Horb, 10. Okt. In dem hiesige» OberamtsgcrichtS- gefäugniß hat sich der wegen Diebstahls verhaftet gewesene Anton Müller von Mühringen im Laufe der letztvcrflosscneu Nackt mittelst zweier Sacklücher und einer Schnur erhängt.

(S. M.)

Eßlingen, 11. Okt. Gestern Abend wurde von einem Obst führenden Knecht auf der äußern Ncckarbrücke ein Kind überfabren und lebensgefährlich verletzt. Als ihn einige Leute arrctircn wollten, packle er einen Taglöhner und warf ihn zu Boden, daß er de» Arm brach. Seine Berhastnug erfolgte nun dennoch, nicht ohne großen Znsammenlanf und er wird der verdienten Strafe nicht entgehen. Vorgestern Nacht er­hängte sich ein Weingärtner im Polizei-Arrest, wohin er wegen Trunkenheit gebracht worden war. ^ (H- D)

Hohen st anfcn, 9. Okt. Gestern fand das vierjährige Tockterchen eines armen Zimmermanns durch Feuer einen jammervollen Tod. Dasselbe gesellte sich zu größeren Kindern, die auf den Wiesen das Bich hüteten und ein Feuer ausmachten. Als dieses schon abgebrannt und die Gluth auseinander geschla­gen war, setzte cs sich ans einen Nest glimmender Kohlen, um das nasse Nöckchen zu trocknen. Auf einmal ward cs ihm zu warm, eS richtete sich auf und fing am ganzen Leib zu bren- neu an wie eine Fackel: cs stand mitten in den Flammen. Auf sein Klagegeschrei eilten zwei erwachsene Personen herbei, die das Feuer mit ihren Schürzen löschten, aber leider zu spät. ES hatte von Kleidern nichts mehr an sich als den Lappen seines Hemdes und zwei Strümpfchen. Sein ganzer Unterleib war Eine Brandwunde, und am Morgen des folgenden Tages wurde es von seinen Schmerzen durch den Tod befreit. Ehe dieser cintrat, hat es noch zwei Liederverse gebetet, die eS er­lernt hatte. Merkwürdig ist, daß das Kind an seinem Geburts­tag und in seiner Geburtsstnnde vom Feuer ergriffen wurde, welches die Ursache seines für die Eltern so betrübenden Todes wurde. (T. M.)

Zw ei brücken, 6. Okt. Der bekannte Dr. Galt aus Trier ist auf den 3. Dezember vor das hiesige Schwiirgcricht geladen, um sich wegen Schmähungen der königlichen Staats­behörden zu Landau und Frankeuthal und des königl Unter­suchungsrichters am erst genannten Orte, in einem von ihm verfaßten,Zur Förderung des Fortschritts in der Weinbcrei- tung" übersetzriebcnen Artikel zu verantworten. Zugleich wurde ein Vcrhaftsbcfehl gegen ihn erlasten. (Pf. Z.)

Frankfurt a. M., 11. Okt. Da die Preise der Aepfel trotz eincr enormen Zufuhr ans der nächsten Umge­gend sich immer noch sehr hoch halten (bis zu 5 fl. Nrs Mal­ter) ist ein hiesiger Brauer aus die Idee gekommen, sich grö­ßere Quantitäten ans der Gegend von Stuttgart und Reutlin­gen kommen zu lasten, wobei sieh der Preis um 23 fl. billi­ger stellte. ES sind in Folge dessen bereits größere Nachbestel­lungen gemacht worden. (S. M.)

Berlin, 12. Okt. Tie heute aus Potsdam cingcgange- ncn Nachrichten über das Befinden S. M. des Königs lauten leider nicht günstig. Die Besserung in dem Zustande des hohen Patienten hat seit gestern keine Fortschritte gemacht. Gestern Abend ist wieder größere Beunruhigung eingctrcten, und die Congcstioncn nach dem Kopf haben sich, wenn auch in ermäßig­ter Weise, wiederholt. Das Leiden besteht wesentlich m einem Blutandrang nach dcm Gehirn, welcher zu Zeiten die Besinnung des erlauchten Patienten stört. Wie verlautet, hat der König in Beziehung auf eine Stellvertretung in den Ncgicrungsgeschäf- ten noch keine Bestimmung getroffen. Sollte seine Krankheit einen dauernden Charakter annehmen, so stehen aber Anord­nungen in dieser Beziehung zu erwarten. (St.-A.)

A n s U n g a r n. Im Marktflecken Vcßprim brach neu­lich ein kleiner Brand aus, der wegen Wassermangels mit Wein gelöscht wurde. (Sch.-B.)

Paris, 9. Okt. Nach einer telegraphischen Depesche ans Havre gcrieth der Dampferl'Emperem", welcher die erste Fahrt zwischen New-Castlc, Nonen und Paris machte, während des furchtbaren Sturms des gestrigen Tages vor der Insel Fecamp auf den Strand. 14 Personen und der Kapi­tän konnten sich retten, 8 ertranken. (H. T.)

