieb hier zu ermitteln und den Rock und die goldene Feder beizuschaffen, desgleichen ein goldenes Medaillon, welches die Gräfin v. Arnim von Sr. Heiligkeit dem Papst Pius Xl. zum Geschenk bekommen hatte, als Graf v. Arnim von Rom abberufen wurde. (B. Z.)
Stuttgart, 28. Jan. Vierzehn Abgeordnete, darunter §ölder, Sarwey, Varnbüler und Rümelin, haben den Antrag eingebracht, gegenüber der Staatsregierung auszusprechsn, daß die Kammer die neulichen Mittheilungen des Justizministers, betreffend die Weiterentwickelung der ReichZgesetzgcbung, mit Befriedigung entgegengenommen habe und erwarte, daß die„Slaatsregicrung im Bundesrathe 1) für die Ausdehnung der verfassungsmäßigen Zuständigkeit der Reichsgesetzgebung aus das Privatrecht unter Beseitigung der bisherigen Beschränkung und für Herstellung eines allgemeinen deutschen Civitgesetzbuchs unter Beachtung der aus einzelnen Gebieten wünschenswerthen Freiheit der eigenartigen Rechtsbil- dung thätig sei, S) für Errichtung eines Reichsgerichtshofes als oberste Instanz zur Erhaltung einer einheitlichen Rechtsprechung eintrete, 3) bei Entwerfung der Reichs-Strafprozeß-Ordnung auf Erhaltung des Schwurgerichts hinwirke. Man glaubt, daß dieser Antrag 66 Stimmen von 90 erhalten werde, indem die Katholiken und Partikularisten dagegen stimmen würden. (Fr. I.)
In Hinter weilcr, OA. Waldsee, fist das Wohnhaus des Hofgutsbesttzers M. abgebrannt, wobei 34 Stücke Hornvieh und 7 Pferde in den Flammen umkamen.
Eppingen, 25. Jan. Wie ein Lauffeuer fliegt die Neuigkeit von Mund zu Munde: Das Individuum, welches als Urheber des furchtbaren Brandes verdächtig hinter Schloß und Riegel verbracht wurde, hat vor dem Untersuchungsrichter seine schreckliche That eingestanden! Es ist der 24jährige uneheliche Maurergeselle M. von hier, der, ohne Vermögen und Obdach, in der Winterszeit da übernachtete, wo er gerade im Taglohn arbeitete; derselbe soll nicht blos Geständniß abgelegt, sondern auch bekannt haben, daß er schon als Knabe Feuer gelegt und dadurch einen nicht unbedeutenden Brand verursacht habe. Ans den Akten ergiebt sich, daß auch schon dessen leiblicher Vater als Brandstifter bestraft worden. So scheint es also, daß man es hier mit einem Menschen zu thnn hat, der in der Manie des Brandstiftens für unsere Stadt seit Jahren eine furchtbare Geißel war. Hätte ihn nicht die Tochter des Hrn. Rößleswirth H., bei welchem der letzte Brand ausbrach, kurz vorher im Hofe gesehen und unwiderlegbare Aussagen gemacht, es hätte für die Untersuchung Höchsts wahrscheinlich wieder an sicheren Indizien gefehlt, um dem Thätcr auf die Spur zu kommen, und Eppingen würde wohl noch lange unter diesen dämonischen Thaten zu leiden gehabt haben.
München, 24. Jan. Frl. Adele Spitzeder soll einen Selbstmordversuch gemacht haben; da man ihr Vorhaben recht
zeitig entdeckte, gelang es noch, sie bei voller Besinnung der Schlinge, die sic sich um den Hals gezogen hatte, zu entledigen.
München, 25. Jan. Gutem Vernehmen nach hat der Kriegsminister Frhr. v. Pranckh anläßlich der Schwierigkeiten, welche sich vertragsmäßig einzuführendcn militärischen Bestimmungen zeigen, neuerdings feine Entlassung angeboten. Die Annahme derselben ist noch zweifelhaft. (stk. Z.)
Aus München wird der ,,Südd R.-P " gemeldet, daß in dem Befinden des Prinzen Otto eine sehr erhebliche Verschlimmerung eingelreten sei.
