Und auf dem Bock, die Zügel in der Hand,

Sitzt Egoismus breit und schwer,

Und späht nach Passagieren weit umher.

Da kommt ein armes Mädchen, will noch mit,

Ei," ruft Verstand,nur immer frisch herbei!"

Und murmelt:Man muß doch sehen, was es sey!" Ist denn noch Platz?"Ha, wenigstens für drei." D'rin Alles voll, Verzweiflung und Geschrei;

Sie müssen halt zusammenrücken!"

Geht nicht!"Muß gehn!" Ein Drängen, Dreh'n

und Drücken,

Mir wird's zu heiß!"Und mir zu enge!"

Halt, Kutscher, halt!^ so stöhnt die Menge;

Allein vergebens, dorthin fährt der Wagen,

Zerschlagen Andere, und selbst zerschlagen.

Er führt Euch nur, wohin er selber will,

An jedem Straßenende hält er still,

Nimmt auf, stößt aus, und bringt in finst'rer Nacht Euch just nach West, wenn Ihr nach Ost gedacht.

Da soll mich der Himmel bewahren Vor solchem Fahren!

Ich lobe mir, wcnn's denn doch seyn muß,

Das Zweigespann statt des O m nibu s.

Aber freilich: Jedes nach seiner Weise:

Und wem, in dieser irdischen Welt,

Das Reisen per Omnibus gefällt,

Glückliche Reise!

Guckkasten-Bilder

in heiterer Beleuchtung.

Die Couriers r'm Oestreichischen sind angewiesen, wenn sie Depeschen mit einem Siegel versehen erhalten, nur im Schritt zu reiten, mit zwei Siegeln im Trab, mit drei aber im Galopp zu reiten. Ein Courier wurde unterwegs in einer Stadt von einem dort commandirenden Officrer angehalten, und dieser bat ihn, doch ein Schreiben bis zur nächsten Station mitzunehmen. Als man es ihm zu diesem Bchufe einhändigte, sagte er:Das wollt ich gern, aber ich kann es nicht; meine Depesche ist mit zwei Sie­geln versehen, ich muß also Trab reiten; diese hat aber nur ein Siegel, und darf daher nur im Schritt weiter be­fördert werden."

Ein Landschullehrer bemerkte, daß einige Knaben, welche in der Schule beim Ofen saßen, sich die Hände vor den Mund hielten, um so unbemerkt plaudern zu können. Ganz erbost rief er ihnen zu:Glaubt ihr Hallunken, ich wisse nicht, daß Ihr schwätzt? Meine Ohren rei­chen bis zum Ofen."

Tags-Neuigkeiten.

Das alte Jahr sorgt noch dafür, daß sein Nachfol­ger zu thun findet Am bedenklichsten sieht es in Spa­

nien aus. Die Parteien stehen kampfbereit einander ge­genüber. Der bisherige erste Minister Olozaga ist von der Königin angeklagt worden, daß er sie mit Gewalt zur Unterschrift eines Erlasses, wodurch die Cortes auf­gelöst werden sollten, genöthigt habe, Olozaga läugnet das und giebt in aller Ehrerbietung zu verstehen, die junge unerfahrene Königin sey nicht ganz der Wahrheit treu geblieben und sey ein Spieiwerk einer Hofpartei. Das soll nun leider förmlich untersucht werden. Inzwi­schen ist ein neues Ministerium gebildet worden, an des­sen Spitze ein junger Advocat, Gonzalez Bravo, der in der Verlegenheit gerade am nächsten bei der Hand war, steht. In den Straßen ist es schon zu blutigen Auf­tritten gekommen und wir wollen dem armen Spanien wünschen, daß es die Krisis ohne neuen Bürgerkrieg übersteht.

Der Aetna speit heftiger Feuer als seit langer Zeit. Die Erde bebt im weiten Umkreis und der ungeheure Feuerstrom der Lava walzt sich unaufhaltsam weiter fort. Mehrere Orte waren bedroht; der glühende Strom ist wohl eine Viertelstunde breit. Die schönsten Ländereien waren verwüstet und gegen 70 Menschen waren vom Feuer­meer erreicht worden und umgekommen. Der Mensch kann nichts als zuschcn oder fliehen.

In Leipzig ist von dem Universitätsgericht nach neunmvnatlicher Untersuchung ein Urthcil gefallt worden, das großes Aufsehen macht. Von den Studenten, welche der Thcilnahme an einer verbotenen Verbindung ange­klagt waren, sind 65 vcrurtheilt worden; drei wurden auf drei, fünf auf ein Jahr consilirt; einige und zwan­zig mußten das Concil unterschreiben, der Rest wurde zu längerer oder kürzerer Carcerstrafe verurthcilt. Die Consilirten aus Sachsen verlieren überdieß alle Stipen­dien auS Staatsmitteln. Alle 65 müssen gemeinschaftlich die Kosten tragen. Gestanden sollen sie eigentlich nicht viel haben, bei einem der Angeschuldigtcn waren aber sehr viele Briefe gefunden worden, aus denen man schwere Schlußfolgerungen zog, und diese Briefe hauptsächlich sollen bei dem Urthcil zu Grunde gelegt worden seyn. In den Entscheidungsgründen soll stehen, daß sich zwar nicht ergeben habe, daß der Zweck der Verbindung ein politischer gewesen sey, daß aber ewige Angeschuldigte ge­standen hätten, ihr Zweck sey gewesen, sich politisch zu tüchtigen Staatsbürgern zu bilden. Mehrere Verurtheilte sollen gegen den Urtheilsspruch appellirt haben.

Den Heidelberger Studenten sind die Farben Schwarz, Roth und Gold wieder streng verboten worden.

Der große Mainzer Getreidemarkt ist jetzt sehr besucht und die Preise sind etwas gefallen. Von Gerste wurde viel verstürbet, Korn weniger, Waizen gar nicht. Große Speculation in Getreide wurde nicht ge­macht, da man darauf rechnet, nötigenfalls leicht Ge­treide aus den Seehäfen holen zu können, wo Ucberfluß an Getreide ist und die Preise sehr gering sind.