Amtsblatt für Wildbsd Anzeiger und Tagblatt für das obere Gnztal.

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Nr. 29

vonnerstsg, Z. kebrusr 1920

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Der Kampf um die NordmarW

Seit dem 25. Jaüuar hat sich an unserer Nordgrenze^ sin neues Stück Nentralien gebildet, daS unter einer inter­nationalen Verwaltung steht, bis zu dem Augenblick, wo nach dem Ergebnis der Volksabstimmung die künftige deutsth-dänifche Grenze festgelegt worden ist. .Ter ganze Zweck der Abstimmung ist nicht etwa der, eine Scheidung zwischen den Deutschen und den Dänen zu schassen, son­dern lediglich der, die dänische Grenze möglichst weit nach Süden vorzuschieben; wobei England das Ziel ver­folgt, nachdem uns Danzig genommen ist, auch den Flensburger Hafen wenigstens völlig zu ent­werten, und so seine Herrschaft, in der Ostsee sicher zu stellen, während es Frankreich daraus ankommt, im Nor­den Deutschlands ebenso wie im Osten eine ewig offene Wunde zu schassen, damit das deutsche Volk, keine Ge­legenheit hat, sich für einen späteren Kampf gegen Frank­reich den Rücken oder die Flanke zu decken.

In unserer Lage können wir heute nichts weiter tun, als ans unserer schlimmen Lage das möglichst Beste her­auszuholen. In Nord-Schleswig ist seit Jahrzehnten von der preußisch-deutschen Politik viel versäumt worden. Alan hat die dänische Agitation in ihren Wirkungen sehr unter­schätzt. -Dennoch, ist das Deutschtum in einem halben Jahrhundert in zähein Ringen vorjvärts gekommen. Das - Städteviereck Flensburg ApenradeTondernHusum ist von den Dünen längst aufgegeben worden, obwohl es einst ihre Hochburg gewesen ist. Sie hatten sich mehr und mehr auf Asien und den nördlichsten Teil zurückgezogen, und auch hier hätten sie sich kaum zu halten vermocht, wenn die preußische Regierung durch Besiedelung von Domä­nen, durch eine weitsckauende Wirtschaftspolitik und durch Bahnen planmäßig für eine deutsche Blutzusnhr gesorgte hätte. ' ,

Durch den unglücklichen Ausgang des Kriegs hat die Lage sich völlig verschoben Tie Angst vor den Steuern, Hunger und Entbehrungen, das sind die großen Trümpfe, die Dänemark gegen uns anszuspielen hat. Tie Revo- lutionsreeierung hat versukht, sich mit den Dänen direkt zu verständigen. Dadurch wurde aber die dentschp Bevöl­kerung kopsscheu und ließ den Sturm der dänischen Wer­ber widerstandslos über sich ergehen'. Die Kopenhagener Politik dachte natürlich an eiiie' .direkte Verständigung mit Deutschland nicht mehr, sie wüßte, daß sie auf dem Umweg über Paris sehr viel mehr herausschlagen könnte, und ließ sich blenden von der Hoffnung auf reichen Land­gewinn. Erst späterhin wurde ihr bange vor dem Ge­schenk, das Herr Clemenceau ihr machen wollte, als sie sich herausrechnete, daß ihr ein Danaergeschenk von mehr als 100 900 Deutschen gemacht werden sollte, viel mehr, als das kleine Millionenvolk überhaupt verdauen kann. Da haben sich in Kopenhagen die Geister getrennt, die Vernünftigeren, unter ihnen der frühere deutsche Reichstagsabgeordr.ete Haussen, der inzwischen zum dä­nischen Minister für das noch zu erwerbende Nord-Schles­wig vorgerückt war, suchten zu bremsen,,und erreichten, daß wenigstens die rein deutsche dritte Zone, südlich von Flensberg, aus der endgültigen Fassung des Ver­sailler Vertrages wieder gestrichen wurde. Sie klammern sich offiziell an den Grundsatz, daß sie nur das für Dänemark haben wollen, was wirklich dänisch ist.

