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Füße hcrabwalltc. Auch sahen sie die reichen Schätze an Geld und Edclgestein rings herum in Kiste» und Kasten stehen, und sahen die Waffen an den Wänden hangen, mit denen der Kaiser einst das heilige Grad erobern will. Es dlieb ihnen aber nicht lange Zeit zum Umsehen, denn die Prinzessin winkle ihnen, daß sie spielen möchten. Da griffen sie denn flink zn ihren Trompeten, Posaunen, Klarinetten, Flöten und anderen Instrumenten, und spielten so tapser drauflos, daß die Wände erdröhnten und der eisgraue Kaiser und alle die Hofherren ringsum vor Freude mit dem Kopse wackelten und mit den Füßen den Takt sedlngen. Sie spielten so lange, daß ihnen schier der Athem anöging. Endlick aber blinzelte der Kaiser mit den Augen und winkte ihnen ausznhören. T cß waren sie herzlich froh, und als sie nun gar sahen, daß ihnen hochbcladene Schüsseln mit leckeren Speisen und große goldene Becher, mit köstlichem Weine gefüllt, dargcreichl wurden, da lachte ihnen das Herz im Leibe vor Freuden, sie griffen tapfer zu, und tranken gar manchen tiefen und tüchtigen Zug.
Als sie gesättigt waren, griffen sic von Neuem zu ihren Instrumenten, und spielten ein AbschiedSstücklein. Dann aber anstatt sich zu entfernen, blickten sic die vollen Kisten und Kasten ringsum mit sehnsüchtigen Blicken au, und cs war deutlich ans ihrem Gesichte zu lese», daß sie um alles gerne einen recht tiefen Griff in die Diamanten und Perlen hinein gcthan hätten. Sie dachten auch, daß ihnen der Kaiser einen Wink dazu geben würde, denn er batte sich ja herzlich über die schöne Musik gefreut, und die Kostbarkeiten lagen umher, wie lauter Plunder und nichtsnutzige Kieselsteine. Aber wie sie auch zögerten und weilten, die Erl'aubniß zum Zngreifen blieb aus, und sie mußten endlich langsam ihre Instrumente einpacken und Anstalten zum Fortgehen treffen.
„Nun, ein Trinkgeld wird's ja doch auf die Letzt noch geben!" dachten sie.
Aber auch kein Trinkgeld erfolgte. Jedoch als sie sich vor Kaiserlicher Majestät verneigten und eben davon gehen wollten, schwebte die Prinzessin ans sie zn, und gab einem Jeden mit eigener Hand eine» srischgrnnen, blätterrcichen Zweig von einem unbekannten Baume. Die Musikanten mußten ihn annchmen, obwohl sie ihn im Aerger der Prinzessin lieber vor die Füße geworfen hätten, und dann, nachdem ihnen der Kaiser noch einmal freundlich zngenickt hatte, schritten sie, von der Prinzessin geleitet, ans dem Saale hinaus, und befanden sich gleich darauf wieder im Freien auf der Spitze des Kyff- häuscrberges.
Verdrossen schritten sic die steile Höhe hinab, und Keiner von ihnen sprach ein Wort. Als sie aber den Berg erst hinter sich hatten und meinten, der Kaiser könne sic nicht mehr hören und die Prinzessin sie nicht mehr sehen, da machten sie ihrem Aerger Luft, warfen die empfangenen grünen Zweige von sich, und schalten den Kaiser Friedrich einen Lumpenkaiser über den Anderen.
„Der schmutzige Gstzkragen!" riefen sie aus. „Hat da Gold und Edelsteine die Hülle und Fülle, und gibt uns nicht einmal ein Trinkgeld für unsere Mühe! der Lump der! und die Prinzessin, das ist »ns anck ei» sauberes Kaiscrtvchter- chen! die verstehts! Lockt uns erst in den Berg, läßt uns anf- spielen, daß »ns schier die Lnnge platzt, und schickt uns dann mit langer Nase davon. Hol's der Henker!"
So schimpften sie und zankten, und verschworen es ein für alle Mal, je wieder aut den Kyffhäuscr zn gehen. Einer aber, der bescheidene junge Gesell, schwieg ganz still, schimpfte und schalt nicht, und warf auch den Zweig nicht fort, den ihm die Prinzessin gegeben hatte.
„Der Kaiser hat uns ja gut bewirthct," sagte er, als ihm das Gezänk seiner Kameraden zu arg wurde. „War das Essen nicht trefflich bereitet, schmeckte der Wein nicht würzig, und hatte er nicht Feuer genug? Nein, nein, schimpft mir den Kaiser nicht und auch nicht die Prinzessin, die es gar freundlich mit uns meinte, und uns zum Andenken den grünen Zweig gab. Ich will ihn mir aufhcben zum Wahrzeichen für Kind und Kindeökinder!"