In London hat man Nachrichten aus Bombap vom 17. Scpl. Havelock erwartet immer noch Verstärkungen zu Eawnpore. Outram wirb am 9. in Cawupore erwartet. Lnck- now hält noch immer Stand. Nicholson hat die Rebellen von Delhi bei Muzuffghnr geschlagen und 13 Kanonen erobert. Neue AnfstandSvcrsnchc wurden in Peschawar, Ferozeporc, Nee- mnch, Ghazerpore, Ehaugalpoore unterdrückt. Moulgomerh hat die Rebellen bei Affghier (?) geschlagen. Bombast, Madras, das Pendschah und Eentral-Indien sind ruhig. (T. D. d.H.T.)

London, 8. Okt. Zum bessern Versländniß der indi­schen Eigennamen diene folgende kurze Bemerkung: Pur, Poor, ober Pore, womit so viele Namen von Städten endigen, bedeutet Stadl. So ist Nagporc die Stadt der Schlange». Abad und Palam bedeuten gleichfalls Stabt, z. B. Hstderabad die Stabt desHstbcr, Scringapatam die Stadt des Leringa, einer der Götter Indiens. Allahabad, zusammengesetzt ans Allah «.Gott) und Abad, heißt soviel wie GollcSstadt; denn sie ist die Hauptschule der Brahminen und ein großer Wallfahrtsort. Pendschah ist das Land der 5 Ströme, und Doab heißt ein Landstrich zwischen zwei Flüssen. (D. A. Z.)

Genf. Ravel, Lohn, hat eine Kanone gemacht, die in einer Minute 20 Schüsse labet und absencrt. Der Probe, die allgemein befriedigte, hat auch ein alter General des Kaiser­reichs bcigewvhnt. (St.-A.)

Nach Nachrichten aus Warschau vom 9. Oktober ist dort der Einzug des K a iscr S und der K aiseri n von Rnßl a n d erfolgt. Die Kundgebungen der Bevölkerung soll lebhafter gewe­sen sein, als je, so lange Polen unter russischer Herrschaft steht.

Kaiser Friedrich und die Miislkanten.

Deutsche Sage von Franz Hoffmann.

ES war einmal eine Gesellschaft von lustigen Musikanten, die hatten vernommen, daß der Kaiser Friedrich im Kstffhäu- serbcrg über alle Maßen gern Musik höre.

Wie wär' eS," sagte da eines Tages der Posaunist, wie wär' es, Kinder, wenn wir uns einmal den Spaß mach­ten, zu Nacht auf den Berg zu steigen und dem Kaiser ein Slncklein anfznspielcn, daß ihm vor Freuden das Herz im Leibe wackelte? Gewiß betämen wir eine gute Belobnung dafür."

Ei nun," sagte ein anderer, ein junger, bescheidener Gesell,ei nun, das könnten wir der großen Majestät wohl einmal zu Gefallen thnn, auch ohne auf'ein Geschenk zu rech­nen. Ich für meinen Theil bin wenigstens dabei."

Ich auch! Ich auch! Auch ich!" riefen die Andern, und cs wurde beschlossen, in der ersten mondhellen Nacht den Berg zu besteigen und dem Kaiser die schönsten Stückchen vorznspie- len, die man nur wüßte oder anfsinden könnte.

Die Woche darauf trat der Vollmond ein, und die mun­teren Gesellen machten sich nach dcm Kyffhänser auf den Weg. Als in Tillcda die alle Tynrmnhr Mitternacht verkündigte, spick­ten sie auf und spielten so kräftig, daß sie das Echo in den -Thälcrn weckten. Lustig schallten die Klänge durch die Lust, und scheuchten die Vögel von den Zweigen der Bäume, und die Fledermäuse ans den Spalten des alten Bnrggemäncrs auf.

Als das erste Stücklein geblasen war, und eben das zweite beginnen sollte, that sich plötzlich der Berg aus einander, und die Kaiserstochlcr kam gegangen mit der gelbfnnkclnden Krone auf dcm Haupte und mit einem Windlichte in der Hand. Sic schwebte gerade auf die Musikanten zu, winkte ihnen lächelnd mit dem Finger, und lud sie ein, ihr in den Berg nachznfolgen. Das ließen sich die Musikanten nicht zwei­mal sagen.Aha!" dachten sie; jetzt kommen wir zum Kaiser, und müssen dem im Berge drin etwas Vorspielen. Da gibt eS gewiß ein schönes Geschenk!"

Mit leichtem Herzen folgten sic der Prinzessin nach, und wurden von ihr in eine mächtig große Halle geführt, wo der Kaiser ans seinem steinernen Stuhle vor dcm steinernen Tische saß, und noch viele andere Herren in reichen prachtvollen Ge­wändern um ihn her, da sahen die Musikanten mit eigenen Augen das Wunder, von dem sie schon so oft gehört harten, nämlich, daß des Kaisers rvther Bart durch die steinerne Tisch­platte hindurch gewachsen war, und Überbein noch bis auf seine