Die räumliche Unterbringung des neu berufenen Calwer Gerichts ist nicht eindeutig dokumentiert. Es kann aber ziemlich sicher angenommen werden, dass der damalige Oberamtmann Friedrich Braun, der nach derInstruktion für die unteren Zivilgerichte des Königsreichs diesem Gericht vorstand, dies an seinem Dienstsitz auf dem Calwer Marktplatz erledigt hat. Die Behandlung der Angelegenheiten aus dem Bereich der freiwilligen Gerichtsbarkeit wurde durch Edikt vom 29. August 1819 über die Errichtung der Gerichts­notariate und der Notanordnung vom 17. April 1826 dem Gemeinderatskollegium übertragen. Diesem stand zur Beratung und Unterstützung in Behandlung der Rechts­geschäfte, die besondere Gesetzes- und Rechtskennt­nisse erfordern, ein besonderer staatlicher Beamter, nämlich der Gerichtsnotar, bei. Er war als rechtskundiges und geschäftsgewandtes Mitglied der Rechtsfürsorger, der auf die Rathäuser hinausging und schon damals als Rechtspfleger bezeichnet wurde. Die Verpflichtung des ersten Gerichtsnotars Ritter in Calw und des Amtsnotars Strölin in Teinach am 6. Juli 1826 ist in dem dazu erstellten Verzeichnis über den Dienstantritt, die Verpflichtung der Gerichts- und Amtsnotare dokumentiert. Gleiches gilt für die Notare in Neuenbürg, Wildbad und Liebenzell. hang hatte König Wilhelm auch verordnet, dass anstelle der bisherigen Appellations- und Kriminal-Gerichtshöfe nunmehr vier Gerichtshöfe treten. Dies war für den Schwarzwaldkreis der Königliche Gerichtshof zu Tü­bingen. Begründet wurde dies unter anderem wie folgt: Es ist ein dringendes Bedürfnis dafür zu sorgen, dass die infolge dieser neuen Einrichtung zu bildenden Justiz­Stellen nach allen ihnen zu übertragenden Geschäfts­zweigen sogleich von dem Eintritte in ihre Amtstätigkeit an, unter eine genaue und kräftige Aufsicht gestellt werden. Ab diesem Zeitpunkt führte das hiesige Gericht die BezeichnungKönigliches Oberamtsgericht Calw. Der damalige Vorstand erhielt im Jahr 1819 eine Besoldung von 1.300 Gulden. Das zunächst gemietete Haus auf dem Marktplatz Gebäude Nr. 20 wurde im Dezember 1838 zum Preis von 10.000 Gulden käuflich erworben. Am 24. November 1902 teilte der Amtsvorstand, Oberamtsrichter Fischer, der Kanzleidirektion des Königlichen Landgerichts in Tübingen mit, dass das hiesige Gericht nunmehr dem Öffentlichen Telefon unter der Nummer 18 angeschlos­sen ist. Entsprechend der Zuständigkeitsregelung vom August 1811 hatte der Calwer Oberamtmann Ermittlungsver­fahren, die dann auch zu Hinrichtungen führen konnten, zu leiten. Die stetige Zunahme des Geschäftsanfalls führte schließlich zu einer weiteren räumlichen Veränderung: Im März 1937 wurde mit dem Neubau des heutigen Ge­Am 2. Oktober 1812 wurden zwei Brüder aus Calmbach, anstatt gerädert zu werden, wie der Spruch lautete, enthauptet, und zwar der jüngere vor dem älteren, damit des letztere Strafe durch den Anblick des sterbenden Bruders eine Schärfung erhalte. Sie hatten einem Händler, der von Wildbad mit einigen Batzen Geld in der Tasche heim eilte, im Wald aufgelauert, hatten ihn ausgeraubt und ermordet. Am 28. August 1818 wurde eine Raubmörderin aus Teinach hingerichtet. Sie war im Calwer Gefängnisturm, demLangen, während ihrer Haft so dick geworden, das sie auf einem Karren zur Richtstätte geführt werden musste. Am Schafott angekommen, bekam dieArme Sünderin eine Ohnmacht, so das sie vollends hinauf­getragen werden musste. In der Mitte des Schafotts war ein Stuhl aufgeschlagen, auf dem die Delinquentin fest­gebunden wurde. Rings um das Schafott waren Gerüste für die Richter und Zuschauer, Erwachsene und Kinder, errichtet. Nachdem der Mörderin von den Henkers­knechten die Augen verbunden waren und ihre Kutte am Hals los- und aufgebunden worden war, wurde vom Richter nochmals das Urteil verlesen und hierauf der Scharfrichter zum Vollzug des Urteils aufgefordert. Ab 1. Januar 1818 trat an die Stelle des Oberamtmanns der Oberamtsrichter. Ihm wurden sämtliche Zweige der Rechtsverwaltung übertragen. In diesem Zusammen­Altes Calwer Amtsgericht, Gebäude Nr. 20 am oberen Markt­platz, heute ersetzt durch den Neubau des Schuhhauses Diem Ausschnitt aus einer Ansichtskarte, vor 1929 Stadtarchiv Calw 44