Das neue Amtsgerichts-Gebäude in der Schillerstraße nach der Fertigstellung 1938 Foto: Kreisarchiv Calwrichts in der Schillerstraße begonnen. Im November 1938konnte das neue Amtsgericht bezogen werden.Einige Verfahren aus verschiedenen Epochen sollen einenEinblick in die jeweiligen Situationen und Befindlichkeitenunserer Region vermitteln.Im Jahr 1813 sah sich Johann Georg Wurster ausBreitenberg veranlasst, gegen den Schultheißen Lörcheraus Oberkollwangen wegen Kapitalanlehen in Höhe von200 Gulden zu klagen. Das Gericht hat antragsgemäßzu Gunsten des Klägers entschieden.Im Jahr 1816 klagte eine Frau aus Effringen. Sie machte– teilweise mit Erfolg – Schadenersatz wegen aufgehobenen Eheversprechens geltend.Im September 1875 war das Oberamtsgericht mit demRechtsstreit des Johann Zeeb aus Liebelsberg gegenMatthias Funk daselbst befasst. Die Parteien stritten umeine Dienstbarkeit über das Recht, aus einem BrunnenWasser schöpfen zu dürfen. Nach längerer Auseinandersetzung nahm der Kläger schließlich seine Klagezurück.Eine 27-jährige Kindsmutter aus Breitenberg und derzum Vormund für ihr im Oktober 1902 geborenes Kinderhoben Klage bei dem Königlichen Amtsgericht Calwwegen Ansprüchen aus unehelicher Schwängerung.Geltend gemacht wurden 50 Mark als Kosten der Entbindung und Unterhalt für die ersten sechs Lebenswochen nach der Geburt des Kindes. Der Beklagte hatteverlangt, dass die Klägerin den Eid des Inhalts leiste,dass sie in der gesetzlichen Empfängniszeit außer mitdem Beklagten mit keiner anderen Mannsperson geschlechtlich verkehrt hätte. Diesen Eid leistete die Klägerin aber nicht, vielmehr nahm sie die Klage zurück.In einem Prozess mit gleichartiger Problematik wurdeder aus Liebenzell stammenden Klägerin durch Urteilvom 2. Dezember 1912„im Namen des Königs“ auferlegt, einen Eid des Inhalts zu leisten, dass sie in dernäher bezeichneten gesetzlichen Empfängniszeit nur mitdem Kläger Kontakt hatte. Nachdem sie dies befolgtehatte, wurde der Unterhaltsklage in der Hauptssacheentsprochen und der Beklagte verpflichtet, monatlich 60Mark Kindesunterhalt zu bezahlen.Neben einem Arbeitsgericht war in Calw zeitweilig einErbgesundheitsgericht installiert. Eine seiner zahlreichenEntscheidungen über die Anordnung der Unfruchtbarmachung hat es wie folgt begründet:„Die vom Staatlichen Gesundheitsamt Calw und vom Gericht angestellteIntelligenzprüfung ergab eine mangelhafte Verstandesanlage. Sein Schulwissen ist gering, im Rechnen ist erbesonders schwach … da äußere Ursachen ausschieden– englische Krankheit und Schwerhörigkeit kann alsUrsache nicht gewertet werden – muß angenommenwerden, dass es sich um angeborenen Schwachsinnhandelt“.Im November 1906 wurden auf entsprechenden Antragder Vater, der mit seinen sechs Kindern bereits 1817nach Kaukasien ausgewandert war, für tot erklärt, weilvon ihnen seit der Auswanderung keine Nachricht mehreingegangen war.45