' Aber im Grunde wissen auch sie natürlich ganz ge­nau,- daß dieses Schlagwort nichts weiter ist, als eine politische Fälschung. Tie erste Zone, in der geschlossen abgestimmt wird, umfaßt Asien, geht mitten durch die Flensburger Förde, unmittelbar nördlich von Flensburg vorbei und dann west-nord-üvestlich weiter, um südlich Tondern die Nordsee zu erreichen. Sie allein ist schon ein Müsterstück von Abslimmungsgeonwtrie, denn sie ißt so gezogen, daß die ganze rein deutsche Westküste mit ihren friesischen Bewohnern, daß die ganzen deutschen Enklaven von der dänischen Mehrheit, mit ziemlicher Si­cherheit vergewaltigt werden. Inzwischen hat die inter­nationale Kommission bis zur Abstimmung^ die am 10. Februar erfolgen soll, die Verwaltung übernommen. Al­st^, was deutschfreundlich ist, wird aus g.ewiesen, den

anz Dänemark ist gar nicht reich genug, ntn die Hunverre. on Millionen aufzübringen, die schon für diese bcpcher- vene' Hilfsaktion notwendig wäre. > .

^ Mit den gleichen Mitteln wird in der zweiten Zo- ;e, >vo die Abstimmung im März. erfolgen soll, ein hnlicher Werbefeldzug vorbereitet. Hier geht der Kampt ornehmltch um Flensburg, das nachweislich 1914 mr kümmerliche 3 Prozent dänische Bevölkerung hatte, per . jetzt durch wirtschaftliche Versprechungen gewonnen oerdeu zoll. Ter kühle Empfang, der .den Dänen.zuteil jeworden ist, spricht nicht gerade dafür, daß sie hier onderliche Erfolge erwarten können, und deshalb sind ihre Aussichten in der zweiten Zone, wo gememdewesie abge- timmt wird, nicht allzu günstig, wenn die feindliche Kommission wirklich nach den Ergebnissen^dieser- Abjtim- mmg die Grenze ziehen will. In jedeni Fape aber wer- len die Deutschen dafür zu sorgen haben, daß sie sich etzt genau so gut organisieren, wie die Dänen es ihnen lorgemacht haben. Seit länger als einem halben Jahr­tausend ist Schleswig-Holstein zu einer Einheit verbnn-

)en gewesen, nie hat

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Stück davon zu Dänemark

Trinen aber ist freie Bahn geschaffen für ihren Stimmen sang. Unbehaglich ist freilich für die Dänen, daß in­folge der schlechten Valuta bei der Umrechnung in Kro- en in den abzutretenden Gebieten Hetzer nenn Zehntel ines Vermögens verliert. Sie locken.zwar die große Echse damit, daß sie angeblich- die kleineren Besitzer ent- hädigen und Beträge'von einigen 1000 Mark in Kron­en voll ausbezahlen wollen, sie haben sich aber nach- leii'en lassen müssen, daß das. eine Unwahrheit ist, denn ,

gehört, und deshalb wird das alte Losungswort: ,,npp ewig ingedeelt" seine Kraft für eine bessere Zukunft bewahren, vie auch auf Grund einer wenig einwandfreien und durch Zwangsmittel erreichten Abstimmung für die nächsten Jah- ce oer Trennungsstrich gezogen werden mag.

Prozeß Erzberger-Helfferich.

' ' ' Berlin, 3.. Febr.

Der Rechtsbeistand Erzbergers, v. Gordon, erklär­te, Erzberger sei an den Serumwerken nicht mit einem Pfennig beteiligt. Ein Erfinder habe Erzberger mitge­teilt, daß er ein .Keuchhnstenmittel entdeckt habe, und Erzberger hch-e sich an mehre.re .Zentrumsmitglieder ge­wandt, um sie für die Sache zu interessieren. . Jeder der Herren zeichnete einen Betrag von einigen tausend Mark. Ein Gewinnsiei nicht gemacht worden.

Ter Vertreter der' sächsischen Serumwerke bekundete als Zeuge, daß die Werke auf Vorstellung bei der Reichs­zuckerstelle dreiviertel Zentner Zucker im Monat erhalten hätten.

Prof. Dr. Jucke nack erklärt als Gutachter.der Pm- Podin-Präparate, er habe gleichzeitig mit diesem Auf­trag ein Schreiben Erzbergers erhalten, das. Pinpodin als ausgezeichnetes Mittel bezeichnte und. mit dem Hin­weis auf eine Anlage dem darin, geäußerten Wunsch zu entsprechen bat. Die Anlage bestand aus einem Schrei­ben der Serumwerke an Erzberger, worin sie dessen Einwilligung bei ihrer Bitte um Zuckerznweisung erbat..

Ter Direktor der Sächsischen Serumwerke bestätigt, daß nie eine Rückvergütung an die Pinpodingesellschaft be­zahlt worden sei. Erzberger sei für die Serumwerke in keiner Weise geschäftlich tätig gewesen. Als die Tat­sache zur Sprache kam, daß Erzberger feine beiden An­teilscheine über Nennwert verkauft habe, erklärt der Zeuge auf Befragen des* Vorsitzenden, daß Erzberger keinerlei Vorteile hatte, die nicht durch die Sache be­gründet waren. . E j

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Neues vom Tage.

