Uwe Gast · Das Kloster Hirsau und seine mittelalterlichen GlasmalereienAbb. 16: Martyrium desHl. Sebastian. Oberrhein(Elsass?), um 1500. Freiburgi. Br., Augustinermuseum.reich Württemberg“ sollen sich Glasmalereien ausHirsau in der Inselkapelle von Schloss Monreposbefunden haben.43Diese Glasmalereien sollenihrerseits aus der schon im späten 18. Jahrhundertangelegten Hohenheimer Sammlung Herzog KarlEugens von Württemberg nach Monrepos übertragen worden sein, wofür sie auf ein Maß von53 x 38,5 cm beschnitten werden mussten. VonMonrepos gelangten sie dann nach Friedrichshafen, von dort nach Altshausen, wo sie teils inFamilienbesitz verblieben, teils an die KöniglicheAltertümersammlung in Stuttgart abgegebenwurden.44Es ist, um diese recht verwirrendeProvenienzgeschichte zu beenden, also durchauswahrscheinlich(wenn auch nicht aus erster Handbelegt), dass Glasmalereien aus Hirsau zu einemfrühen Zeitpunkt in die Sammlung der Herzögevon Württemberg gelangt waren und dass dieseGlasmalereien mit den von Wentzel und Becksmann als zusammengehörig erkannten Scheibenund Fragmenten zu identifizieren sind. Als ihrStandort kommt die Allerheiligenkapelle deshalbin Frage, weil in dem Aurelius-Fragment zeitweilig das Wappen ihres Erbauers, Abt Blasius‘,eingeflickt war, eine grüne Weintraube in Blau,wie es auch auf einem Schlussstein im westlichenKreuzgang zu sehen war.45Unklar bleibt aber,wie die Glasmalereien in der seit 1692 ruinösenKapelle überlebt haben konnten.46Das Bildprogramm in den Fenstern der Kapellebestand zum einen aus Standfiguren von Heiligen in Gewölberäumen, wie es am anschaulichsten noch das Paulus-Fragment in Stuttgart zeigt.Im Mittelfenster des Chores dürfte freilich eineDarstellung der hl. Dreifaltigkeit zu sehen gewesen sein, eine Darstellung Gottvaters mit demtoten Christus und der Taube des HeiligenGeistes(sog. Gnadenstuhl). Zum anderen gabes, wie die Scheibe mit dem Martyrium des116