Neuweilers Dörfer hatten mehrfach Glückbei LuftzwischenfällenHans Schabert, Bad WildbadEs war ein Höllenlärm, der die Einwohner vonOberkollwangen in der Nacht vom 24. auf den25. Februar 1944 so zwischen zwei und drei Uhrmorgens in den Betten aufschrecken ließ. Vielleicht suchte die Besatzung des über das Dorfdonnernden britischen Bombers erfolglos einenNotlandeplatz. Jedenfalls wurde für eineMaschine der über Schweinfurt geflogene Einsatzim Schwarzwald abrupt beendet: Das Flugzeugmit sieben Besatzungsmitgliedern stürzte unweitder Vögelesrain-Blockhütte unmittelbar hinterder Markungsgrenze von Oberkollwangen inRichtung Schmieh in den Wald; wer Kenntnisvon dem Platz hat kann bis heute- trotz desvorhandenen Bewuchses- die Einschlagspurenerkennen.Drei Besatzungsmitglieder fanden nach der Erinnerung des damals zehnjährigen Erich Lörcher,der heute in Rottenburg lebt und zu die- semBericht Fakten lieferte, den Tod in der Lancaster,vier hatten diese mit Hilfe ihrer Fallschirmeverlassen. Für einen von ihnen, den Piloten,endete der Absturz ebenfalls tödlich. DieRecherchen des unterfränkischen Journalistenund Luftkriegforschers Norbert Vollmann bei derGemeindeverwaltung Neuweiler lenkten im März2009 auf das fast vergessene Geschehen. Erberichtet von vier Kriegsgefangenen und dreiToten.Der Luftkriegsforscher stützt sich dabei aufamtliche Unterlagen der Alliierten, die über imFeindesland bestattete Flieger sehr genau geführtworden und erfahrungsgemäß sehr zuverlässigseien. In diesem Fall konnte das Material von ihmin England beschafft werden. Es stammt von derRoyal Australian Air Force und deckt sich auchmit dem ihm vorliegenden Untersuchungsberichteiner englischen Untersuchungskommission undanderen Quellen.Die Maschine mit dem Kennzeichen LM419 waran dem Doppelangriff der Royal Air Force aufSchweinfurt beteiligt und hatte keine Bombenmehr an Bord. Jakob Hammann und der spätereOberkollwanger Bürgermeister Johannes Lörcherwaren unter den bewaffneten Zwei-MannTrupps, die sich am Morgen auf die Suchemachten. Sie fanden die Absturzstelle und dasFlugzeug nach der Erinnerung des in Oberkollwangen groß gewordenen Zeitzeugen mitzwei zur Unkenntlichkeit verbrannten Soldatenund einem dritten toten Kameraden(nach denErkenntnissen aus Unterfranken war der dritteTote wohl doch der erst später weit abseits derMaschine gefundene Pilot). Vielleicht waren dieim Flugzeug Verbliebenen schon in diesem soschwer verletzt worden, dass sie nicht mehr abspringen konnten, oder sie waren gar beim Absturz schon tot. Denn vermutlich wurde dieAbsturzmaschine durch Außeneinwirkung beschädigt.Überlebende aus britischem Bomber imOberkollwanger Ortsarrest – Tauschgeschäftedurchs ZellenfensterNicht nur die Absturzstelle wollten die Suchgruppen ausfindig machen, sondern auch dieBesatzung. Von den abgesprungenen britischenSoldaten wurden drei in Oberkollwangen festgesetzt. Der damalige Wassermeister der Schwarzwaldwasserversorgung und spätere Bürgermeister Gottfried Schumacher aus Agenbach fandim Kleinenztal am nächsten Tag bei seinem Gangzur alten, heute als Trafostation genutzten Pumpstation einen davon. Dieser wie zwei andereÜberlebende wanderten nach der Erinnerung vonErich Lörcher für wenige Tage in die damals imErdgeschoss rechts befindliche Arrestzelle imOberkollwanger Rathaus, bis sie die Wehrmachtabholte.Die findige Dorfjugend hatte schnell heraus, dassdie Briten Schokolade, aber kein Brot hatten.41