Bald liefen entsprechende Tauschgeschäfte durchs Zellenfenster. Norbert Vollmann konnte sogar die Namen und Funktionen der bei Ober­kollwangen Abgestürzten und Abgesprungenen nennen: Als vier Kriegsgefangene hat er nach alten Berichten Flugzeugmechaniker J. R. Trail, Navigator A. G. Knight, Bombenschütze C. H Clarke und Funker P. B. Smith ermittelt. Die bis zur Unkenntlichkeit im Flugzeug Verbrannten waren der Schütze im oberen Drehturm J. G. L. Glazebrook von der Königlich Australischen Luftwaffe und Heckschütze W. Walch. Meldung wurden die toten Soldaten auf dem Friedhof von Schmieh rechts vom Hauptweg bestattet: Pilot Williams in einem Einzelgrab, die beiden verbrannten Schützen in einem gemeinsamen Grab. Am 5. September 1947 such­te ein britischer Offizier den Schmieher Friedhof auf, um sich die Gräber anzuschauen und Infor­mationen zu dem Absturz einzuholen. Die sterb­lichen Überreste wurden ein knappes Jahr später exhumiert und Ende 1948 auf dem Common­wealth-Soldatenfriedhof in Dürnbach-Gmund am Tegernsee zur letzten Ruhe gebettet. Tauschgeschäfte liefen zwischen der Oberkollwanger Jugend und den eingesperrten britischen Soldaten 1944 durch die kleinen Fenster im Arrest im Erdgeschoss des Rathauses. Mit Sicherheit einen dritten Toten gab es mit dem Piloten E. K. Williams von der Königlich Kana­dischen Luftwaffe. Er sprang als Kommandeur wohl wie üblich zuletzt ab. Seine Maschine war vermutlich zu diesem Zeitpunkt schon so nieder, dass sich der Fallschirm nicht mehr öffnen konnte. Unweit vom Igelslocher Brunnen wurde erst in den Märztagen 1944 seine bis dahin unter dem Schnee verborgene Leiche gefunden. Vielleicht hätte er überlebt, wäre er, dem Er­zählen einstiger Zeitzeugen gegenüber Erich Lörcher nach, zunächst wohl durch Astwerk gebremst, nicht unglücklich mit dem Kopf auf einem Baumstumpf oder Stein aufgekommen. In den Tagen nach dem Absturz setzte in Richtung Vögelesrain eine regelrechte kleine Völkerwanderung ein. Aus Agenbach, Breiten­berg, Neuweiler, Oberkollwangen, Schmieh und anderen Ortschaften scheuten viele den Weg durch den einen halben Meter hohen Schnee nicht, um die Absturzstelle zu besichtigen. Nach der von Norbert Vollmann ausfindig gemachten Unter denen, die sich für die Absturzstelle und das ausgebrannte Wrack, das später die Wehr­macht beseitigte, interessierten und durch den Schnee auf den Weg machten, war auch Walter Hanselmann aus Neuweiler. Der damalige Teenager fand einen Gurt mit scharfer Munition für die Bordwaffen und das Teil eines Fernrohres ganz brauchbar. Wie er erzählte, kann er aber heute ganz gut verstehen, dass er seinem Onkel, dem damaligen Bürgermeister Friedrich Hansel­mann, einen ganz ordentlichen Schrecken einjag­te, als ergurtbestückt in Neuweiler einmar­schierte. Noch weitere Abstürze in den 1940er-Jahren Es gab in den 1940er-Jahren um die heutigen sieben Ortsteile von Neuweiler noch eine ganze Reihe weiterer Abstürze von Militärflugzeugen, und es ist fast ein kleines Wunder, dass diese nicht eines der Dörfer in Mitleidenschaft zogen. So war Walter Hanselmann aus Neuweiler einer der ersten, der 1943 oder 1944 zurAbsturzstelle des amerikanischen Fliegers Floyd Petterson nahe dem Weinsträßle bei Hofstett kam. Auch für diesen Soldaten kam alle Hilfe zu spät, nachdem sich sein Fallschirm nicht geöffnet hatte. Eingegraben hat sich im Gedächtnis des damals Jugendlichen aus Neuweiler die gehässige Aussage eines hinzukommendenLinientreuen aus dem Ort gegenüber dem gerade Verstorbenen oder Sterbenden:So, lebscht no, oder bischt he, du Waidag. Der gefallene Soldat wurde auf dem Friedhof in Neuweiler bestattet, aber nach dem Krieg von den Amerikanern exhumiert. Vor dem Abtransport wurde der Sarg geöffnet, und der Bürgermeister musste dem Toten Reverenz er­weisen. 42