Berlin, 25. Jan. Abgeordnetenhaus. Auf eine Anfrage Lasters bei Berahthung des Etats des Ministeriums des Aeussern: Ob jeder Staatsminister, abgesehen von seinem Ressort, für die hohe Politik des Staates eintritt? - erklärt Fürst Bismarck: „Jeder Minister ist zweiseitig zu betrachten, hinsichtlich seiner Ressortwirksamkcit und hinsichtlich seiner Unterstützung der Politik - des Gesammtministeriums. So sprach sich auch das Staatsmi- nisterium dahin aus, daß wenn das landwirthschafltiche Staats - Ministerium auch keine großen Geschäfte haben sollte, doch die Mitwirkung des Landwirthschafts-Minister als Staatsminister wünschenswerth sei." Bezüglich der jüngsten Vorgänge bemerkt Fürst Bismarck: Meine Arbeitslast war zu groß, da meine Gesundheit schwächer geworden und mir in dem Geheimralh Abecke» ein bedeutender Helfer gestorben ist. Der preußische Ministerpräsident hat viel Verantwortung und nur wenig wenig mehr persönlichen Einfluß als andere Minister. Er muß sich fortwährend Einfluß erringen und eine fortwährend angespannte Verantwortlichkeit für alle Regierungsmaßregeln tragen, ohne daß der Einfluß der Stellung dazu im Verhältniß stand. Dies war für meine Nerven unerträglich. Eine Divergenz zwischen dem Reichskanzler und dem preußischen Ministerium ist unmöglich. Mein Bleiben in dem preußischen Ministerium beweist, daß ich eben das Ministerium unterstützen will, nur, der weniger fruchtbaren Arbeiten und eines Theils der formalen Verantwortlichkeit entkleidet. An eine Aenderung der Richtung ist bei dem einge- tretcnen Wechsel im Ministerium nicht zu denken. Solches hätte ich niemals zugelassen, das Ministerium des Auswärtigen würde im Etat besser Ministerium für Reichsangelegenheiten heißen. Der Etat des Ministeriums des Auswärtigen ist nothwendig zur Unterhalung der Beziehungen mit dem Reiche, welche die bisher vom Landtage gebilligten bleiben sollen. Auf eine Entgegnung Virchows erwidert Bismarck: Die Möglichkeit eines nichtpreußischen Reichskanzlers halte ich eben so für ausgeschloffen, wie die Besorgnisse Preußens vor einem übermäßig starken Reiche. Die Einheit des Reiches und Preußens liegt in dem Kaiser König, nicht in der Einheit des Reichskanzlers und preußischen Ministerpräsidenten. Selbst bei dem mir allseitig gezeigten Entgegenkommen war diese Einheit für Eines Mannes Arbeitskraft zu groß. Von Dissonanzen zwischen mir und den übrigen Ministern ist keine Rede. Der jetzige Ministerpräsident ist mein ältester College, zu welchem ich, wie zu wenig anderen, das Vertrauen hatte, daß er das Präsidium nicht im Gegensätze zu mir übernehmen würde. Die Minister aus der Kammermajorität zu nehmen, geht nur da an, wo constante, compacte Majoritäten existiren; im heutigen England auch nicht mehr. Bei uns ist nur ein gouvernementales und, um meine volle Herzensmeinung nus- znsprecheu, königliches Ministerium möglich, welches nach der gou- vernementalen Neigung des Monarchen bald mit seiner, bald mit einer andern Partei gehen kann. Ich bin nicht als Opfer der Jntrigne aus dem Ministerium gedrängt worden, ich mußte vielmehr den Grafen Roon lange um die Annahme dieses müheseligen Amtes bitten und nur des Kaisers Wort, welches auf einen guten Soldaten nie eindrnckslos ist, führte die endliche Annahme desselben Seitens des Grafen v. Roon herbei. (N. Z.)
Berlin, 27. Januar. Der Kaiser empfing heute in längerer Audienz den Präsidenten des Oberkirchenrathes, Wirk. Geh. Rath 1>r. Herrmann, dem Vernehmen nach in der Sydow'- schen Angelegenheit.
Aus Knrhessen, 25. Jan. In der Kirche zu Treysa wurde am letzten Sonntage, nachdem der Pfarrer zu wiederholten Malen gegen den durch modernen Fortschritt veranlaßten religiösen