Vorwort des RedakteursDie Ausgabe 2015 von„Einst& Heute – Historisches Jahrbuch für den Landkreis Calw“ erlaubtwieder Rückblicke auf anscheinend längst vergangene Zeiten. In den von zwölf Autoren geschriebenen Beiträgen werden nicht nur teilweise spannend zu lesende geschichtliche Zusammenhängeaufgearbeitet und beschrieben, sondern sie helfenletztlich auch zu verstehen, dass unsere heutigeWelt nicht zufällig so geworden ist, wie sie ist.Zum Beginn schreibt Karl J. Mayer ein StückAlltagsgeschichte der zum Hirsauer Klosteramtgehörenden Menschen des 18. Jahrhunderts. Erwirft einen differenzierten Blick auf die unterschiedliche Struktur der Amtsorte und ihreBevölkerung. Mit den Anfängen der Wirtschaftsförderung im Nördlichen Schwarzwald vor fast200 Jahren beschäftigt sich Rainer Loose. Nacheiner Analyse der sozialen Lage der Menschenbeschreibt er die zahlreichen Ansätze zu derenVerbesserung, so auch die Initiative von PfarrerFreihofer für die Strumpfstrickerei in Neuhengstett. Klaus Pichler nimmt die Errichtung einesvor fünf Jahren errichteten Denkmals für einenim Schmieher Wald abgestürzten britischenBomber zum Anlass für seine Betrachtungen zuLuftkrieg und Nachtjagd im Zweiten Weltkrieg.Dabei geht er auch auf den erfolgreichen Nachtjäger Heinz-Wolfgang Schnaufer aus Calw unddie zahlreichen Kriegsopfer auf beiden Seiten unddie Rollen der Täter und Opfer ein. ManfredSchiz widmet sich dem Raubbau am Wald in derfranzösischen Besatzungszone im Gebiet desKreises Calw. Die als Reparationen erfolgten„Franzosenhiebe“ lasteten nicht nur auf derWaldwirtschaft schwer, sondern auch auf derBevölkerung(Brennholzmangel).deren bekanntester der Krautbühl in Nagold ist.„Eine ausserordentliche Erregung der Gemüter“bewirkte die Revolution 1848/49 in Calw, wieChristoph Bittel schreibt. Hoch ging es hier auchdeshalb her, weil die Demokraten und Liberalenzunächst bestens vernetzt waren, sich jedochletztlich nicht durchsetzen konnten. Klaus-PeterHartmann setzt bei seinen„Exkursionen in die‚Hirsauer Klosterlandschaft‘“ seine Schwerpunkte auf die Hirsauer Gründungen im Schwäbisch-Fränkischen Wald und auf die Reformgründungen des Bischofs Otto von Bamberg.Dabei zeigt er die enge Verzahnung des Schwarzwaldklosters mit der Deutschen Geschichte auf.Dietmar Waidelich zeichnet das Leben von Wolfvon Gültlingen nach. Es war auch insofern etwasBesonderes, als er der letzte Ritter derer vonGültlingen war, dann erster alleiniger Ortsherr inder Geschichte Bernecks und schließlich der ersteErbkämmerer der Familie in württembergischenDiensten. Fritz Barth stellt Robert und VeraMüller in den Mittelpunkt seines Beitrags. Beeindruckend ist, wie sowohl er als Kommunist das„Dritte Reich“ überstand, als auch seine Frau, eineJüdin. Jürgen Rauser lässt die fesselnden Kriegstagebücher von Hans-Joachim Löffler zur Sprachekommen, damals ein 17jähriger Wehrmachtssoldat, später Leiter der Staatsklenge und des Forstamts Nagold. Hans Schabert beschreibt den„Aufstieg und Fall der Charlottenhöhe“: Die einstwegweisende Lungenheil- und Forschungsanstaltsteht inzwischen jahrelang leer. Schließlich gibtUli Blumenthal interessante Einblicke in dieGeschichte des„Schwanen“, später„Hôtel Weil“und in den Jahren vor der erzwungenen Schließung 1933„Hotel Metropol“ genannt.Günter Wieland gibt in seinem Beitrag einenaktuellen Überblick über die keltische Besiedlung des Landkreises. Die keltische Siedlungstätigkeit bezeugen nicht nur der Rudersberg beiCalw und der Hohennagold als Höhensiedlungen, sondern auch verschiedene Grabhügel,Dank sagen möchte ich Frau Sabine SeegerHezel für die Übernahme von Lektoratsarbeiten.Ich wünsche den Lesern eine Gewinn bringendeLektüre und dem Buch viele zufriedene Leser.Martin Frieß, Kreisarchivar7