Lersners Weigerung und Abschied.

Berlin, 4. Febr. Die Note, in der die Entente die Auslieferung von etwa 900 Deutschen verlangt, in von Herrn Millerand gestern dem Borsiüenden der duck- scheu Friedensdelegation in Paris, Freiherr« v. Lers - ner, übersandt worden. Obwohl Herr v. Lersner be­reits am letzten Sonntag die ausdrückliche Weisung er­halten halte, eine derartige Note ohne weiteres an das Auswärtige Aigt w eit e r z u l e i t e n, Hai er die Note an Herrn Millerand znrückgesandt mit der Erklärung, daß er es mit seinem Gewissen nicht vereinbaren könne, bei der Auslie- s e r u ng Deut s che r mitznwirke n. Herr v. Lers­ner hat telegraphisch seine' Entlas s u n g ans dem.Rcichs- vieisit nachgesucht und sofort erhalten. WTB.

Aendernng in den Standesregistern.

Berlin, 4. Febr. Ein neuer Gesetzentwurf der Reichs- regiernng sieht vor, daß bei Beurkundungen von 'Ge­burten, Heiraten urrd Sterbesällen die Angabe der Me­li gion,-Wegfällen soll. Außerdem sollen Vorschriften

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des Personenstandsgesetzes, die für unehelich Geboren«: Härten enthalten, beseitigt werden.

Abschluß des Bergarbeitertarifs.

Essen, 4. Febr. Unter Mitwirkung des Reichskom* missars Severing ist der Tarifvertrag für den rhei­nisch-westfälischen Bergbau nun zustande gekommen. Allen über 20 Jahre alten über und unter Tage beschäftigten Arbeitern wird vom 1. Februar ab eine durchschnittliche Lohnerhöhung von 8 Mark, den jüngeren Arbeitern eine entsprechend geringere gewährt. Das Kindergeld, daS bisher 20 Pfennig je Schicht und Kind betrug, ist auf eine Mark erhöht. Darin eingeschlossen ist der Betrag für die Erhöhung der Brot- und Kartosfelpreise. Außer­dem wird ohne Rücksicht auf das Alter den unter Ta-c beschäftigten Arbeitern eine feste Schichtzulage von »' Mark gegeben. Ferner wurde die Höchstzahl der' Ur- lanbstage von sechs auf nenn erhöht mit der Maßgabe, daß auf die über sechs Tage hinausgehenden Urlaubs­tage für das Urlaubsjahr 1919/20 verzichtet wird, da- jür jedoch eine Urlaubs Vergütung gezahlt wird.

Der ungarische Throukandibat.

Paris, 4. Febr.Petit Parisicn" erfährt, für den ungarischen Thron sei der Marquis von Cambridge, vor« mals Hnzog von Teck, Schwager König Georgs, in Aussicht genommen. (Es gibt drei Brüder Cambridge, Enkel des Herzogs Alexander von Württemberg (1804 bis 1884) und der Gräfin Rhcdey. Ter Vaier der drei Marquis wurde 1863 vom König von Württemberg zum Herzog von Teck ernannt, ihre Schwester ist die jet­zige Königin von England. Nach Ausbruch des Kriegs legten die Tecks ihren deutschen Namen ab, wie auch König Georg und andere Mitglieder der englischen Kö­nigsfamilie, und nannten sich Marquis von Cambridge, da ihre Mutter eine Schwester des Herzogs vqn C. war. -Welcher der drei Brüder in Frage kommt, ist nicht gesagt; der -älteste, Adolf, ist 1868 geboren und war britischer Militärattachee in Wien. Es ist nun begreiflich, warum die Entente keinenmenschheUsnnter- drückendensi Habsburger in Ungarndulden" kann.) j , Befestigung der Rheingrenze.

. Basel, 4. Febr. DiePreßl-Jnformation" me'det ans Paris, die französische Negierung werde alle Rhein- brückenköpfe im Elsaß befestigen und zwischen St. Lud­wig und Straßburg starke Befestigungswerke anlegen. Konferenz, der Neutralen.

Bern, 4. Febr. Tie holländi^ Regierung hat alle neutralen Staaten zu einer Konferenz am 15. Februar nach' dem Haag eingeladen, um über die Frage des im Friedensvertrag von Versailles vorgesehenen inter­nationalen Gerichtshofs zu beraten. Tie Schweiz hat, dis Einladung angenommen. ' e