Klaus Pichler · Eine Betrachtung zu zwei Gedenktafeln an die Kriege von 1866 und 1870/71 und verbannte die Tafel neben die Kirche recht unscheinbar an den Zaun des Pfarrgartens. Beide Tafeln erinnern an zwei Ereignisse, die zu enormen Fol­gen nicht nur für den politischen Prozess ihrer Zeit führten, son­dern Vorbedingungen waren für kaum übersehbare Entwicklun­gen. Dass die Zavelsteiner Ge­denktafel heute mit Distanz zur Kirche angebracht ist, erscheint nicht zufällig: Zu Krieg- und Kriegerverherrlichung hat sich Abstand eingestellt. Dazu ist die Erinnerung an die beiden Kriege, deren 150jährige Jahrestage in unsere Zeit fallen, noch stärker verblasst als die Goldauslegung der Namen der Krieger. Aber verblasst ist auch die Erinnerung an die Folgen: das Scheitern des bürgerlich-liberalen Strebens über Jahrzehnte des 19. Jahrhun­derts nach einem Nationalstaat mit Freiheit, demokratischer Selbstbestimmung und sozialer Gerechtigkeit. Die Breitenberger Gedenktafel Durch die ursprüngliche Anbringung der Zavel­steiner Tafel im Inneren der Sankt-Georgs-Kir­che Zavelsteins war unverkennbar ein kirchlich­religiöser Bezug hergestellt. Ob dabei eine Rolle spielte, dass der erste der 21 Namen den Zavel­steiner Stadtpfarrer Kies nennt, der 1870 zu den Ausmarschierten gehörte, lässt sich heute nicht mehr feststellen. Der Hauptgrund muss jedoch in der damaligen engen Verbindung der protes­tantischen Kirchen mit den staatlichen Obrig­keiten gesehen werden. Bei der Renovierung der Kirche 1980/81 sah man diesen Bezug kritisch Der(politische) Nationalismus wurde zu Ende des 18. Jahrhun­derts als Kind der französischen Revolution geboren. Er faszi­nierte unverzüglich die Geister im zuletzt brüchigen Staatenbund des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation, der ja mit der Unterzeichnung der Rheinbundakte durch die süddeutschen Fürsten auf Druck Napoleons 1806 recht unspektakulär unterging. Als Reaktion auf die erfolgreichen Attacken Napoleons, denen die deutschen Nach­barn wenig entgegenzusetzen hatten, vor allem zunächst kein einendes Nationalgefühl, fasste dieses jedoch rasch Fuß auch in den deutschen mehr oder minder absolutistisch geführten Obrigkeitsstaaten. Letztlich wurde die sich ent­wickelnde patriotisch-nationalistische Gesin­176