Also verständig sprach der junge Gesell, und seine Ka
meraden schämten sich ihres unziemlichen Scheltens. Sie schwiegen fortan und schritten stumm auf der Landstraße fort, bis sie in ihrer Heimatb anlangten.
Am andern Morgen erzählte der junge Gesell seiner Frau das erlebte Abenteuer, und ging hi», ihr den grünen Zweig zu holen, welchen er vor dem Schlafengehen in das Fenster gestellt hatte. Aber was machte er für große Angen, als er den Zweig erblickte. Das Holz daran hatte sich in feines Silber verwandelt, und die vielen Blätter waren zn lauter goldenen Zehnthalerstücken geworden. Da jauchzte er laut und rief aus: „Vivat der Herr Kaiser und die Prinzessin! da sehen wir's ja nun, daß sie nicht solche Geizkragen und Lumpen sind, wie meine Kameraden sie schalten! Ei'was werden die sich ärgern, daß sie ihre Zweige weggeworfen haben!"
Und sic ärgerten sich nicht wenig. Kaum hörten sic von dem Wunder, so rannten sie schnurstracks den Berg wieder hinan und suchten nach den verschmähten und verachteten grünen Zweigen. Aber sic konnten lange suchen! Wie sie auch die Acuglein aufspcrrtcn und umhcrspäheten, die Zweige fanden, sie nicht wieder, und schalten, wie in der Nacht auf de» Kaiser und die Prinzessin, so nun auf sich selbst. Half ihnen aber auch nichts! Sie blieben arm und mußten blasen und aufspie- lcn ans Kirchweihen und Jahrmärkten nach wie vor. Der junge bescheidene Gesell aber baute sich von de» goldenen Zehn- thalcrstücken ein schönes Haus, und lebte darin mit Fcan und Kind ein glückliches und sorgloses Leben bis an sei» seliges Ende.
So wurde von Kaiser Friedrich der Bescheidene belohnt, der Unzufriedene und Habgierige aber bestraft.
A l l e r l e
r.
Der Fuhrmann Der Artillerist Der Pernckenmacher Der Musikus
Der Fechtmeister Der Menageriebefltzer Der Optikus Der Redner Der Lappländer Der Jäger Der Eravattenmachcr Der Zöllner Der Glaser Der Rechenmeister Der Wetterprophet Der Schäfer Der Schiffer Der Handelsmann Der Rußbullenmaun Der Essenkehrer Der Läufer Der Weinhändlcr Der Lastträger
> ie derRausch a n f a l l e S t ä n d e a n w c n d b a r.
,hat schief geladen/
„ist wie eine Kaikvne."
„hat einen Haarbentel."
„sieht den Himmel für einen Dndelsack an."
„hat einen Hieb."
,kauft sich einen Affen."
„sieht Alles doppelt."
„bekommt eine schwere Zunge." „befindet sich im Thranc."
„ist im Schuß."
„hat einen hinter die Binde gegossen." „nimmt über die Gebühr."
„guckt zu tief in's Glas."
„nimmt einen zu viel."
„ist benebelt."
„hat einen Spitz."
„segelt gegen den Wind."
„hat sich Einen gekauft."
„ist grau."
„ist schwarz/'
„kann kaum auf einem Beine steh'n." „ist voll."
„hat sich verhoben."
— Nach Angabe Pariser Blätter ist das wohlfeile Benzin ein schnellwirkendes und gefahrloses Mittel wider Mitesser, Finnen u. s. w. Eine flüchtige, in jeder Beziehung unschädliche Einreibung des Kopfes ist von sofortigem Erfolg. Die Krätze weicht eben so rasch, wenn die vorher mit Leinen roth- geriebene Haut mit Benzin überfahren wird. Die Milbe stirbt l'ofort daran und die unbedeutende Erhitzung der Haut in Folge der Anwendung des Benzin verschwindet bald.
— In Frankfurt macht seit einigen Tagen eine schöne Dame Aufsehen; im vollständigen eleganten schwarzen Herrenkostüm, den spitzengarnirtcn Amazoncnhnt auf dem schön geflochtenen Haar, wandelt sic am Arm eines ältlichen Begleiters stolzen Schrittes durch die Straßen, unbekümmert darum, daß bei ihrem Anblick alle Krinolincn schaudern und die Herren ihr ein bewunderndes Bravo nachflüstern.
Druck und Verlag der G. W. Z »ise r'schcn Buchhandlung. Redaktion : Höljle.
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