VI. Forstwirtschaft im 20. JahrhundertDas 20. Jahrhundert bringt tief greifende Brüche:In die erste Hälfte fällt der Wandel von derAgrar- zur Industriegesellschaft. Zwei Weltkriege mit nachfolgenden Notzeiten und unterbrochen von einer anhaltenden wirtschaftlichenKrisenzeit verändern Staat und Gesellschaft. Inder zweiten Hälfte kann sich das Land einerlangen Friedensperiode und steigenden Wohlstands erfreuen. Im zu Ende gehenden Säkulumstellen Globalisierung und krisenhafte Entwicklungen des Wirtschaftsstandorts und der Sozialsysteme die Republik vor neue Herausforderungen.Diese Veränderungen wirken sich einschneidendauf Forstverwaltung und Waldwirtschaft aus. Imersten Drittel des 20. Jahrhunderts spielt dieBodenreinertragslehre eine zentrale Rolle.„Wegmit den faulen Gesellen, Abbau der hohen Holzvorräte, Erhöhung der Hiebsätze und Steigerungder Rentabilität“ waren die Leitmotive. Nicht derhöchste Ertrag, sondern die höchste Verzinsungist das vorrangige Ziel des Wirtschaftens. Manlebte nicht schlecht von dem im 19. Jahrhundertangesammelten Waldkapital, das über den 2.Weltkrieg hinaus ausgebeutet wurde. Als dannauch noch die Alliierten zugriffen und 8,4 Miofm Stammholz als F- und E-Hiebe einschlugen,war die Sorge um die Zukunft des deutschenWaldes und der Landeskultur groß und führte1947 zur Gründung der SchutzgemeinschaftDeutscher Wald.Das Europäische Naturschutzjahr 1970 und diewachsende Sensibilität der Bevölkerung für denUmweltschutz haben die forstlichen Ziele in derFolgezeit stark beeinflusst. Neben die höchsteWertschöpfung aus der Holzproduktion tretengleichrangig die Schutz- und Erholungsfunktionen des Waldes.„Staats- und Körperschaftswald sollen dem Allgemeinwohl in besonderemMaße dienen“, so das Landeswaldgesetz von1976.Hinzu kommen die bedrohliche Entwicklung derWaldschäden- Stichwort Waldsterben-, danndie Jahrhundertstürme 1990 und 1999 undschließlich die nicht mehr zu übersehende Klimaveränderung.24