Thomas Bäder · Ein Mord, zwei Opferkommt es zu regelmäßigen Treffen der beiden.Später erklärt sich Bolz bereit, im Falle einesUmsturzes in einer neuen Reichsregierung dasKultusministerium zu übernehmen. Nach demgescheiterten Attentat von Claus Graf Schenk vonStauffenberg auf Reichskanzler Adolf Hitler vom20. Juli 1944 wird Bolz zunächst nicht verhaftet.Erst als ein Gestapo-Spitzel auf ihn angesetzt wird,kommt der ehemalige Staatspräsident in Untersuchungshaft. Im gleichen Jahr, drei Tage vor HeiligAbend, wird Bolz nach einer Verhandlung vordem so genannten Volksgerichtshof wegen„Aufforderung zum Hochverrat und Feindbegünstigung“ zum Tode verurteilt. Er stirbt im Januar1945 im Gefängnis Berlin-Plötzensee im Alter von64 Jahren unter dem Fallbeil. Wenige Tage späterwird an gleicher Stelle Goerdeler enthauptet.Zur Person: Karl MaierKarl Maier, so urteilt ein ärztliches Gutachten derUniversitätsklinik für Gemüts- und Nervenkrankheiten Tübingen im August 1928, war eine„schwerabnorme krankhafte Persönlichkeit“, deren intellektuelle Veranlagung trotz einer gewissen Gewandtheitin der Rede erhebliche Mängel aufweise. 1907 inNagold geboren, bleibt Maier Einzelkind. SeineEltern sollen„eigenartig und eigenbrötlerisch“ gewesen sein – sie hätten ihren Sohn„unmöglich erziehenkönnen.“ Das Stadtschultheißenamt Nagold bezeichnet die Mutter als„unverschämte, freche undlügnerische Person“, der Vater wird als rechtschaffener Mensch dargestellt,„dem man glauben könne“und der dennoch von den Gutachtern als„geistigleicht beschränkt“ eingeschätzt wird. Maier schwänztöfter die Schule, bleibt zweimal sitzen. Seine Schulnoten betragen bei der Schulentlassung in allenFächern„ungenügend.“ Und dann bekommt derverurteilte Mörder in den Akten ein Gesicht: RoteHaare und Sommersprossen. Sein Äußeres gefälltdem Jugendlichen nicht – weil er dafür gehänseltwird. Nach der Schule versucht Maier in der Gesellschaft Fuß zu fassen. Doch es bleibt bei den Versuchen: Zwei Ausbildungsstellen und mehrere Hilfsarbeitertätigkeiten bricht Maier meist nach wenigenTagen oder Wochen ab. Dann schlägt es ihn in dieFerne, weg vom Elternhaus. Maier trägt sich mit demGedanken, nach Amerika auszuwandern. Ihmschwebt eine Arbeit als Hausbursche in einem Hotelvor. Auch mit Selbstmordgedanken beschäftigt ersich laut Gutachten zu dieser Zeit.Die Fahndungsakteenthält ein Bild derPoststraße, in dersich der grausameMord ereignete.56